Die legendäre Wirtin des Hans-Berger-Hauses im Kaisertal schafft mit ihrem unkonventionellen und resoluten ‚Regiment’ eine besondere Bergsteiger-Atmosphäre auf dem Hans-Berger-Haus. Auf diese Weise gelingt es ihr, den Mythos des Wilden Kaisers am Leben zu erhalten, mit großer Leidenschaft, ohne Eitelkeit und ohne Künstelei. Aufsehen erregen auch ihre unkonventionellen Aktionen, zum Beispiel, die 2006 gemeinsam mit der Kufsteiner Autorin Brigitte Weninger eröffnete erste ‚Gipfelbibliothek’ – so die Begründung der Wahl. Brigitte Weninger, die im Hans-Berger-Haus so etwas wie eine „zweite Heimat“ gefunden hat, trug bei der Übergabe des Preises die Laudatio vor. Silvia Huber wurde 1963 in der Steiermark in eine Bergsteigerfamilie geboren. Vater Adi und die Onkel Franz und Lois Huber waren weithin bekannt. 1968 pachteten die Eltern das Hans-Berger-Haus im Kaisertal, die Bergsteigerschule Wilder Kaiser wurde gegründet. In Bezug auf Berghütten kann man also bei Silvia Huber durchaus von frühkindlicher Prägung sprechen. Vater Adi nahm sie auf seine Führungstouren mit, meist endlose, klassische Schrofentouren. Nach diesen ersten Lehrjahren durfte sie mit den Bergführern der Bergsteigerschule losziehen, bereits in den Kinder- und Jugendjahren lernt sie so nahezu alle gängigen IIIer- und IVer-Touren im Kaiser kennen.
Nach Beendigung ihrer Ausbildung am Fremdenverkehrskolleg Innsbruck 1985 begleitete Silvia ihren Vater fast jedes Jahr nach Nepal; so lernte sie die bekanntesten Trekkingrouten um Anapurna, Dhaulagiri, Manaslu und Langtang kennen. Etliche Trekkinggipfel, wie der Pisang Peak, wurden bestiegen. Die Reiselust hatte sie nun ganz gepackt: Im Sommer auf der Hütte, im Winter in Thailand zum Klettern, so kann man leben. Die Mutter konnte jedoch aus gesundheitlichen Gründen das Hans-Berger-Haus nicht mehr länger führen. Trotz Reisefieber stand es für Silvia Huber fest, in die Fußstapfen der Eltern zu treten. 1990 hielt sie als Wirtin im hintersten Winkel des Kaisertals Einzug. Aus ist es seit dem mit unbegrenztem Klettervergnügen, statt dessen bestimmen Schweinsbraten und unzählige Knödel den Tagesablauf. Doch Silvia Huber ist mit Leib und Seele Hüttenwirtin – und bleibt trotzdem ein Freigeist. 1993 wurde ihr Sohn David geboren, der mit ihr auf der Hütte aufwächst. Trotz knapper Zeit, klettert sie nach wie vor fast alle neu eröffneten Routen rund um ihre Hütte.
Das Preisgeld will Silvia für die Sanierung der Kletterrouten in den Scharlinger Böden verwenden. Silvia Huber lebt mit Partner Christoph und Sohn David im Sommer auf dem Hans-Berger-Haus und im Winter in Niederndorf bei Kufstein. Noch stehen ihr etliche ausgefüllte und arbeitsreiche Jahre am Hans-Berger-Haus bevor, „Aber dann werde ich hoffentlich wieder an die tief im Herzen liegenden Erinnerungen der wilden Achtzigerjahre anschließen können. Zwar sicher nicht mehr in dem Schwierigkeitsgrad, aber dafür mit genauso viel Freude und ‚Berggeist’.“ Die Auszeichnung „Berggeist des Jahres“ wird in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben. Die Preisträger waren 2004 Hermann Magerer, Journalist und Gründer der TV-Sendung Bergauf-Bergab, 2005 der Münchner Bergsteiger Hermann Huber, der als Chef der Firma Salewa über Jahrzehnte die Entwicklung neuer Produkte vorantrieb, und 2006 Bernd Kullmann, Bergsteiger, Rucksackentwickler und Geschäftsführer des Rucksackherstellers Deuter. Der Abend wurde abgerundet durch den Festvortrag und die AKB-Aufnahme von Sepp Gwiggner – dem ersten Alpinisten, der alle Touren aus Walter Pauses „Im steilen Fels und Eis“ begangen hat. Walter Pause wäre heuer 100 Jahre alt geworden – Sepp Gwiggner bemerkt nebenbei, dass er mit Mehrfachbegehungen 154 Pausetouren und damit 85 km Wandhöhe als (kleineren) Teil seines Bergerlebens verzeichnen darf! Hintergrundinformation zum Alpenklub Berggeist
Bergsteigerische Leistungen haben zwar seit jeher eine elementare Bedeutung für das Selbstverständnis des AKB, aber ausdrücklich erwähnt die Satzung als Vereinszweck auch „die Vermittlung des Erlebens am Berg durch Wort, Schrift oder sonst künstlerische Gestaltung sowie die Unterstützung alpiner wissenschaftlicher Arbeiten“. Die „etwas anderen“ Regeln haben den Klub zu einem teilweise elitären Kreis gemacht. Der Alpinschriftsteller Walter Pause, selbst mehrere Jahre Vorsitzender, merkte einmal an, dass man aus den „100 Individualisten“ zwar „im besten Fall ein interessantes Irrenhaus, doch nie und nimmer einen Verein machen könne.“ Spitzenbergsteiger aus allen Epochen des Alpinismus nach dem Zweiten Weltkrieg gehören noch heute dazu: der bekannte Filmemacher Martin Schließler etwa, dem in den 50er Jahren aufsehenerregende Klettertouren gelangen; die beiden sächsischen Kletterer Herbert Wünsche oder Dieter Hasse, die viele ihrer leistungsstarken Freunde in den Verein brachten;
Nach der Wende fand der sächsische Ausnahmekletterer Bernd Arnold zum AKB, und 1997 auch die beiden heutigen Alpin-Stars Alexander und Thomas Huber; last but not least gehört auch Hüttenwirt und Allround-Künstler Charly Wehrle zu dem ungewöhnlichen Kreis. Die „Jungmannschaft“ des Klubs heißt Moritz Attenberger (28), Max Bolland (29), Thomas Scherzer (27), Melanie Kuhnke (30) und Thilo Kunzemann (29) – sie können sich allerdings nur eingeschränkt am Klubleben beteiligen, da sie meist tatendurstig in den Bergen der Welt unterwegs sind. Siehe auch: |