Interview mit dem Routensetzer Guido Unterwurzacher

Guido Unterwurzacher ist bei Glace Glisse 2011 der Mann, der dafür sorgt, dass die Athleten an der Wettkampfwand so richtig ins Schwitzen kommen. Er wird nämlich die anspruchsvollen Wettkampfrouten an der 16 Meter hohen Eis- und Holzwand gestalten.

Lieber Guido, Du bist verantwortlich für das “Bauen” der Wettkampfrouten für Glace Glisse. Worauf dürfen sich die Athleten gefasst machen?

Das ist richtig. Von meiner Seite her dürfen sich die TeilnehmerInnen auf abwechslungsreiche, kraftvolle Routen freuen, die das gesamte Bewegungsrepertoire fordern. Da die Wettkampfwand im Vergleich zu anderen bekannten Wänden etwas flacher ist, ist das auch als Routensetzer eine Herausforderung für mich.

Wie 'baut' man denn eigentlich eine Route im Eis – welche Elemente kommen zum Tragen, wie werden Eis und Holzwand präpariert?

Eine Route im reinen Eis für ein breites Teilnehmerfeld zu bauen ist eine überaus schwierige Aufgabe, denn mit jedem Pickelschlag verabschiedet sich ein Teil des gefrorenen “Goldes”. Deshalb ist es notwendig, sogenannte “Hooks” einzubauen, an denen die TeilnehmerInnen ihre Eisgeräte “einhängen” können, ohne das Eis durch heftige Schläge in Mitleidenschaft zu ziehen. Ein reiner Eiswettkämpf wäre aber nie so spannend wie ein Mixedwettkampf (wie bei Glace Glisse), denn wenn man gewisse Features wie Steine, Risse, Holzplatten, Zapfen usw. einbaut, wird der Einsatz der Geräte deutlich anspruchvoller. Und das soll es ja auch sein. Ich denke also, es wird ein spannender Wettkampf werden, für die Bewerber, das Publikum und auch für mich!

Schon bei anderen Eiskletterwettkämpfen, wie beispielsweise dem “Pray for Ice” in Innsbruck, hast Du die Routen entwickelt. Wie wird man Routenbauer, war das schon immer ein Traum?

Eigentlich war es eher Zufall, dass diverse Veranstalter an Hias Schiestl und mich herangetreten sind. Routensetzer ist ein sehr kreativer und spannender Job, denn die Routen dürfen nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht werden. In den vergangenen Jahren haben wir es immer geschafft, eine gute Mischung zu finden und ich hoffe, das wird auch diesmal der Fall sein. Routensetzer als Traumjob? Meine Motivation dafür beschreibt vermutlich der Spruch “Ich bin jung und brauche das Geld!” am besten.

Auch am Fels hast Du bereits viele Routen erschlossen, vor allem im Tirol. Was magst Du persönlich lieber, das Eisklettern oder das Felsklettern?

Ich persönlich sehe mich als Allrounder und ich finde es wichtig, mich in jedem Gelände, das die Berge zu bieten haben, sicher und gut bewegen zu können – sei es Fels, Eis oder Schnee. Wobei ich sagen muss, dass meine Wurzeln im Fels liegen, da fühle ich mich am sichersten und wohlsten.

Was tust Du, wenn Du mal nicht selbst kletterst oder für andere schraubst?

Zurzeit bin ich bei der Pistenrettung in St.Johann in Tirol und transportiere verletzte Wintersportler ins Tal, im Sommer verdiene ich mein Geld als Kletterwandmonteur. So hab ich eine relativ freie Zeiteinteilung und komme klettermäßig voll auf meine Kosten, das ist mir zurzeit wichtiger als mein Fernziel, mein Studium abzuschließen, denn bei schönem Wetter bin ich lieber mit meiner Freundin oder Freunden in den Bergen unterwegs… da gibt's eigentlich immer was zu tun!

In Europa wird Eisklettern immer beliebter und mit Serien wie diesem Europacup beginnt die Szene, sich selbst zu organisieren. Wo, glaubst Du, geht der Trend hin – bleibt Eisklettern weiterhin so beliebt?

Ich denke, Eisklettern war immer beliebt und wird es auch immer bleiben, es hängt von der Anzahl der Leute ab, die diesen Sport ausüben und repräsentieren. Wenn jeder wüsste, wie cool es ist, Eis zu klettern, würde es wahrscheinlich jeder machen.

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QuelleCaroline Opp