Was die wenigsten wissen dürften: Du bist ja nicht nur ein Mann des Körpers und der Kraft, sondern auch ein ausgesprochen aufgewecktes Köpfchen: du hast bereits vier mal  bei “Jugend Forscht” teilgenommen , jedes mal den Regionalwettbewerb gewonnen und  drei zweite und einen dritten Platz auf den Landeswettbewerben belegt. Vielleicht kannst du mal kurz schildern, was du da entwickelt hast:

2003 habe ich das erste Mal mit dem Fluxomat bei “Jugend forscht” im Fachbereich Technik teilgenommen. Dabei handelt es sich um ein von mir entwickeltes Gerät, mit dem es möglich ist, einen zuverlässigen Schnelltest auf Formaldehyd im Holz und anderen festen Stoffen durchzuführen. Im folgenden Jahr habe ich mit meinem Bruder Tim eine Arbeit im Fachbereich Biologie über die Funktionsfähigkeit angeblich antibakteriell wirkender Textilien eingereicht. Im Jahr 2005 habe ich dann wieder in der Technik ein Modell eines Gerätes gebaut, welches es blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen sollte, gedruckte Texte in Normalschrift zu lesen, indem das Gerät die einzelnen Buchstaben in die Brailleschrift (Blindenschrift) übersetzt. Nach einem Jahr Pause habe ich 2007 mein erstes Jugend forscht Projekt zum “Fluxomat aero” weiterentwickelt, mit dem es nun auch möglich war die Formaldehydbelastung direkt in der Luft in einem Schnelltestverfahren zu messen. (siehe auch Links auf jonasbaumann.de)

Wie kommt man überhaupt auf solche Ideen? Schon früh mit dem Technik-Baukasten gespielt…?

Auf die Ideen zu den einzelnen Projekten bin ich fast immer zufällig oder spontan gekommen. Allerdings war technisches Interesse und ein gewisses Know-how notwendig um die Ideen letztendlich in die Tat und ein Produkt umsetzen zu können.

Du scheinst ja eine Vorliebe für das Lösen von Problemen und das Herumtüfteln zu haben: Siehst du da Parallelen zwischen dem “Problemlösen” und Tüfteln beim Bouldern und deinem Erfinderdasein?

Sicherlich ist gerade bei den auf internationalen Wettkämpfen gestellten Problemen – vor allem bei sehr technischen Bouldern – oft eine Menge Kreativität gefragt. Außerdem ist eine gewisse Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit bei der Lösung beider Arten von Problemen von entscheidender Bedeutung.

John Gill, der Urvater des Boulderns ist ja auch Mathematiker…

In solche Fakten kann man natürlich eine Menge hineininterpretieren… Auffällig ist jedoch, dass sehr viele Kletterer – wie zur Zeit zum Beispiel nahezu alle Mitglieder des Boulderkaders – ein ingenieurwissenschaftliches Studium absolvieren – sich also auch beruflich problemlösend betätigen wollen… Vielleicht gibt es da ja doch einen Zusammenhang…

Du hast gerade in Dortmund mit dem Studium Wirtschaftsingenieurwesen begonnen – wo soll es denn später beruflich hingehen?

Genau in diesen Bereich: Da gibt es viele Möglichkeiten, nach dem Studium in den Schnittstellen zwischen Ingenieuren und Betriebswirten tätig werden zu können.

Neben deiner aktiven Wettkämpferkarriere bist du zudem  auch noch Landestrainer in NRW und nationaler Routenbauer – du kennst also den Klettersport von fast allen Seiten und tanzt auf vielen Hochzeiten. Hast du da nicht manchmal Angst, dass dein eigenes Klettern zu kurz kommt?

Eigentlich nicht! Ich denke sogar, dass ich häufig von der Möglichkeit den Sport mal aus anderen Perspektiven als aus denen des Athleten betrachten zu können, profitiere. So motiviert mich die Tätigkeit als Landestrainer mich auch mit meinem eigenen Training stärker auseinanderzusetzen und in der Tätigkeit als Trainer gewonnene Erkenntnisse auch in mein eigenes Training einfließen zu lassen. Das gleiche gilt fürs Schrauben – ich denke, es fällt mir oft leichter zu erahnen was sich ein Schrauber eines Wettkampfes dabei gedacht hat, Griffe in einer bestimmten Anordnung an die Wand zu schrauben. Es ist auch kein Nachteil, als Athlet Ahnung vom Regelwerk zu haben…

Dortmund ist natürlich nicht die Welthauptstadt des Felskletterns: Wie sehen deine Felskletter- oder – Boulder-Ambitionen aus? Irgendwelche Vorlieben/ Hot Spots?

Felsen sind hier in Dortmund natürlich ein sehr rares Gut… Ich versuche aber, wenn ich Zeit dafür habe, an die Felsen dieser Welt zu fahren. Dies war bislang leider nicht allzu oft der Fall. Fontainebleau ist sicherlich eines der interessantesten Gebiete in mehr oder weniger naher Umgebung. Wenn ich dann jedoch mal raus komme – nach Fontainebleau zum Beispiel – dann versuche ich möglichst viel zu klettern. Anstatt irgendwelche sehr schweren Boulder lange zu projektieren, versuche ich lieber viele immer noch schwere, aber für mich schneller kletterbare Boulder zu machen – mich also einfach viel am Fels zu bewegen.

Das Bouldern hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt: von einer Trainingsform für das “echte” Klettern hin zu einer eigenständigen Trendsportart. Wo siehst du die Gründe hierfür und worin liegt für dich die Faszination des Boulderns?

Beim Bouldern ist ein großer Anteil der Komponenten, die das Klettern ausmachen, auf wenige Züge konzentriert, was das Ganze sehr interessant macht. Hinzu kommt, dass das Bouldern zwar ein Sport ist bei dem man zunächst mal komplett selbstständig den Boulder hochkommen muss, der aber gleichzeitig am meisten Spaß macht, wenn man sich mit Freunden den gleichen Problemen stellt und sie gemeinsam erarbeitet – Bouldern ist also einfach das geselligere Klettern!

Das Interview führte Matthias Keller Die Bilder in diesem Artikel stammen von:

  • Henning Holzapfel
  • Marco Kost
  • Matthias Keller
  • Archiv Baumann
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überwww.jonasbaumann.de
QuelleMatthias Keller