Rudi Erlacher, Josef Loferer, Ilse Aigner, Ulrike Scharf und Peter Solnar bei der Unterzeichnung der Urkunde (v.l.n.r). (c) DAV/Hans Herbig
Rudi Erlacher, Josef Loferer, Ilse Aigner, Ulrike Scharf und Peter Solnar bei der Unterzeichnung der Urkunde (v.l.n.r). (c) DAV/Hans Herbig

Unter einem weißblauen Himmel und vor rund 150 Gästen unterzeichneten Rudi Erlacher, Vizepräsident des Deutschen Alpenvereins, sowie die Bürgermeister von Schleching und Sachrang, Josef Loferer und Peter Solnar, die gemeinsame “Bergsteigerdorf-Deklaration”.

In seiner Ansprache zeigte sich Rudi Erlacher sehr erfreut: “Wir haben jetzt drei Bergsteigerdörfer in den bayerischen Alpen. Das ist ein wichtiges Signal. Der Schutz der Bergwelt und ein naturnaher Tourismus sind die Basis einer wirtschaftlich tragfähigen Entwicklung für die Kommunen im bayerischen Alpenraum.” Unter den Ehrengästen waren Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf und der Generalsekretär der Alpenkonvention Markus Reiterer.

Zwei Täler, zwei Orte, eine Bewerbung

Schleching und Sachrang liegen in den benachbarten Tälern der Prien und der Achen. Zwischen den beiden Orten liegt der Geigelstein, einer der bekanntesten Chiemgauer Berge. Mit ihm identifizieren sich die Bewohner sowohl von Schleching als auch von Sachrang – es ist ihr “Hausberg”. Es lag deshalb nahe, sich gemeinsam als Bergsteigerdörfer zu bewerben. “Heimatverbundenheit, eine intakte Dorfgemeinschaft mit gelebtem Brauchtum, Pflege der Kulturlandschaft, Besitz hochwertiger Naturräume, naturverträglicher Tourismus und dies inmitten einer herrlichen Bergwelt – genau so lebt Schleching schon immer”, sagte Josef Loferer im Rahmen des Festaktes. “Das Konzept der Bergsteigerdörfer ist wie maßgeschneidert für uns – und natürlich auch für unsere Partnergemeinde auf der anderen Seite des Geigelsteins.”

Peter Solnar fand deshalb auch ähnliche Worte: “Sachrang ist nicht nur ein Ort, Sachrang ist unser Leben, unsere Heimat, unser Zuhause, unser Dorf, in der Vergangenheit, im Jetzt und in der Zukunft. Dies wird uns durch die Auszeichnung zum Bergsteigerdorf wieder bewusst und wir sind froh, dass wir diese Ehrung erhalten, weil wir so sind, wie wir sind”. Unter dem Dach der Bergsteigerdörfer werden nun neue gemeinsame Projekte ins Leben gerufen. Eine Idee ist zum Beispiel eine Ringbuslinie von einem Tal ins andere. Ein starkes Symbol für die künftige Zusammenarbeit ist mit der Wahl des Ortes für die feierliche Auszeichnung schon einmal gesetzt: Die Priener Hütte liegt am Geigelstein und damit genau in der Mitte zwischen Schleching und Sachrang.

Zu den Ehrengästen zählten Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf. (c) DAV/Hans Herbig
Zu den Ehrengästen zählten Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf. (c) DAV/Hans Herbig

