DAV: Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

80 Prozent Wirkungsgrad. Erprobte und zuverlässige Technik zur Speicherung von Strom. Die Energie steht zur Verfügung, wenn sie gebraucht wird. Dennoch ist heftig umstritten, ob Pumpspeicherkraftwerke der Königsweg sind, um die wachsende Speicherproblematik im Zuge der Energiewende zu lösen. Es sind Projekte wie das aktuelle der Energieallianz Bayern am Jochberg, die das Dilemma der Energiewende illustrieren.

DAV: Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe Natur und Landschaft der Alpen geraten in Bedrängnis

Der Deutsche Alpenverein betrachtet die Energiewende als unabdingbar und begrüßt den gesellschaftlichen Konsens zum Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Diese Akzeptanz darf jedoch nicht durch fragwürdige Projekte mit weitreichenden Auswirkungen auf Natur und Landschaft aufs Spiel gesetzt werden. Der Alpenverein nimmt den Internationalen Tag der Berge am 11. Dezember zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass im Zuge der Energiewende vielerorts Natur und Landschaft der Alpen in Bedrängnis geraten.

Sei es ein drei Millionen Kubikmeter fassendes Speicherbecken mitten in einer beliebten Wandergegend, die Überlegung, Windkrafträder auf Flächen mit besonderer Bedeutung für die Vogelwelt zu errichten oder der Boom bei der Planung kleiner Wasserkraftwerke: Die Ideen, die Alpen für die Erzeugung von grüner Energie zu nutzen, sind vielfältig und halten einer sorgfältigen Prüfung nicht immer Stand.

Fairer Lastenausgleich und höhere Energieeffizienz

"Der DAV setzt sich dafür ein, dass Schutz und Erhalt von Natur und Landschaft im Zuge der Energiewende nicht ins Hintertreffen geraten", erklärt Hanspeter Mair aus der DAV-Geschäftsleitung. "Dabei begleiten wir selbstverständlich den Abwägungsprozess zwischen Naturschutz und Notwendigkeiten der Energiewende konstruktiv."Es müsse genau abgewogen werden, wie ein fairer Lastenausgleich zwischen den Berggebieten und den übrigen Räumen aussehen könne. Die Alpen leisteten bereits einen erheblichen Beitrag zur Erzeugung erneuerbarer Energien. "Die Überlegungen müssen sowohl auf regionaler Ebene als auch im europäischen Maßstab stattfinden" fordert Mair.

"Dezentrale Energieautonomie muss mit überregionalem Lastenausgleich Hand in Hand gehen." Wichtige Säulen zur Stützung der Energiewende seien darüber hinaus das Energiesparen und eine deutlich höhere Energieeffizienz in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Um dies zu erreichen, sei die Gesellschaft in besonderem Maße gefordert.

Kulturwandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft

Der Alpenverein setzt sich bereits seit langem für diesen Kulturwandel ein. Bereits im Jahr 1977 hat er ein Grundsatzprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums sowie zum umweltgerechten Bergsport verabschiedet. Die jüngste Novellierung fand dieses Jahr statt. Deren wichtigstes Ergebnis ist die Vereinheitlichung von Präambel und Leitlinien des Grundsatzprogramms mit den Alpenvereinen in Österreich und Südtirol. In den zentralen Fragen des Natur- und Umweltschutzes im Alpenraum handeln DAV, OeAV und AVS damit nach gleichlautenden Grundsätzen. Eines der zentralen Themen ist die Energiewirtschaft.

Veranstaltungsreihe und Ausstellung: "Alpen unter Druck"

"Es ist dramatisch, wie auch Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien das Bild der Alpen verändern und den Naturraum beeinträchtigen können", sagt auch Friederike Kaiser, Leiterin des Geschäftsbereichs Kultur im DAV. Sie zeichnet verantwortlich für die Konzeption der aktuellen Veranstaltungsreihe und Ausstellung "Alpen unter Druck" im Alpinen Museum auf der Praterinsel. "Die Energiewende ist neben dem Intensivtourismus eines der großen Räder, die viel bewegen. Deshalb haben wir diese beiden Bereiche auch als Schwerpunkte gewählt", erläutert sie das Konzept der Reihe.

Für die Ausstellung, die ab 13. März 2014 zu sehen sein wird, hat das Alpine Museum aus der Vielzahl von Erschließungsprojekten zweihundert Beispiele herausgegriffen, die in den vergangenen Jahren realisiert wurden oder sich aktuell in der Planung befinden. Ausgewählt wurden Projekte, die hinsichtlich des Landschaftsverbrauchs und der Schwere der Eingriffe besonders dramatisch sind. Eine große Karte verdeutlicht die Entwicklung seit 1954 im gesamten Alpenbogen.Zum Verständnis, worauf die Menschen verzichten müssen, wenn sie ihre Umgebung übermäßig erschließen, bietet die Ausstellung historische Gemälde und Texte sowie Interviews mit Einheimischen. Positive Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften und sanften Tourismus im Alpenraum runden die Ausstellung ab.

Veranstaltungen im Detail

Das vollständige Programm zur Veranstaltungsreihe und zur Ausstellung "Alpen unter Druck. Erschließungsprojekte im Alpenraum" steht unter alpenverein.de (>Kultur>Alpines Museum) als pdf zum Download bereit.

QuelleThomas Bucher (DAV), Foto: Georg Hohenester