Keine Überraschung bei der weiblichen Jugend

Die 12 jährige Mona Kellner, die kurz zuvor im internationalen Nachwuchswettkampf in Arco einen hervorragenden 3. Platz gemacht hatte, musste erstmals in der Jugendklasse (bis 16 Jahre) antreten. Sie rutschte in der Quali mit dem sehr guten Platz 6 denkbar knapp am Einzug ins Finale vorbei. Ihren Hattrick musste sie damit auf das kommende Jahr verschieben. Helena Bezold vom starken Erlanger Team hatte die Konkurrenz schon auf dem CLIMB FREE und der Gilchinger Meisterschaft klar distanziert.

Fotostrecke: Münchner Stadtmeisterschaften 2010

Fotos: © Nick Stand (www.nickstand.com)

Sie ließ nach dem Motto “in der Ruhe liegt die Kraft” auch auf der Stadtmeisterschaft nichts anbrennen und schloß verdient mit dem obersten Treppchenplatz in beiden Wertungen ab. Veronika Hofmann (Peiting) musste sich mit Platz 3 der kampfstarken Charlotte “Charly” Roderer (2./München&Oberland) geschlagen geben, konnte jedoch wegen des besseren Gesamtergebnisses Platz zwei beim Oberlandcup für sich verbuchen. Charly stand bei der Pokalübergabe zum Oberlandcup auf dem dritten Treppchen.

Markus Herdieckerhoff fährt seinen ersten Sieg ein

Der 12 jährige Alex Averdunk (München & Oberland), der zum ersten Mal in der Jugendklasse antrat kam dort auf einen ausgezeichneten 10. Rang, was für einen Einzug ins Finale freilich nicht ausreichte. Der zweite Hattrickkandidat musste sich damit ebenfalls auf das nächste Jahr vertrösten. Bei den Zuschauern herrschte Uneinigkeit wer Favorit bei der männlichen Jugend ist. Der gewohnt starke Florian Wientjes (München & Oberland) und Markus Herdieckerhoff vom Wettkampfkader 1 von München & Oberland wurden allgemein als gleichstark eingeschätzt.

Letztlich setzte sich Markus mit einer sehr guten Leistung vor Florian durch und gewann damit auch den Oberlandcup (wegen Gleichstand wurde das Münchener Ergebnis stärker gewichtet). Der erste, wenn auch knappe Wettkampfsieg für Markus in seiner Kletterkarriere. Timo Bechtold und Nico Krüger (beide Peissenberg) kamen auf Rang 3 und 4. Den 3. Pokal des Oberlandcups bekam wegen des besseren Gesamtergebnisses Nico Krüger.

Katrin Lindemann wird Münchner Meisterin bei den erfahrenen Damen

Bei den erfahrenen 40+ Damen stellte Katrin Lindemann (Hausham) ihr besonderes persönliches Können unter Beweis. Sehr routiniert und ohne eine einzige Luxusbewegung kletterte sie am weitesten in dem anspruchsvollen Damenboulder. Hinter ihr platzierte sich, mit einem boulderlastigen und damit sehr klassenuntypischen, beeindruckenden Stil die Erlangenerin Anja Siebenkäss (2.), die damit den Oberlandcupsieg für sich beanspruchte, nachdem sie in Gilching bereits mit einem sehr guten 2. Rang abgeschlossen hatte.

Die starke Erlangenerin Claudia Bezold schrammte ebenfalls nur knapp am Finaleeinzug vorbei, konnte aber mit einem 6. Platz auf der Münchener Stadtmeisterschaft und einem 1. Rang auf dem CLIMB FREE den 2. Pokal des Oberlandcup einheimsen. Am drittweitesten kletterte Brigitte Eger (München & Oberland) bei ihrer ersten Finalteilnahme. Den dritten Platz des Oberlandcup bei den Damen 40+ errang Andrea Sturhahn.

Joachim Thiel bald der ewige 40+ Erste?

Die 40+ Klasse bot einige Überraschungen im Finale. Die Schrauber hatten für die Oldschooler das Herrenfinale mit wenigen Griffchen und Trittchen zusätzlich “aufgetunt”. Sein Stigma, in jedem Finale den zweiten Platz zu machen hatte Joachim Thiel nach seinem überzeugenden Sieg in Gilching bereits abgeschüttelt. In München setzte er sich erneut mit großem Einsatz an die Spitze und konnte den Doppelsieg in beiden Wertungen abholen. Dabei lag er nur ganz knapp vor Jörg Perwitzschky, dem Vater von Moritz. Die Perwitzschkys verfügen über einen sehr ähnlichen Kletterstil: Schnelle Griffwechsel, flüssige und korrekte Bewegung selbst bei komplexen Positionskombinationen unterstützt durch eine hohe Präzision.

