Unterschiedliche Fußformen (c) kletterschuhe.de
Unterschiedliche Fußformen (c) kletterschuhe.de

Aber müssen Kletterschuhe wirklich richtig eng sitzen, wie man es auch heute noch von manchen Verkäufern geraten bekommt? Die Antwort ist ganz klar: Nein. Mit zu engen Schuhen steigt die Gefahr von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, einmal ganz davon abgesehen, dass einem auch der Spaß am Klettern verleidet werden kann.

Im Wesentlichen kommt es bei der Schuhwahl darauf an, welche Routen man klettert – es ist also durchaus üblich, mehrere Paar Kletterschuhe zu besitzen. Für den Anfänger, der sich meist in den Schwierigkeitsgraden UIAA 3-6 bewegt, und für Kletterer von Mehrseillängentouren sind weder Schuhe mit extremer Vorspannung noch mit einem besonders engen Fersenbereich notwendig.

Besser ist es, man wählt einen bequemen, flachen und gut sitzenden Schuh mit Klettverschluss oder Schnürung. Sind die Füße trainierter und startet man mit schwierigeren Touren, kann man auf andere Modelle umsteigen, die den jeweiligen Gegebenheiten angepasst sind.

Kauftipps für Anfänger: Bequem, passend und zur richtigen Zeit anprobiert

Anfänger werden noch nicht auf Routen unterwegs sein, die extrem kleine Tritte haben oder bei denen man einen Hook (das Festklemmen mit der Ferse auf dem Tritt) setzen muss. Von daher sind bequeme, gut sitzende Schuhe die optimale Wahl, die zu einem Tageszeitpunkt anprobiert werden sollten, welcher der späteren Kletterzeit entspricht. Füße weiten sich nämlich im Laufe des Tages um ca. eine halbe Größe. Wer also bevorzugt am späten Nachmittag oder abends klettert, sollte die neuen Schuhe auch um diese Zeit anprobieren.

Keine Schmerzen!

Beim Anprobieren sollte der Schuh getestet werden, indem kleine Tritte, das Gehen und das Gefühl beim leicht seitlichen Stand ausprobiert werden. Besonders an den Zehen und der Achillessehne sollten keine starken Schmerzen spürbar sein. Der Schuh sollte allerdings auch nicht an manchen Stellen locker sitzen, sondern rundum am Fuß anliegen.

Da jeder Mensch eine andere Fußform hat, hilft bei einem stark unbequemen Sitz der Griff zu einem anderen Hersteller. Deren Schuhformen variieren nämlich, so dass man eine für sich passende Marke finden kann. Insgesamt sollte „guter Halt“, nicht „Schmerz“ den Eindruck des gewählten Schuhs prägen.

Der Verschluss

Schuhe mit Klettverschluss lassen sich schnell An- und Ausziehen, eine Schnürung ermöglicht hingegen eine optimalere Anpassung. Der Verschluss ist am Anfang kein entscheidendes Kriterium und wirkt sich eher für Kletterer in höheren Schwierigkeitsgraden auf die Leistung aus.

Das Material

Leder schmiegt sich sehr gut an den Fuß an, weitet sich jedoch auch beim Tragen. Schuhe aus Kunststoff sind formstabil, können jedoch bei zu Fußschweiß neigenden Menschen unangenehm zu Riechen beginnen.

Die Größe

Die Schuhe verschiedener Hersteller fallen ganz unterschiedlich aus. Bei La Sportiva und Scarpa kann man getrost zwischen 1,5 und 2,5 Größenpunkte von der normalen Schuhgröße abziehen, um den passenden Schuh zu finden. Evolv und Five Ten hingegen fallen größengerecht aus. Es ist also ratsam, sich zum Anprobieren genügend Zeit zu nehmen und auch verschiedene Hersteller zu testen. Wer mehr über die verschiedenen Hersteller wissen möchte, wird auf www.kletterschuhe.de viele nützliche Informationen finden.

