Bis zu dem Zeitpunkt hatte Markus' bereits mindestens 15 mal die Route ohne Ihre ersten beiden Züge geklettert, also sogar mit dem weiten Zug ins enge Zweifingerloch welches den Start der Schwierigkeit in "Kawaschuwu" darstellt. Obwohl er immer und immer wieder die oberen 2/3 der Route geklettert war, wusste er dass von unten kommenend jeder der oberen Züge ein Scheitern bedeuten kann.

Am Samstag den 3.Oktober scheiderte Markus' denkbar knapp – und zwar an Andy Hofmann's damaliger Höchstmarke. Dem letzten schweren Zug. Die Nerven lagen blank – "dauert es nun wieder Tage um über den Boulder zu kommen? – hält die kühle Wetterphase an? – kann ich all die Energie nochmals aufbringen und wieder von vorn anfangen wenn ich heuer nicht hochkomm?". Markus entschied sich den noch kühleren windigen Sonntag zu nutzen, trotz Plättung vom Vortag, und nochmal alles zugeben.

2x "Fight Grafity" am "Richard-Wagner-Fels" zum aufwärmen, einmal durchbouldern durchs Projekt und es konnte losgehen. Bereits im ersten Versuch kam Markus über den Einstieg, fightete sich durch bis zu seiner Höchstmarke vom Vortag, blieb sogar kurzzeitig am 2Fingerloch hängen – doch konnte den Schwung nicht abfangen. "Wieder am letzten schweren Zug!" Weitere 6 Fehl-Versuche am Einstieg scheiternd, die Haut mehr als mitgenommen ausschauend, entschied er sich für einen letzten Versuch.

Den Einstiegs-Boulder hinter sich lassend kletterte Markus entschlossen seiner vorigen Höchtmarke entgegen. Haken klippen, ein kurzes Nachchalken und letztes Mal konzentrieren – Zangengriff mit rechts, Microsteller mit links, 2 Fingerloch anvisieren und jetzt bloß nicht nachdenken! Mit aller noch zur Verfügung stehenden Energie ins Loch schnappend bleibt Markus diesmal hängen – 2 weitere Züge noch dranbleiben – die letzten Meter zum Ausstieg sind verhältnismässig leicht.

"Einer meiner glücklichsten Momente meiner Kletterkarriere" – geht Markus  durch den Kopf als er wieder am Boden steht.

Markus nennt die Route "The Man That Follows Hell", als Anspielung dass dieser Platz ihn unzählige Tage so in seinen Bann zog. "16 Züge – genauso viele wie "Action Directe" 9a –  vergleichbare Kletterei und Steilheit – jedoch einige Züge deutlich schwerer", meint Markus und schlägt somit ein 2tes Mal nach "Corona" aus dem Jahr 2006 den Grad 9a+ für eine seiner vielen Erstbegungen im Frankenjura vor.

1
2
QuelleMarkus Bock, Fotos: Ricarda Miller