Stefan Glowacz: Von 100 auf 0 (c) Bernhard Spöttel/Red Bull Content
Stefan Glowacz: Von 100 auf 0 (c) Bernhard Spöttel/Red Bull Content

2019 kletterte er an Grönlands Ostküste im Scoresby Sund eine spektakuläre Erstbegehung. 2020/21 erscheinen ihm diese Expeditionen nur noch wie ein schöner, ferner Traum. Corona stellte und stellt das Leben von Stefan Glowacz, der zu den weltweit kreativsten und bekanntesten Abenteurern und Kletterern zählt, völlig auf den Kopf.

Das Virus entzieht ihm – wie allen Menschen – die bis dahin für selbstverständlich gehaltene Reisefreiheit, die Freiheit in die entlegenen Winkel der Erde aufzubrechen. Expeditionen für die nahe Zukunft sind nicht mehr planbar. Die vielen Publikumsvorträge und jene vor Führungskräften, wurden ab Mitte März 2020 abgesagt bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben.

Fotostrecke: Stefan Glowacz

Was macht eigentlich ein Profisportler, dessen Lebens- und Einkommensgrundlage auf Mobilität und der Dokumentation des Erlebten basiert? Was passiert, wenn diese Grundlage von heute auf morgen plötzlich nicht mehr existiert, das Leben von einem Tag auf den anderen sprichwörtlich von 100 auf 0 abgebremst wird?

Auf seinen zahlreichen Expeditionen hat Stefan Glowacz gelernt, mit außergewöhnlichen Situationen und sich plötzlich veränderten Bedingungen umzugehen, sich ihnen zu stellen und die entsprechenden Aufgaben zu lösen.

Auch die Corona-Pandemie sieht er trotz gravierender Einschnitte in sein Leben und trotz des gesundheitlichen Risikos für ihn als Leistungssportler keineswegs als „persönliche Katastrophe“.

„Unser aller Leben wird sich langfristig verändern. Die Unbeschwertheit, mit der wir unsere Freiheit und Unabhängigkeit bisher genießen konnten, ist passé. Viele selbständig oder freiberuflich tätige Menschen, dazu zähle ich mich selbst, werden sich – teils notgedrungen – neu erfinden müssen, um ihre Existenz zu sichern.

Als Abenteurer definiere ich das Leben längst als eine lange Expedition in eine unbekannte, zum Teil bedrohliche Region. Die Menschheit wird neue Wege einschlagen (müssen). Was mein persönliches Leben betrifft, bin ich trotz aller Einschränkungen, Veränderungen – nichts wird mehr so sein wie vor Corona – weder frustriert noch hoffnungslos.

Dass wir Neuland betreten werden, definiere ich nicht als Bedrohung, sondern als spannende Herausforderung.“

QuellePeter Esser, Fotos: Archiv Glowacz, M. Attenberger, B. Spöttel/Red Bull Content