Ines Papert wiederholt "Super Cirill" (MSL 10-)

Die vielen Risse werden durch diffizile Verschneidungsklettereien und luftige Quergänge unterbrochen.

Fotostrecke: Ines Papert in Super Cirill

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Fotos: © visualimpact.ch | Thomas Senf

200m: 7a+, 7a+, 7b+, 7c+/8a, 8a/8a+, 6c+, 6c, 6a+

Eindrücke von Ines Papert: Rückblick

Der beinharte Doppelriss, gerade breit genug für meine Finger in der 6. Seillänge hatte mich schon angelacht, als ich vor vielen Jahren mit Stephan Siegrist das erste Mal diese Route versuchte. Begeistert von der Art der Kletterei, dem rauen Granit und den klaren Strukturen, aber enttäuscht von den zahlreichen Bohrhaken (die Route wurde bereits 1985 von Cameroni, Moretti und Ferrari erstbegangen) nahm ich gern Notiz von der Sanierung in den vergangenen Jahren. Zurück blieben nur 6 Bohrhaken als Zwischensicherung in den unteren 6 Seillängen. Genau dort, wo keine mobile Sicherung mehr wirklich "sicher" ist. Perfekt, das will ich klettern!

Im Mai 2010 versuchte ich die Route gemeinsam mit der starken Französin, Kletterweltmeistern Liv Sansoz. 2001 waren wir noch als Konkurrentinnen im Eiskletter-Weltcup unterwegs. Jetzt als Team in einer hohen Wand. Grandios.

Ganze zwei Wochen investierten wir alle Energie und Überzeugungskraft in die Schlüsselseillänge 10-. Leider vergebens. Bei tropischen Temperaturen um die 27 Grad, gewittrigen Schauern und – eh klar – enorm hoher Luftfeuchtigkeit wollte der Durchstieg einfach nicht gelingen. Aufgeben? Ist nicht!

Uns faszinierte das Tal, die Abgeschiedenheit und der kurze Zustieg von nur 2 Minuten. Außerdem konnten wir bis Mittag schlafen, denn erst ab 12 Uhr kam der ersehnte Schatten. Liv und ich planten unseren freien Durchstieg im kühleren Herbst. Doch meine Expedition nach Kirgistan kam dann dazwischen.

Liv Sansoz kommentierte via facebook

"Ines Papert and I have been speaking since a little while to share more climbing and adventures together. Lately, Ines suggested we should climb the "Super Cirill" route in Ticino. The crux pitch is a fingery crack (8a/8a+) on pitch # 6. The other pitches are either cracks or technical face climbing. The other hard pitch (7c+/8a) is a face climbing, quite demanding, technical and not even vertical. But really interesting to climb once you got the right betas. Beside the fact I had never free climb a hard trad pitch, I was immediately stoked.

Sharing this route with Ines sounds awesome as she's a true friend and a solid climber. And this was a good opportunity to improve my experience with trad climbing. Unfortunately, we could not make it. We had to deal with the rain, a very hot weather and the rain again… We tried to work the crux pitch despite those conditions but humid fingers sliding into the crack and slippery feet were not that fun. Neither Ines nor I are the type of person who gives up easily. But, we had to leave for this time. We are definitely planning on coming back together this fall."

Aktuell

Diesmal war ich schlauer und fuhr einen Monat früher, im April, ins Tessin. Liv allerdings kletterte noch in den USA, aber mein enges Zeitmanagment als Mutter und Organisatorin des Basecamp Festivals www.basecamp-festival.de welches in wenigen Tagen startet, ließ keinen weiteren Spielraum. Liv wünschte mir Glück und ich? Wünschte sie könnte nachkommen!

So musste Charly Fritzer dran glauben. Die Kärntner Wundertüte ist nicht nur ein extrem motivierter und starker Kletterpartner, sondern auch mit Spaß bei der Sache. Wir waren ein perfektes Team.

Nach fünf Tagen gelang Charly der herbeigesehnte Rotpunkt. Sein Kommentar: "Ich fahre erst heim, wenn du es auch geschafft hast."

Immer wieder gab er mir die Überzeugungskraft, die an einer bestimmten Stelle langsam zu schrumpfen drohte. Ich fand einfach keine passable Lösung für meine 1.69m. Doch irgendwann platzte der Knoten und ich wusste: Jetzt kann ich sie durchsteigen.

Ohne einen Tag Pause, starteten wir am 26. April 2011.

Mir ging es bestens, alle Seillängen glückten auf Anhieb. Doch bei der Schlüsselstelle fiel ich ins Seil, verfluchte meine "Scheiß-Kraft-Spar-Taktik", kletterte die Seillänge zu Ende, um die Sicherungen wieder herauszunehmen.Dann gab ich alles, setzte meine ganze Aufmerksamkeit in den Doppelschnapper links, meine Finger klemmten perfekt. Sicher und ruhig legte ich den 0.3 Cam, kletterte weiter bis zum Dach, setzte meine Füße präzise auf die Minileiste, ein kurzes Stoßgebet noch, dass der Schuh auch hält. Und er hält!

Mein Zwischenziel ist der Handklemmer unter dem Dach, der aufgrund meiner Schwielen am Handrücken immer schmerzhafter wird. Hier schnell einen 0.4 Cam platziert, ein Fersenhook und schon bin ich drüber. An den Rest kann ich mich kaum mehr erinnern, so leicht kletterte ich dieses Mal den Ausstieg. Diesen Zustand, total im Hier und Jetzt zu sein, erfahre ich so intensiv nur beim Klettern. Den Stand zu erreichen und zu wissen, das war der perfekt GO, ist besser als jede Meditation.

Ein lauter Jubelschrei von Charly – back to realitiy! Die letzten Längen bekommen nur einen Stern. Moosig, plattig und ein schöner Off Width.

Ich stehe ganz oben. Rotpunktbegehung perfekt. Vielen Dank, Charly!

QuelleInes Papert, Fotos: Thomas Senf