Der Boom geht weiter – Augsburger Meisterschaft mit Teilnahmerekord

Nachdem
sich im letzten Jahr Mitte Dezember etliche Teilnehmer bei eisigen
Temperaturen einen „gscheidn Katarr“ (norddt: Grippe) 
eingefangen hatten, spielte die Augsburger Wettkampfcrew dieses Mal
ganz bewusst schon im September auf.  Das milde
Spätsommerwetter zog über 100 Wettkampfkletterer auf das
Gelände der DAV-Halle im Sportcenter Augsburg-Süd. Damit
stand beim Start um 10.30 Uhr bereits fest: neuer Teilnehmerrekord
– lockere Spasswettkämpfe sind weiterhin „in“.

Wer
dabei war, blieb in den 6 Stunden der Vorrunde eigentlich ständig
unter Strom, denn um ins Finale zu kommen, musste man alle Boulder und
Stationen durchorgeln und das waren nicht wenige. 45 raffinierte und
phantasievolle Boulder warteten auf ihre Bezwinger. Darunter einer,
dessen Top sich sinnigerweise kurz über dem Boden befand und
daher, sehr zur Freude mancher Zuschauer, nur aus einer kopfüber
an den Füssen hängenden Position zu erreichen war.
Darüberhinaus gab es einige ganz ungewöhnliche Stationen: ein
halbes Dutzend an einem Strick hintereinander aufgehängte
Autoreifen musste erklommen werden, ein High Jump an eine Glocke war
ebenso Pflicht, wie Einradfahren (wahlweise Snakeboard oder ein
ähnlich wackeliges Fahrgerät), Bierglaskegeln,
Pyramidenwerfen, etc.. Selbstverständlich wiesen auch alle
letztgenannten Stationen eine ordentliche Zonen-, Flash- und
Topbewertung auf (was sonst?).

Abgerundet wurde der Wettkampf
durch jeweils 2 Vorstiegsrouten je Wertungsklasse (bei den Kindern eine
davon im Toprope). Die Routen waren dieses Jahr bewusst leichter
angesetzt worden. Dennoch tropften einige gute Kletterer noch vor dem
Top ab. Als am frühen Abend mit der Kuhglocke des High Jumps zum
Finale geläutet wurde, dominierten die zahlenmässig sehr
stark vertretenen Kader der DAV-Sektionen Oberland, Regensburg und
Augsburg. Kein Wunder, die Kids vom Kletterteam Oberland waren sogar
mit einem eigenen Reisebus in Augsburg eingefallen.

Im
Kinderfinale bewies die bereits bekannte Theresa Woll (Augsburg), dass
mit ihr in den nächsten Jahren auf Landes- und Bundesebene zu
rechnen ist. Nach dem dritten Versuch knackte sie den Boulder top und
musste sich dann nur noch dem enorm starken Lukas Bolesch (Bayerland)
geschlagen geben. Platz drei belegte Markus Herrdieckerhoff (Oberland)

Weil
im letzten Jahr eine Reihe sehr starker Mädels im Finale
beeindruckten, bot dieses Jahr  Schrauber Michi Kies ein
ziemliches Brett. Dementsprechend schwer taten sich die Aspirantinnen.
Die meisten arbeiteten sich an den ersten vier Griffen ziemlich auf.
Schließlich beanspruchte Nicole Greiner (Augsburg) Platz 2
für sich, knapp gefolgt von Antonia Tauscheck (Oberland). Als
einzige brillierte Monika Retschy (Oberland) im Finale der weiblichen
Jugend. Sie zog schon im ersten Versuch drei Viertel des Boulders und
nahm sich damit verdient den ersten Platz.

Auch bei den Damen
machte der Start etwas Schwierigkeiten, letztendlich dominierte wie
erwartet Manuela Heisele (Augsburg). Obwohl gar nicht so recht in Form,
zauberte sie einen Durchgang im Flash bis zum vorletzten Griff und
erntete tosenden Applaus für ihre Bestleistung. Platz zwei und
drei gingen an Steffi Nathar (Peißenberg) und Alexandra Peter aus
Regensburg.

Das Finale der männlichen Jugend startete
ähnlich zäh wie das der Mädels. Die Kandidaten zogen
sich vergeblich an den ersten Griffen die Arme lang, obwohl das
Schiedsgericht ein Einsehen hatte und noch flugs einen besseren
Starttritt dazuschraubte. Erst als die beiden jungen Oberländer
Simon Lang (Platz 3) und Kilian Kastner (Platz 2) zeigten, wo`s lang
geht und den Boulder bis zur Hälfte flashten, war wieder volle
Begeisterung beim Publikum zu spüren. Am Schluss machte Simon
Unger (Augsburg) klar, dass er ein bisschen mehr Erfahrung hat und
errang souverän den ersten Platz.

Für
das Finale der Herren der Schöpfung hatten sich die Schiedsrichter
ein besonderes Schmankerl einfallen lassen. Der Boulder startete erst
steil-schräg nach oben, um dann mit einem Längenzug
plötzlich nach unten an einen waagrechten Zangengriff zu
führen. Wer den nicht halten und zum nächsten Griff
weiterziehen konnte, dem eröffnete sich eine extravagante
Gelegenheit: Ein Sprung direkt in das unter dem Zangengriff
befindliche, mit eiskaltem Wasser gefüllte Planschbecken, auf gut
deutsch: eine A…bombe versenken. Verständlich, dass kein
einziger der männlichen Finalisten sich dazu berufen fühlte,
sich eine derartige Blösse zu geben. Dementsprechend stellte sich
bei denen, die bis in den Landebereich Planschbecken vordrangen,
zwangsläufig die Fragedavor kneifen oder danach.

Den
meisten gelang mit überwiegend nur einem nassen Fuss der Absprung
davor – lautstarke Buhrufe zeigten die berechtigte Enttäuschung
des Publikums. Maxi Wörner, heute in Topform, bot dafür zum
Ausgleich einen astreinen Durchgang bis zum Zielgriff und setzte sich
damit unschlagbar aufs oberste Treppchen. Alleine Julian Gritsch
(Regensburg) konnte mit seiner ganz persönlichen Bestleistung das
Pulikum noch zu weiteren Ovationen begeistern. Todesmutig liess er sich
bis zum Zangengriff ab und …. landete in Zeitlupe mit
Haltungsnote eins einen Volltreffer. Matthias Maier sicherte sich
vergleichsweise trocken den 3. Platz.

Die Augsburger
Meisterschaft wäre nicht die Augsburger Meisterschaft, wenn nicht
zu guter letzt auch noch die Organisatoren deutlich Flagge gezeigt
hätten. Einer der Hauptverantwortlichen für die
Finalplantscherei war erklärtermassen Ferdinand
„Ferdl“ Triller. Zum Dank für sein Engagement wurde
Ferdl mit aktiver Hilfestellung der männlichen Finalteilnehmer aus
dem Publikum gezerrt und zur Durchführung eines fulminanten
Bauchplatschers in das kühle Nass „überzeugt“ .
Die anschliessende Wasserschlacht unter Teilnahme vieler Anwesender
liess den Abend wohltuend ausklingen. Erst spät (21.30 Uhr) wurde
nach Auftritt eines Feuerspuckers zum Aufbruch geblasen. Viele, die
müde und abgekämpft, aber glücklich, den Ort des
Geschehens verliessen, waren sich einig, dass dieser Tag in Augsburg
(wieder mal) ein ganz Grosser war.

Nils Schützenberger

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Ergebnis Augsburg (PDF)

QuelleText & Fotos: Nils Schützenberger