Stichwort Olympische Spiele und Klettern: Ist das ein Thema für dich? Würdest du als Boulderer dabei sein wollen?

Die Olympischen Spiele sind das größte Sportereignis überhaupt. Wenn ich dürfte, dann wäre ich auf jeden Fall dabei. Ich kenne auch keinen Sportler, der sich solch ein Event entgehen lassen wollte! Für mich ist das Thema allerdings erst einmal nicht vorrangig auf dem Schirm, da in den kommenden Jahren leider erst einmal nicht mit einer Aufnahme des Klettersports in das olympische Programm zu rechnen ist. Ich bin also auch als Athlet erst mal noch nicht direkt betroffen. Momentan sind daher die Europameisterschaften, Weltcups und Weltmeisterschaften die wichtigsten Ereignisse im Jahr und daher auch die Wettkämpfe, auf die ich mich konzentrieren möchte. Ich denke aber, dass  eine Aufnahme des Kletterns in das olympische Programm mit großer Aufwertung und Anerkennung des Sports verbunden wäre.

Worin unterscheidet sich das Training eines Boulderers von dem eines Seilkletterers -wenn man etwa bei beiden vom Weltcupniveau ausgeht?

Die Belastungen einer Bouldereinheit sind deutlich höher als beim Leadklettern. Daher braucht man als Boulderer etwas längere Pausen zwischen den Einheiten. Überspitzt könnte man sagen, dass man beim Bouldern in Bezug auf den Zeitaufwand etwas weniger, dafür aber härter und intensiver trainieren muss.

Was muss ein Boulderer, der auf Weltcup-Niveau klettern will, mitbringen?

In erster Linie muss er eine große Begeisterung fürs Bouldern mitbringen, was ich als Voraussetzung dafür sehe, langfristig motiviert und professionell für Wettkämpfe zu trainieren. Daneben gibt es natürlich auch ein paar offensichtliche körperliche Voraussetzungen. Außerdem muss man die Möglichkeit haben, mitunter viel Zeit für die Wettkämpfe zu investieren und auch Wochentage im Ausland verbringen zu können.

Deine Freundin Juliane Wurm ist ebenfalls eine sehr erfolgreiche Wettkampfkletterin: Ist es hilfreich, wenn der Partner auch “voll im Geschäft” ist, oder stresst es auch manchmal, wenn sich wirklich alles ums Klettern dreht?

Würde es sich immer und überall nur ums Klettern drehen, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es zu Spannungen kommen kann, aber ich denke wir schaffen es ganz gut gleichzeitig ein Leben mit und neben dem Klettern zu führen. Davon abgesehen überwiegen die Vorteile aus der Tatsache dass Jule auch klettert haushoch – andernfalls könnte ich mir zum Beispiel nicht vorstellen, wie es mit der ohnehin immer schwierigen “Urlaubsziel-Auswahl” und Vielem mehr funktionieren sollte…

Du boulderst ja nicht nur stark, sondern bist auch ein hervorragender Speedkletterer – unter anderem bist du auch schon im Weltcup gestartet. Hierzulande fristet das Speedklettern noch ein wenig ein Schattendasein neben den beiden anderen Disziplinen. Woran denkst du, liegt das?

Ich denke das liegt unter anderem daran, dass es für deutsche Speedkletterer, zumindest momentan, keine besonders guten Perspektiven im von den Osteeuropäern – insbesondere Russen sowie Asiaten- dominierten internationalen Wettkampfgeschehen gibt. Unter den Chinesen und Russen gibt es Kletterer, deren Trainingsinhalt nahezu ausschließlich darin besteht, die Norm-Speed-Wand hoch und runter zu klettern. In Deutschland scheitert dies nicht erst an der mangelnden Motivation potentieller Speedkletterer sondern schon der Verfügbarkeit der Norm-Speed-Wand oder auch nur der nötigen Norm-Speed-Griffe.

Alle Experten sind sich einig, dass eine weitere Popularität des Kletterns und auch eine Aufnahme in das Olympische Programm über das Speedklettern laufen wird, da das für den Laien am Faszinierendsten und am Nachvollziehbarsten ist. Könntest du dir vorstellen, noch gezielter als bisher für Speed zu trainieren? Vielleicht auch für Olympia oder die World Games, die 2013 wieder in Deutschland sein werden?

Ich kann mir durchaus vorstellen mich mehr im Bereich Speedklettern zu engagieren, aber dafür müssten, wie gesagt, zuerst einmal adäquate Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung stehen! Wenn diese irgendwann mal gegeben sein sollten, dann wäre die Aussicht auf einen World Games-Start natürlich eine große Motivation für mich, entsprechend Speed zu trainieren.

Du hast ja auch eine sehr professionell gemachte Homepage und hast auch für Juliane eine super Seite gemacht: Wie wichtig findest du die Selbstvermarktung – wenn man das mal so nennen kann – als Wettkampfkletterer?

Eine Präsenz im Internet halte ich inzwischen für einen halbwegs professionellen Sportler auf internationalem Niveau für notwendig oder zumindest angemessen. Davon abgesehen macht es mir einfach Spaß die Internetseiten von Jule und mir zu erstellen und zu pflegen. Davon abgesehen bin ich mir sicher, dass es auch die Sponsoren freut, wenn sich ihre Athleten auch im Internet präsentieren.

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überwww.jonasbaumann.de
QuelleMatthias Keller