Petzl RocTrip 2011: China Getu Valley

Ein neues Ziel für alle Kletterfans, ein grandioses Kletterparadies verteilt auf fünfzehn Felswände in drei Teilen des Getu-Valley (Provinz Guizhou). Dies ist der neunte Petzl RocTrip. In China!

Fotostrecke: Petzl RocTrip 2011: China Getu Valley

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Fotos: © Sam Bie, Lafouche

Die Geburt eines neuen Klettergebietes! Ein bisschen Geschichte

Dem Petzl RocTrip ist es zu verdanken, dass diese Region der ganzen Welt ihre fantastischen Klettermöglichkeiten offenbaren konnte. Die Höhlen und Felsbögen von Getu und der Fluss Getu He zeigen ähnliche Landschaftsformationen, wie wir sie von Yangshuo in der benachbarten Provinz Guangxi, aus Thailand, Vietnam sowie aus Kuba mit seinen berühmten "Mogotes" im Valle de Vinales kennen.

In den 1990er Jahren beschließt die Regierung der Provinz Guizhou den Schutz des Getu-Gebietes. In idealer Lage am Ende einer im Jahr 2003 gebauten asphaltierten Straße entsteht ein Naturschutzpark mit Wegen, Hinweisschildern und Treppen.

Mit dem Wunsch, dem Gebiet eine neue Dynamik zu geben, organisiert die chinesische Regierung Outdoor-Events mit einem Wettkampf im Geschwindigkeitsklettern an künstlichen Griffen. Am Eingang des Parks wird eine kleine Wand errichtet.

Im Jahr 2007 entdeckt der französische Bergführer Olivier Balma, zuständig für die alpine Ausbildung der künftigen chinesischen Bergführer, den großen Felsbogen von Getu. Er organisiert dort Kurse und rüstet ca. dreißig Längen  aus. Erste Informationen über dieses einzigartige Klettergebiet beginnen sich zu verbreiten!

Im Herbst 2010 rüstet ein erstes von Petzl eingeladenes internationales Team innerhalb von zwei Wochen fünfzig neue Linien in den Sektoren Chuanshang Cave (großer Felsbogen), Buddha Cave et Devil's Cave aus. Die Routen sind eher schwierig und überhängend mit Schwierigkeitsgraden zwischen 6c und 8c.

Im Frühjahr 2011 wird eine zweite Reise organisiert mit dem Ziel, zweihundert Längen auszurüsten und die Zahl der einfachen Routen zu erhöhen. Damit stehen insgesamt 250 Längen aller Kletterstile in den Schwierigkeitsgraden 4c bis 9a zur Verfügung.

Klettern ist bei den Miaos eine uralte Tradition

Während der dreitägigen Veranstaltung haben sich die 550 Kletterer (darunter 286 Chinesen) auf alle Sektoren verteilt, um eine maximale Zahl an Routen zu klettern und beim flash contest ein gutes Ergebnis zu erzielen! Mit Hunderten sprachloser Zuschauer am Fuße des Felsens. Die beeindruckten Geruos (Bewohner des Getu Valley) sind in großer Zahl und zum Teil von weither gekommen, um die Kletterer zu bewundern. Obwohl das Klettern für sie nichts Neues ist, ganz im Gegenteil. Es war eine uralte Tradition der Miao, die Felswände empor zu klettern und hoch oben die Körper ihrer Verstorbenen abzulegen, um sie vor den Raubvögeln zu schützen und die Heimkehr der Körper zu ermöglichen.

Dieser Brauch wird seit 100 Jahren nicht mehr praktiziert, aber durch das Sammeln von Vogelkot (Guano) in den Felswänden ist die Tradition des Kletterns erhalten geblieben. Der Vogelkot dient als Dünger für Mais und andere Gemüsearten. In diese Region, die zu den ärmsten Chinas zählt, kamen Strom, fließendes Wasser und die ersten Straßen erst im Jahr 2003. Ein Teil des Tals wurde zum Naturschutzgebiet erklärt. Unter dem Getu-Felsbogen klettern sechs Spidermen solo an 108 m hohen Wänden für die Touristen. Eine einmalige Show, für die die Spidermen bezahlt werden.

Für die Dorfbewohner, die sich am Rande der Felsen versammelt haben, ist das Sportklettern, das sie durch Petzl entdeckt haben, etwas völlig anderes und jeder Kletterer gilt ungeachtet seines Niveaus als Held!


Kletterer von höchstem internationalen Niveau sind dabei, um Erstbegehungen zu realisieren

Alle Mitglieder des Petzl-Teams, dem die derzeit weltbesten Kletterer angehören, waren dabei. Einer von ihnen, Steve McClure (GB) bestätigt die enormen Möglichkeiten dieses Gebiets:

"Hier sind alle Kletterstile vertreten, alle Schwierigkeitsgrade, kurze Routen und Routen mit mehreren Seillängen von 5 bis 9, Leisten, Löcher, Tufas, kleine Säulen, vertikale und überhängende Wände. Und für das Topniveau der große Felsbogen mit seiner weltweit einzigartigen Decke! Ich fühle mich winzig klein, aber es ist toll!"

Auch die Französin Liv Sansoz (zweimalige Weltmeisterin) hat den großen Felsbogen entdeckt. "Ich habe niemals zuvor eine derartige geologische Formation gesehen. Dieser Felsbogen mit seinem Lichttunnel ist einmalig. Seine Wände von über 400 m und seine Decke von 100 bis 150 m machen ihn zu einem überragenden Ort mit einer Atmosphäre aus einer anderen Welt!"

Beim Spiel um Kletterleistungen und Premieren trägt Dani Andrada den Sieg davon. Er kletterte die achten Längen seiner über das gesamte Gewölbe verlaufenden Route "Corazon de Ensueno" (maximaler Schwierigkeitsgrad 8c) nacheinander. Arnaud Petit und Stéphanie Bodet meistern die Erstbegehung der von ihnen ausgerüsteten Route "Lost in Translation" (7b+, 7c+, 8a+, 8a+).

Mickael Fuselier meistert die erste Onsight-Begehung derselben Route und klettert nacheinander zwei bedeutende 8c Routen im großen Felsbogen: "Powder Finger" (8c) und "Polvo Tecnico" (8c).

Gérôme Pouvereau realisiert die Online-Begehung von "Bip Bip and Coyote" (8b) in Banyan's Cave. Auch das Frauentrio des Petzl-Teams ist in Höchstform. Florence Pinet (FR), Mélissa le Nevé (FR) und Nina Caprez (CH) klettern die "Treblinka pour Diego" (8b).

Im großen Felsbogen wurden viele Glanzleistungen vollbracht:

  • Nina Caprez : 8b+ "Powder Finger" im großen Felsbogen
  • Steve McClure (GB), onsight 8b "Bip Bip and Coyote" in Banyang's Cave.
  • Gabriele Moroni (IT) hat mit "Coup de Bambou" die erste 9a in Getu und möglicherweise in ganz China gemeistert.

Eine Begegnung der Kulturen

Petzl hat alles daran gesetzt, ein internationales Event zu organisieren und gleichzeitig die Kultur des Landes und vor allem dieses Tals zu schützen. Die Regierung plant bereits, die Region den Outdoor-Aktivitäten zu widmen, um einen gezielten, umweltverträglichen Tourismus zu entwickeln.

Die sportlichen Leistungen der Kletterer gehen zweifellos in die Annalen ein.

www.petzl.com/roctrip

QuellePetzl, Fotos: Sam Bie, Lafouche