Markus Bock gelingt "Der Weg durch die Hölle" (9a+)

Doch fangen wir am Anfang an:

Wieder einmal war es Milan Sykora, der Anfang der 90er Visionsarbeit leistete und eine Linie durch die steilste Stelle der "Grünen Hölle" im Frankenjura einbohrte.

Fotostrecke: Markus Bock gelingt “The Man That Follows Hell” (9a+)

Fotos: © Ricarda Miller

Nach einiger Zeit probieren gab Milan die Linie an Andy Hofmann ab, welcher Mitte bis Ende der 90er einige Jahre intensiv versuchte die Tour zu knacken, jedoch ohne den originalen geraden Einstieg zu wählen, sondern über die benachbarte Route "Spiderman" einsteigend.

Andy scheiterte nur denkbar knapp am letzten schweren Zug (auf den kommen wir später nochmal zu sprechen) und trat Anfang 2000 das Projekt an seinen Freund Manuel Brunn ab.

Auch Manu biss sich einige Jahre die Zähne daran aus die Route erstzubegehen, blieb jedoch beeindruckend hartnäckig und kletterte die Tour schliesslich am 5.Oktober 2008. Er bewertete sie mit 8c+ und gab ihr den Namen "Kawaschuwu", eine Insider-Wittmung an Andy.

Kurz darauf bekam die Route 2 Wiederholungen, durch Markus Bock und Dai Koyamada, welche die Schwierigkeit bestätigten. Auch Adam Ondra, der sich 2009 die 3.Wiederholung sicherte, bestätigte den Grad 8c+.

Nun aber zum entscheidenden Schritt:
Markus wollte eigentlich nur die alten verrosteten Laschen aus Milans direktem Einstieg, welcher Allen bislang als nicht kletterbar erschien, entfernen. Dabei merkte er dass es vielleicht doch eine Möglichkeit gibt die originale Linie von Milan zu klettern.

Anstatt die Laschen zu entfernen, tauschte er sie gegen neue Bühler aus und machte sich im Frühling 2009 an die Arbeit, den extrem boulderlastigen 3 Zug Einstieg auszubouldern.

Die Crux dabei: Ein sehr enges Seitloch weit übersteckt so einzusortieren, dass man etwas Klemmwirkung erreicht, um die Füsse in den Überhang stellen zu können. Ohne den Finger zu tapen würde man sich aufgrund des enormen Drucks des Fingers auf den Lochrand sofort einen blutigen Fladen ziehen.Ein abschüssiges Zweifingerkuppenloch als Zwischengriff stellt die einzige Möglichkeit dar das Seitloch ein letztes Mal ruckartig nachzustopfen bevor der eigentlich schwerste Einzelzug kommt – ein weiter Zug nach links in ein enges Zweifingerloch (genau hier beginnt übrigens die Schwierigkeit von "Kawaschuwu") welches es gilt genau zu treffen.

Unzählige Versuche scheiterten für Markus an genau diesem Zug. Minimale Korrekturen an Fusstellung und vor Allem wie man eben dieses Seitloch davor bekommt, führen zu Erfolg oder Misserfolg. Ein Einziges Mal kam Markus im Frühjahr über diesen Zug um dann in Wandmitte zu scheitern, doch dieses einzige Mal genügte um Ihm klarzumachen "Dass ist, wenn auch am Limit, im machbaren Bereich".

Der Sommer macht jegliches Probieren unmöglich. Markus Ziel für den Herbst stand somit fest. Doch der September ging mit mässigen Bedingungen Woche für Woche ins Land. Mal warm, mal Regen und schwül. Von Wind keine Spur. Der lässt sich in der "Grünen Hölle" eh selten mal blicken.

Das immer kleiner wertende Zeitfenster (Ende Oktober ist normalerweise Schluss hier im Frankenjura für die ganz schweren Touren) und die bereits im Einstieg scheiternden Versuche zerrten an Nerven und Psyche. Wind, Wind, Wind musste her. Einfach Herbst musste es werden. Und wurde es am ersten Oktoberwochenende.

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QuelleMarkus Bock, Fotos: Ricarda Miller