Die Zukunft der Allgäuer Skigebiete: Keine Neuerschließungen

Am vergangenen Mittwochabend, 12. Februar, fand in Immenstadt eine Podiumsdiskussion über die Zukunft des Wintertourismus im Oberallgäu statt. Sechs Vertreter aus Tourismus, Wissenschaft und Naturschutz debattierten lebhaft über die Konsequenzen des Klimawandels.

Podiumsdiskussion Immenstadt Wintertourismus Teilnehmer Podiumsdiskussion Immenstadt v.l.n.r. Bernhard Joachim, Dr. Robert Steiger, Thomas Frey, Gaby Funk, Henning Werth, Peter Huber, Hanspeter Mair (c) DAV/Steffen Reich So unterschiedlich die Positionen im Einzelnen auch waren, man war sich immerhin darin einig, dass der Klimawandel spürbare touristische Folgen hat und dass die Gestaltung der Zukunft nur im Dialog stattfinden kann.Vor 160 Zuhörern im gefüllten Saal des Hotels Krone forderte Hanspeter Mair vom DAV: "Wir müssen gemeinsam konkrete Alternativen zum klassischen Alpinski-Tourismus vorwärts bringen!" Die Podiumsdiskussion wurde vom Bund Naturschutz und dem Deutschen Alpenverein gemeinsam initiiert.

Das Allgäu steht für authentischen Tourismus

Als Beispiel führte Mair das Projekt "Bergsteigerdörfer" ins Feld. "Wir arbeiten gerade daran, dieses Konzept zur Förderung kleiner Gemeinden mit naturnahen touristischen Angeboten von Österreich auf Bayern zu übertragen – mit Bad Hindelang als Pilotprojekt."Für Thomas Frey vom Bund Naturschutz gehen Initiativen wie diese in die richtige Richtung: "Das Allgäu steht für authentischen Tourismus in einer intakten Natur. Das entspricht dem allgemeinen Trend zurück zur Natur." Kritisch merkte der Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen Henning Werth dazu an, dass der Druck auf die höheren und abgelegeneren Regionen in den Allgäuer Alpen zunehme. "Hier sind die Skigebietsbetreiber, Touristiker und Alpenvereine in der Pflicht, entsprechend zu sensibilisieren!"

Nicht alles Machbare ist nachhaltig

Zu Beginn der Diskussion hatte der Tourismusforscher Dr. Robert Steiger die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete im bayerischen Alpenraum präsentiert, die er für den Deutschen Alpenverein im letzten Jahr erstellt hat.Sein Fazit: "Innerhalb von 15 bis 25 Jahren sind wahrscheinlich nur noch 50 bis 70 Prozent der Skigebiete in den bayerischen Alpen schneesicher, und langfristig sinkt der Anteil der schneesicheren Skigebiete vermutlich auf unter fünf bis rund 40 Prozent." Das gelte aber nur, wenn die Beschneiung massiv ausgebaut werden würde. "Aber nicht alles, was machbar ist, ist auch nachhaltig."

Die Bedeutung der Beschneiung wächst

Der Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS) Peter Huber hatte zu dieser Studie eine kritische Anmerkung: "In diesem Jahr liegen die Temperaturen bislang knapp zwei Grad über dem Durchschnitt, aber wir können unser Skigebiet in Garmisch  im normalen Umfang betreiben." Laut Studie wäre das nicht möglich. Augustin Kröll, Geschäftsführer der Fellhornbahn, fügte an: "Die Studie berücksichtigt nur die Temperaturen, nicht aber die Luftfeuchtigkeit." Deshalb seien die Ergebnisse nicht in allen Punkten zutreffend. Das Fazit von Huber und Kröll: Die Bedeutung der Beschneiung wird in Zukunft noch beträchtlich wachsen.

Neuerschließungen ausgeschlossen

Einer anderen Möglichkeit zum Ausbau des Alpinski-Tourismus erteilte Peter Huber ein Absage: "In den bayerischen Alpen gibt es den Alpenplan. Neuerschließungen von Skigebieten wird es deshalb nicht geben." Ähnlich äußerte sich Bernhard Joachim, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu: "Wir setzen nicht auf Neuerschließungen."Hanspeter Mair vom DAV zeigte sich angesichts dieser Aussagen sehr erfreut: "Das ist eine gute Nachricht. Wir werden die Skigebietsbetreiber bei Gelegenheit daran erinnern. Einmal mehr zeigt sich, dass der Alpenplan ein effektives Instrument ist, um die bayerischen Alpen so zu bewahren, wie sie sind."

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion:

  • Dr. Robert Steiger, alpS-Centre for Climate Change Adaptation Technologies, Innsbruck
  • Peter Huber, Vorstand des Verbandes deutscher Seilbahnen
  • Bernhard Joachim, Geschäftsführer des Tourismusverbandes  Allgäu/ Bayerisch Schwaben e.V.
  • Thomas Frey, Regionalreferent für Schwaben des Bund Naturschutzes
  • Hanspeter Mair, DAV-Geschäftsbereichsleiter Hütten, Naturschutz, Raumordnung
  • Henning Werth, Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen
QuelleThomas Bucher, Foto: DAV/Steffen Reich