European Youth Bouldercup 2011: Die ersten Jugendeuropameister im Bouldern stehen fest

Knapp 150 Jugendboulderer aus 21 Nationen hatten sich zum Finale des European Youth Bouldercups 2011 in München eingefunden.

Fotostrecke: European Youth Bouldercup 2011 in Muenchen

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Fotos: © Jorgos Megos, Christoph Gabrysch (DAV)

Nur eine Woche zuvor hatte die Auftaktveranstaltung und Wettkampfpremiere zur europäischen Jugendbouldermeisterschaft in Meran (ITA) stattgefunden. Während an anderer Stelle in München beim Oktoberfest angezapft wurde, wurde in der Boulderwelt ordentlich angezogen: 12 Boulder mussten alle Teilnehmer in der Qualifikation absolvieren, die besten 6 aller Altersklassen wurden dann schließlich zum Finale nach Weltcupmodus zugelassen.

Wie schon in Meran waren aus deutscher Sicht diesmal wieder etliche Starter aus den Landesverbänden am Start, die sich über die deutsche Jugendbouldermeisterschaft in Frankfurt qualifiziert hatten. Mit 31 Startern stellte Deutschland damit auch das stärkste Team. Das musste sich wie alle anderen Teilnehmer auch den Boulder-Kreationen einer erlesenen Routenbauer-Crew stellen: Altmeister und Routenbauer-Legende Jacky Godoffe (FRA), Weltcup-Boulderschrauber Tonde Katiyo (FRA), Boulderwelt – Inhaber Dave Cato sowie die deutschen Routenbauer Robert Heinrich und Matze Conrad hatten in langen Tagen und Nächten insgesamt 61 Boulder geschraubt und getestet – ein echter Kraftakt. Der hatte sich allerdings wirklich gelohnt, denn die Boulder waren durch die Bank vom Allerfeinsten und fragten alle relevanten Boulderskills ab.

Nach einem langen Qualifikations-Samstag gab es aus deutscher Sicht gleich vier Mal Grund zur Freude, hatten mit Jan Hojer (Frankfurt, Junioren), Christoph Hanke (München-Oberland; Jugend A), David Firnenburg (Alpinclub Hannover, Jugend A) und Lena Herrmann (Alpinclub Hannover, Jugend A) doch vier Kletterer im grünen Leibchen das Finale erreicht. Beinahe wären es sogar noch mehr geworden, denn mit Isabell Leiner (Zweibrücken, Juniorinnen, Platz 7), Alexander Megos (Erlangen, Junioren, Platz 7) sowie Hannah Bähr (Schwäb.-Gmünd, Jugend B, Platz 8) schrammten drei weitere DAVler knapp am Finale vorbei.

Hier waren dann zuerst die weiblichen Startklassen an der Reihe: Die einzige deutsche Starterin im Mädels-Finale hatte bereits in der Qualifikation ihre Schlappe von Meran, wo sie sich als Letzte weit unter Wert verkauft hatte, wieder wettgemacht. Im harten Finale gelang es dann nur zwei der A- Mädels überhaupt, einen Boulder zu klettern – eine der beiden war Lena Herrmann, die am zweiten Boulder voll ihre Länge ausspielen konnte und mit Ablauf der Zeit noch den entscheidenden und erfolgreichen Versuch mit einem beherzten Sprung an ein Volumen setzen konnte. Nur noch Katja Kadic (SLO) konnte den gleichen Boulder klettern – benötigte dafür allerdings zwei Versuche weniger als Herrmann. Alle anderen Finalistinnen gingen leider komplett leer aus. Damit holte sich Herrmann den zweiten Platz und ihr erstes Podium bei einem internationalen Wettkampf – eine großartige Leistung für die hochgewachsene junge Dame, die neben ihren Wettkampferfolgen auch am Fels bereits Routen bis 8b punkten konnte.

Die weiteren Siege in den weiblichen Altersklassen gingen an Annalisa de Marco (ITA, Jugend B) und Petra Klingler (SUI, Juniorinnen). Die Performance der Schweizer Weltcup-Boulderin, die 2011 bereits zweimal in einem Weltcup-Finale bei den Damen gestanden hatte, war dabei besonders beeindruckend: Während keine ihrer Konkurrentin mehr als zwei Boulder klettern konnte, flashte die Eidgenössin kurzerhand jeden Finalboulder – eine starke Leistung!

Bei den Jungs gab es dann drei Deutsche im Finale, die es anzufeuern galt. Leider hatten die A- Jugendlichen nicht nur mit vielleicht einem Ticken zu harten Bouldern zu kämpfen, sondern es fehlte den deutschen Startern auch das letzte Quäntchen Glück. So gingen David Firnenburg und Chris Hanke leider komplett leer aus und mussten sich mit den Plätzen fünf und sechs begnügen – mit einem gekletterten Boulder hätte man schon auf dem Podium gestanden. So ging der Sieg mit einem Top im Flash an Gael Marty (FRA) vor Michael Piccolruaz (ITA) und Sergey Luzgetskiy (RUS).

