Gietl und Messini klettern neue Mixed-Linie durch Pordoi Westwand (c) Archiv Gietl
Gietl und Messini klettern neue Mixed-Linie durch Pordoi Westwand (c) Archiv Gietl

Die beiden Alpinisten starteten am Vortag die rund 600 Meter hohe Tour (5, M5, A0, WI6) in einer neuen Linie der Pandora. Sie bewältigten die steile Kletterei, die in den
ersten beiden Seillängen klassisches Mixed-Gelände und im weiteren Verlauf bis zum Gipfel eine sehr schwierige Eisklettertour (WI6) darstellt.

Gietl und Messini biwakierten eine Nacht auf rund 450 Metern Höhe und setzen ihre Besteigung am zweiten Tag fort. Den Ausstieg des Eisfalls erreichten sie am Nachmittag des 17. Dezembers – ein perfektes Weihnachtsgeschenk für die Kletterer.

'Pandora' an der Pordoi Westwand (c) Archiv Gietl
‘Pandora’ an der Pordoi Westwand (c) Archiv Gietl

Die steile Wandflucht der Pordoi-Westwand inmitten der Südtiroler Dolomiten ist bei Alpinisten und Kletterern weit über die Grenzen Italiens hinaus bekannt. In der kalten Jahreszeit entstehen dort beeindruckende Eisformationen – im aktuellen Winter gibt es besonders seltene Gebilde.

Die beiden Profikletterer Simon Gietl (35) und Vittorio Messini (32) erfuhren Anfang Dezember von einer ganz besonderen Eisspur in der Pandora, die sich im oberen Teil der Wand links neben der bekannten Route Niagara gebildet hatte.

Die beiden beschlossen, sich der außergewöhnlich steilen und anspruchsvollen Eiskletterei zu stellen: Rund 450 Meter über dem Einstieg hatte sich ein eindrucksvolles Eisgebilde geformt, der Fokus und damit die größte Herausforderung der geplanten Besteigung lag für die beiden Kletterer auf den rund 150 steilen Klettermetern im obersten Teil des Eisfalls.

Die eingespielte Seilschaft kombinierte in der Begehung im unteren Teil die beiden Routen Abram und Niagara , um auf der für sie logischsten Linie durch das Mixed-Gelände zur darüber liegenden Eiskletterei zu gelangen. Weiter kletterten sie diagonal zu einer auffallenden Verschneidung und streiften stellenweise die Route Dornröschen.

Trotz der eindrucksvollen Felsqualität gestaltete sich das Klettern entlang der mit Schnee bedeckten Felsen sehr heikel und abschnittweise kritisch. Unter dem Eisgebilde angelangt, errichteten sie ihr Biwak auf einem schmalen Band in rund 450 Metern Höhe.

Sie starteten am Morgen des 17. Dezember 2019 und konnten nach extrem steiler und anspruchsvoller Eiskletterei den Ausstieg des Eisfalls um 16 Uhr erreichen.

“Am Ende des der faszinierenden Eiskletterei der Pandora verspürte ich eine große Genugtuung und Freude darüber, dass wir dieses einzigartige Geschenk der Natur klettern und auf diesem Wege annehmen konnten“, berichtet Simon Gietl, SALEWA-Athlet. “Insgesamt war es eine mehr als abenteuerliche Aktion in einer wilden alpinen Umgebung.”

Routeninformationen
Route: “Pandora”
Schwierigkeit: 5, M5, A0, WI6 (600M)

QuelleStephanie Bartl, Foto: Archiv Gietl