DAV: Historischer Tiefstand bei tödlichen Bergunfällen im Jahr 2012

So wenige tödlich verunfallte DAV-Mitglieder wie im Jahr 2012 hat es seit Einführung der DAV-Bergunfallstatistik noch nie gegeben - das ist die gute Nachricht. Die weniger gute: Immer mehr Bergsportler bringen sich in eine Notsituation, die den Einsatz der Rettungskräfte erfordert.

DAV: Historischer Tiefstand bei tödlichen Bergunfällen im Jahr 2012 Beim Klettersteiggehen zeigen sich diese beiden Trends besonders deutlich: Einerseits ist in dieser Disziplin im Jahr 2012 nur ein DAV-Mitglied tödlich verunglückt. Andererseits gibt es immer mehr Bergsportler, die an Klettersteigen weder vor noch zurück kommen – gewissermaßen blockiert sind – und letztlich von der Bergrettung geborgen werden müssen.

Warum so wenige Tote im letzten Jahr?

Während im langjährigen Mittel etwa 42 Tote pro Jahr zu beklagen sind, waren es im vergangenen Jahr nur 28 – so wenige wie noch nie seit Beginn der DAV-Statistik. "Der Grund ist vor allem das Wetter," sagt Florian Hellberg von der DAV-Sicherheitsforschung. "Im vergangenen Jahr herrschten oft ungünstige Tourenbedingungen. Die Skitourensaison 2011/12 endete früh und durch einen Wintereinbruch im Oktober war auch die Sommersaison kurz."

Reduzierung des Risikos um den Faktor 13

Die Quote für tödlich verunfallte Mitglieder nimmt seit Beginn der DAV-Bergunfallstatistik ab. Zur Veranschaulichung: Im Jahr 1952 waren 43 tote DAV-Mitglieder zu beklagen, im letzten Jahr waren es die bereits erwähnten 28. Nun hat sich die Mitgliederzahl seit 1952 nahezu verzehnfacht. Das Todesfallrisiko im Bergsport ist also innerhalb von 61 Jahren auf ein Dreizehntel gesunken.

Auch die Quote der Unfälle und Notfälle insgesamt ging von den fünfziger Jahren bis in die achtziger Jahre hinein deutlich zurück, steigt seit Mitte der neunziger Jahre aber wieder an. Wenn man die Notfälle mit Bergungen Unverletzter, im Fachjargon "Blockierungen" genannt, herausnimmt, geht die Unfallquote insgesamt in den letzten Jahren jedoch zurück. Anders herum nimmt der Anteil solcher Blockierungen im Rahmen der Unfälle und Notfälle insgesamt einen immer größeren Raum ein."Dieser Befund hat zwei Seiten," sagt Stefan Winter, Ressortleiter Breitenbergsport beim DAV. "Einerseits ist jede Rettung unverletzter Sportler erfreulich, und in einigen Fällen werden dadurch sicherlich auch schlimmere Folgen verhindert. Andererseits zeigt sich daran aber auch die sinkende Schwelle, einen Notruf abzusetzen." Statt Vollkaskomentalität sei im Gebirge aber eigenverantwortliches Handeln gefragt.

Klettersteiggehen bereitet nach wie vor Sorgen

Alarmierend sind nach wie vor die Unfallzahlen beim Klettersteiggehen. Diese Bergsportdisziplin ist stark im Trend, dementsprechend steigen auch die Notfallmeldungen. Seit 2006 hat sich die Meldequote verdoppelt, seit 2002 hat sie sich verdreifacht. Dabei machen Blockierungen mit 37 Prozent den Hauptanteil aus. In diesen wie auch in vielen anderen Notsituationen zeigt sich: Klettersteiggeher sind den Gesamtanforderungen des angestrebten Klettersteigs oftmals nicht gewachsen. Bedenklich ist vor diesem Hintergrund, dass ausgerechnet schwierige und lange Klettersteige immer mehr in Mode kommen. Eine ehrliche Selbsteinschätzung und die entsprechende Auswahl der Tourenziele sind daher besonders wichtig.

Sicherheit und Ausbildung beim DAV

Erfahrung, Können und Wissen sind die wichtigsten Voraussetzungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Gefahren im Bergsport. Deshalb setzt der DAV in erster Linie auf Ausbildung, um die Sicherheit im Bergsport zu verbessern. Mehr als 7.500 ehrenamtliche Fachübungsleiter sind in den 355 Sektionen des DAV aktiv und geben das entsprechende Wissen an die DAV-Mitglieder weiter.Dabei profitieren sie von der Grundlagenarbeit der Sicherheitsforschung des DAV. Diese geht den Unfallursachen im Bergsport nach, analysiert das Verhalten von Bergsportlern, führt regelmäßig Materialtests durch und veröffentlicht die Erkenntnisse.

Datengrundlage der DAV-Bergunfallstatistik

In der DAV-Bergunfallstatistik werden ausschließlich die Unfälle von DAV-Mitgliedern erfasst – unabhängig davon, wo diese Unfälle passieren. Eingang in die Statistik finden Unfälle, die die Mitglieder an die Versicherung des DAV (Alpiner Sicherheits Service – ASS) melden, um beispielsweise Bergungskosten erstattet zu bekommen.Auf Grund ihres Umfanges und der bereits langjährigen Erhebung liefert die DAV-Bergunfallstatistik eine sehr gute Grundlage, um Entwicklungen und Tendenzen für den gesamten Bergsport abzulesen und die entsprechenden Konsequenzen daraus zu ziehen.

QuelleTina Gauß (DAV), Foto: Bergwacht Bayern