Der Papa zeichnet sich noch dazu durch viel Fingerstrom aus. Schade, dass der jüngere der beiden Perwitzschky Brüder, Olaf, in der 40+ Klasse trotz Voranmeldung nicht gestartet ist, vielleicht nächstes Jahr? In der Gesamtwertung erkletterte sich Jörg Perwitzschky den 3. Platz. Den zweiten Platz im Oberlandcup errang der “Bomber von Deggendorf”, Thomas Stallinger, der sich im Finaleboulder von München mit seinem impulsiven, kräftigen Stil Platz 3 erkämpfen konnte. Peter Schneider, ein weiterer Hatrrickkandidat, kam mit den Rythmuswechseln von “Oldschoolschleichen” zum spannungsgeladenen Dynamisieren leider nicht zurecht. Er schloß mit Platz 4 ab.

Maria Beil: über die Autobahn ins Finale

Maria Beil (Traunstein), dreifache Mutter und auf der nationalen Ebene die älteste Wettkampfklettererin, dabei seit Jahren mit ansteigender Leistungskurve (!), hatte sich selbstbewusst in der Damenklasse angemeldet. Sie rechnete sich, obgleich sie schon seit geraumer Zeit zur 40+ Klasse zählt, Chancen auf eine Teilnahme am Münchener Damenfinale aus. Es gelang ihr jedoch laut Qualiergebnis nicht unter die ersten fünf zu kommen. Ein etwas hilfloser Antrag, nun doch bei den Damen 40+ gewertet zu werden, wurde von der Wettkampfleitung abschlägig beschieden.

Enttäuscht setzte sich Maria ins Auto und fuhr zurück nach Traunstein. Weit hinter München erreichte sie ein Anruf der Wettkampfleitung auf dem Handy. Man hatte bei der Auswertung einen Fehler gemacht, mit Platz 5 hatte sie sich gerade noch für das Finale qualifiziert. An der nächsten Autobahnausfahrt wendete Maria sofort und fuhr mit Vollgas zurück nach München-Thalkirchen. Beflügelt von dieser unerwarteten Wende startete sie als Erste im Finale und kletterte on Sight bis nahe an den Topgriff. Der Verdacht kam auf, dass das Damenfinale zu leicht sein könnte.

Dann folgte Isabelle Kautz, die bereits vier Griffe vor der Bestmarke von Maria das Handtuch warf aber dennoch eine persönliche Bestleistung ablieferte. Die ehemalige Leistungsschwimmerin hat erst vor 2 Jahren mit dem Klettern begonnen. Die favorisierte Kathrin Schierl (München & Oberland), die zweifache Münchener Meisterin hatte mit dem flachen Gelände große Schwierigkeiten. Sie konnte nicht in ihren Kletterfluß eintakten, kam kaum weiter als Isabelle und verlor damit auch die Möglichkeit auf ihren Hattrick. Das Damenfinale war offensichtlich nicht zu leicht. Die Wahrheit war: Maria war in Bestform. Sie saß am Mattenrand und realisierte mit einem breiten Grinsen, dass ihre Siegchancen von Minute zu Minute stiegen.

Anna Vogels Sternstunde

Dann startete Anna Vogel, Trainerin im Kletterteam München & Oberland. Sie hatte nach der Quali unerwartet auf Platz 2 gelegen. Anna, überraschte viele Anwesende, weil sie das Finale mit einer für sie ungewöhnlichen Entschlossenheit angriff und fast so weit kletterte wie Maria. Ein absoluter Höhepunkt in Annas bisheriger Kletterkarriere. Nun konnte Maria nur noch von der Siegerin von Gilching, der hochfavorisierten Patrizia Lihs (Landshut) von Platz 1 verdrängen werden. Doch Patrizia kam erstaunlicher Weise mit den boshaften Sloapern, die von den beiden Schrauberinnen Monika Retschy und Sarah Schützenberger in der Traverse platziert waren, nicht zurecht und platzte überraschend zwei Griffe vor Annas letztem Griff aus der Wand. Die Sensation war perfekt.

Maria Beil, eine der ältesten Teilnehmerinnen überhaupt war Münchener Meisterin geworden (vielleicht sollte man vor einer Finalteilnahme grundsätzlich eine Runde auf der Autobahn drehen?). Auf Rang 2 folgte Anna Vogel. Platz 3 machte Patrizia Lihs. Den Sieg des Oberlandcups, die unter den Kletterern begehrtere Trophäe, konnte Patrizia wegen ihres (souveränen) Sieges in Gilching jedoch niemand streitig machen. Anna Vogel hatte auf dem CLIMB FREE mit Platz 4 abgeschlossen und stand deshalb hochzufrieden auf dem zweiten Treppchen bei der Ehrung der Oberlandcupsieger. Den 3. Rang beim Oberlandcup erkletterte sich Vera Diete, die in München mit Platz 6 nur knapp die Finalteilnahme verfehlte.

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QuelleNils Schützenberger, Fotos: Nick Stand