David Lama (c) Manuel Ferrigato, Red Bull Content Pool
David Lama (c) Manuel Ferrigato, Red Bull Content Pool

Im vierten Versuch hat David Lama es geschafft: Als erster Alpinist hat er den Lunag Ri bezwungen. Dieser galt als einer der höchsten noch nie erklommenen Gipfel Nepals und zudem als sportlich äußerst anspruchsvoll, wie der 28-Jährige betont: „Unbestiegene Berge gibt es noch genug, aber viele davon sind im Gegensatz zum Lunag Ri vom bergsteigerischen Anspruch wenig reizvoll.“

Den ersten Anlauf hatte David Lama vor drei Jahren gemeinsam mit der US-Kletterlegende Conrad Anker unternommen. Nur 300 Meter unterhalb des Gipfels musste das Duo die Besteigung nach einer taktischen Fehlentscheidung abbrechen. Conrad Anker bezeichnete den beschwerlichen Anstieg danach als „alpines Klettern am Limit – das war richtig schwierig dort oben!“

David Lama am Lunag Ri (c) Martin Hanslmayr, Red Bull Content Pool
David Lama am Lunag Ri (c) Martin Hanslmayr, Red Bull Content Pool

Noch dramatischer verlief der zweite Versuch im Jahr 2016. Conrad Anker erlitt auf 6000 Meter Höhe einen Herzinfarkt und musste nach dem gemeinsamen Abstieg ins Krankenhaus ausgeflogen werden, wo er erfolgreich operiert wurde. David Lama wagte den nochmaligen Aufstieg im Alleingang, gab aber 250 Meter unterhalb des Gipfels völlig erschöpft auf. „Diese Anstrengungen waren einer meiner extremsten Grenzgänge“, beschrieb er danach diesen Solo-Versuch.

Auch nach dieser einschneidenden Erfahrung behielt David Lama die Besteigung des Lunag Ri fest im Blick, wollte jedoch Conrad Anker die Zeit geben, zu genesen und in Ruhe seine Entscheidung hinsichtlich einer Rückkehr zu treffen. Anfang 2018 teilte Anker dem Österreicher mit, dass ihm die gesundheitlichen Umstände einen weiteren Versuch am Lunag Ri nicht erlauben. Lama entschied daraufhin, die Mission alleine anzugehen. Das gesamte Frühjahr und den Sommer bereitete er sich in den Alpen intensiv auf die Solo-Begehung vor.

Ende Oktober passten die äußeren Bedingungen. Mitten in der Nacht brach er in der Dunkelheit auf. Drei Tage lang kämpfte sich David Lama bei eisigen Temperaturen von minus 30 Grad Celsius und stürmischem Wind von bis zu 80 km/h über den Nordwestgrat den Berg hinauf, übernachtete zweimal im Biwak. In anspruchsvollem kombiniertem Gelände musste Lama sowohl steile Schneefelder und sprödes Eis als auch Felspassagen im Alleingang überwinden.

David Lama am Lunag Ri (c) Sean Haverstock, Red Bull Content Pool
David Lama am Lunag Ri (c) Sean Haverstock, Red Bull Content Pool

An besonders exponierten Stellen sicherte er sich selbst, die meiste Zeit kletterte er ohne Seil. „Die drei Tage am Lunag Ri waren mitunter die intensivste Zeit, die ich jemals an einem Berg erlebt habe“, berichtet er. „Allein zu sein, hat dieses Gefühl nochmals verstärkt, genauso wie alles, was ich seit meinem ersten Erstbesteigungsversuch mit Conrad Anker 2015 erlebt habe.“

Nach äußersten Kraftanstrengungen war es schließlich vollbracht: David Lama stand auf dem markanten Gipfelsporn des Lunag Ri. Nach dem ebenso gefährlichen Abstieg erreichte er in der Nacht erschöpft, aber glücklich das Basislager.

Über David Lama

David Lama wurde 1990 als Sohn einer Innsbruckerin und eines nepalesischen Bergführers in Innsbruck geboren. Bereits mit fünf Jahren entdeckte der Tiroler Extrembergsteiger Peter Habeler Lamas außergewöhnliches Talent für das Klettern, das er unter Trainer Reinhold Scherer rasant fortentwickelte.

Nach einer Vielzahl von Siegen bei internationalen Juniorenwettbewerben wurde er 2006 der bis dahin jüngste Weltcupsieger der Geschichte und der erste Kletterer, der in seiner Debütsaison einen Boulder- und einen Vorstieg-Weltcup gewann. Nach zahlreichen Wettkampferfolgen verschrieb sich David Lama 2010 komplett dem Alpinismus. Er verzeichnet zahlreiche anspruchsvolle Erstbegehungen, darunter die erste freie Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre oder die Route „Bird of Prey“ am Moose’s Tooth in Alaska.

Weitere Informationen finden Sie auf www.david-lama.com

QuelleSimone van Slingerland, Fotos: Haverstock, Ferrigato, Hanslmayr, Red Bull Content Pool