Ehrengäste: Ulrike Scharf und Ilse Aigner

Die erhebliche tourismuspolitische Bedeutung der Auszeichnung von Schleching und Sachrang als Bergsteigerdörfer war nicht nur an der großen Zahl der Gäste abzulesen, sondern auch an deren Zusammensetzung. Zwei Ministerinnen der bayerischen Staatsregierung nahmen sich die Zeit, gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der Alpenvereine und der Gemeinden sowie den anderen Gästen gute zwei Stunden zur Priener Hütte zu wandern und beim Festakt als Rednerinnen aufzutreten.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sagte:
“Bayern ist das beliebteste Reiseziel in Deutschland. Wir haben eine vielfältige Kultur, traumhafte Landschaften und eine aktiv gelebte Tradition. Bergsteigerdörfer wie Schleching und Sachrang verbinden all dies in einzigartiger Weise und stehen damit symbolisch für Bayern. Im Rahmen der Alpenstrategie der bayerischen Staatsregierung sind die Bergsteigerdörfer daher ein wichtiger Impuls für eine positive Entwicklung des Alpenraums als Wirtschafts-, aber vor allem auch Urlaubsregion. Damit schaffen wir die Voraussetzungen, dass sich neue wirtschaftliche Perspektiven ergeben, ohne die Einzigartigkeit von Natur und Kultur zu gefährden”.

Die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf unterstrich:
“Bergsteigerdörfer stehen für unverfälschten und sanften Naturtourismus im Alpenraum. Hier wird Tourismus und Umweltschutz in Einklang gebracht. Der DAV hat mit seiner Initiative für Bergsteigerdörfer in Bayern einen zukunftsweisenden Weg eingeschlagen. Als Umweltministerin stehe ich voll und ganz hinter der Idee der Bergsteigerdörfer. Bergsteigerdorf zu werden, ist eine Grundsatzentscheidung für die künftige Gemeindeentwicklung. Der Einsatz für die Naturheimat ist ein Markenzeichen der Menschen in den Tälern von Prien und Tiroler Achen. Schleching und Sachrang sehen ihre Zukunft und ihr touristisches Kapital im Erhalt ihrer gewachsenen Natur und Landschaft. Beide Orte sind damit Vorbild und Beispiel für weitere bayerische Berggemeinden.”

Bergsteigerdörfer ohne Grenzen

In Österreich sind inzwischen 20 Gemeinden zu Bergsteigerdörfern ernannt worden. Nach Ramsau bei Berchtesgaden sind Schleching und Sachrang nun der zweite und der dritte Ort in Deutschland, die diese Auszeichnung erhalten. Als vierte Gemeinde in Deutschland wird Kreuth am Tegernsee im Frühjahr 2018 dazukommen. Die Initiative der Bergsteigerdörfer wird nun aber auch in weitere Regionen getragen: So wird am 23. Juli mit Matsch im Vinschgau das erste Bergsteigerdorf in Südtirol gefeiert, in 2018 wird Jezersko in Slowenien das Netzwerk bereichern.

Bergsteigerdörfer – Engagement für sanften Tourismus und Nachhaltigkeit

Bergsteigerdörfer sind beispielhafte Vorzeigeorte, die sich aktiv für eine alternative Tourismusentwicklung und den Schutz der alpinen Natur und Landschaft stark machen. Sie verzichten auf technische Erschließungsmaßnahmen, bewahren alpine Natur, pflegen alpine Kultur und Traditionen und fördern naturnahen Tourismus durch Bergsport. Im Mittelpunkt stehen erlebnisreiche Bergsportaktivitäten in intakter Natur. Damit setzen Bergsteigerdörfer gezielt auf eine ganzheitliche, regionale Entwicklung und stellen ein Gegengewicht zu gängigen landschafts- und ressourcenintensiven Tourismusformen dar. Das Projekt wurde ursprünglich vom österreichischen Alpenverein initiiert, inzwischen sind der Deutsche Alpenverein, der Alpenverein Südtirol und der Alpenverein Slowenien gleichwertige Projektpartner.

Weiterführende und aktuelle Informationen gibt es unter alpenverein.de/bergsteigerdoerfer und facebook.com/bergsteigerdoerfer sowie in der Broschüre Bergsteigerdörfer am Geigelstein.

QuelleDeutscher Alpenverein, Fotos: DAV/Hans Herbig