Dafür holte dann der dritte DAVler im Bunde die Kohlen wieder aus dem Feuer: Jan Hojer zeigte gleich beim ersten Boulder, wo die Reise hingehen soll: aufs Treppchen! Mit einem Flash stieg der Frankfurter optimal in den Wettkampf ein; Boulder zwei konnte der deutsche Bouldermeister dann sogar als Einziger klettern.Damit setzte sich Hojer, der in Meran noch mit den Elementen (25 Grad im Schatten) und dem Pech (zweimal vom Topgriff im Finale abgerutscht) zu kämpfen hatte, an die Spitze des Feldes und sollte die Führung auch bis zum Ende nicht mehr abgeben. Mit drei Tops holte sich Hojer souverän den Sieg vor den beiden Franzosen Sebastien Valran und Weltcup-Ass Francois Kaiser.

Damit reichte es Hojer in der Gesamtwertung zur Jugend-Europameisterschaft nach dem 6. Platz in Meran zum Vizemeistertitel hinter Max Rudigier (AUT), der nach seinem Sieg in Meran in München auf Platz vier landete. Für Hojer, der in dieser Saison bei den Boulderweltcups mit den Plätzen 13 (Sheffield) und 10 (München) schon gezeigt hatte, dass er auch international ganz vorne mitmischen kann, ist dieses Ergebnis eine weitere Bestätigung, dass sich die Spezialisierung auf das Bouldern auszahlen könnte. Man darf also gespannt sein, wie sich Hojer im nächsten Jahr bei den Boulder-Weltcups schlagen wird!

Bei den Jugend B-Jungs war das Finale eine knappe Angelegenheit: Mit drei gekletterten Bouldern sicherte sich der jüngere der Kaiser-Brüder, Lucas, den Sieg vor Jakob Heber Norum (NOR), der einen Versuch mehr benötigte. Rang drei belegte Kaisers Landsmann Jeremy Vaz.

Nach dem Wettkampf stand dann noch ein echter Siegerehrungsmarathon an: Dreizehn Podien mit Tages- und Gesamtwertung wollten geehrt werden. Hier gab es mit der Teamwertung auch noch ein weiterer Grund zur Freude für die deutschen Teilnehmer: Hinter den siegreichen Franzosen belegte das deutsche Team Rang zwei vor Österreich. Neben Jan Hojer schaffte es ansonsten leider keiner der DAVler mehr auf das Gesamtwertungs-Podium; trotzdem gab es insgesamt eine starke Teamleistung der deutschen Truppe – 8 DAVler schafften es in die Top10 der europäischen Bouldermeisterschaft.

So ging eine erfolgreiche Doppelpremiere zu Ende: Der erste europäische Jugendbouldermeistertitel war vergeben und die Münchner Boulderwelt hatte zusammen mit dem DAV ihren ersten internationalen Wettkampf ausgerichtet. Ein besonderes Dankeschön gebührt an dieser Stelle auch dem Team der Boulderwelt um Markus Grünebach und Dave Cato, die nicht nur ihre Location zur Verfügung stellten, sondern auch den Nationalteams freundliche Gastgeber waren. Viele der angereisten Teams zeigten sich beeindruckt von der schieren Größe der Boulderwelt und den Möglichkeiten – Grünebach und Cato luden daraufhin spontan alle Nationalteams zu kostenlosen Trainingslehrgängen ein.

Auch die eingespielt Helfertruppe der DAV-Sektionen München und Oberland trug einmal mehr zum Gelingen des Wettkampfs bei: Nur vier Wochen nach dem Highlight Boulder-Weltcup im Olympiastadion stand das Helferteam erneut voll motiviert auf der Bouldermatte und sorgte dafür, das hinter den Kulissen alles reibungslos über die Bühne ging.

Nach dem Testballon EYC Bouldern in diesem Jahr ist klar, dass das Format – fast erwartungsgemäß – ein echter Erfolg ist. 2012 stehen bereits drei europäische Jugendbouldercups auf dem Kalender, ein weiterer steht auf der Warteliste. Für die Kletterer des DAV Jugendkaders geht es nach einer kleinen Pause nun aber erst einmal wieder mit den Lead-Wettkämpfen weiter – Mitte November steht in Pau (FRA) der vorletzte der diesjährigen Lead-EYCs auf dem Terminplan.

Komplette Ergebnisse und Ranking zur europäischen Jugendbouldermeisterschaft unter www.ifsc-climbing.de

überwww.ifsc-climbing.org
QuelleMatthias Keller (DAV), Fotos: Jorgos Megos, Christoph Gabrysch