Gesundheitliche Probleme durch Kletterschuhe vermeiden

Warum raten wir gerade Anfängern von zu engen Kletterschuhen ab? Das sich an den Füßen von passionierten Kletterern Schwielen und Hornhaut bildet, ist ganz normal. Besonders zu enge Schuhe können an untrainierten Füßen jedoch zu teilweise schwerwiegenden Problemen bis hin zu Deformationen führen. Hier die häufigsten Probleme, vor denen es sich zu schützen gilt:

Schwielen und Druckstellen

Diese lassen sich nicht ganz vermeiden, haben aber wenigstens keinen Einfluss auf die Knochen des Fußes. Die Druckstellen besonders an den Oberseiten der Zehen sind jedoch recht schmerzhaft und beeinträchtigen die Beweglichkeit. Es besteht die Gefahr von Entzündungen, die besonders durch zu enge Schuhe forciert werden.

Das Nagelbett

Jeder Kletterer sollte auf die optimale Länge seiner Fußnägel achten. Zu kurze Zehennägel können zu Infektionen des Nagelbetts führen, zu lange Nägel verursachen Blutergüsse unter den Nägeln, die sich dadurch sogar ablösen können. Der Spaß am Klettern ist damit erst einmal vorbei! Ein häufiges Thema ist Fußpilz, der sich in den ohne Socken getragenen Kletterschuhen ausbreitet.  Hier gilt Augen auf und Gegenmaßnahmen ergreifen, damit der lästige Geselle keine Chancen hat.

Ein durch Dematophyten verursachter Nagelpilz (c) nagelwohl.de
Ein durch Dematophyten verursachter Nagelpilz (c) nagelwohl.de

Hallux Valgus und Hallux Rigidus

Hier handelt es sich um Deformationen bzw. Teilversteifungen durch Arthrose, die am Großzeh auftreten. Vorbeugen kann man diesen Schäden, indem man asymmetrische Kletterschuhe mit hoher Vorspannung nur temporär trägt.

Wer mit orthopädischen Fußproblemen zu kämpfen hat, muss deswegen nicht aufs Klettern verzichten. Die Werkstatt Ready4Climbing kann Anpassungen an Kletterschuhe vornehmen, beispielsweise den Einbau versteifender Schienen, welche den Druck auf den großen Zeh verringern.

Kletterschuhe für Fortgeschrittene – die besten Tipps

Der Grip, der einen am Felsen hält, kommt von der Gummibesohlung der Kletterschuhe, deren genaue Zusammensetzung ein gut gehütetes Geheimnis ist. Wer sich zu schwierigeren Touren aufschwingen will, wird nicht umhin kommen, der jeweiligen Situation angepasste Schuhe zu tragen. Hier gilt es vor allem, eigene Erfahrungen zu sammeln. Eine besonders weiche Sohle haftet zwar optimal und ermöglicht das Greifen mit den Zehen, dafür ermüdet die Fußmuskulatur bei langen Seillängen schneller und man rutscht beim Hook schneller ab.

Wer anspruchsvolle Dächer klettert ist mit einem Vorspann gut beraten, zum Bouldern sind Schuhe mit enger Ferse bestens geeignet. Grundsätzlich unterscheiden sich Kletterschuhe für spezielle Ansprüche von den eher bequemen und gut tragbaren Anfängerschuhen, die auch für Mehrseillängenrouten zu empfehlen sind, durch folgende Attribute:

Vorspannung

Die Vorspannung eines Schuh ist an der gebogenen Sohle zu erkennen. Die asymmetrische Form kann in einer regelrechten Spitze vorne am Schuh gipfeln, die das Stehen auf den Zehen und das leichte Sich-Heranziehen an Tritte ermöglicht. Diese Kletterschuhe sind erst ab ca. dem 7. Grad (UIAA), sehr überhängenden Dächern und extrem kleinen Tritten erforderlich.

Ferse

Für die Hooks beim Bouldern und Klettern ist ein eng sitzender Fersenbereich wichtig, um den nötigen Halt zu bekommen. Der Schuh darf jedoch nicht auf die Achillessehne drücken.

Kletterschuhe für Kinder

Die Füße von Kindern sind noch sehr weich und dadurch weniger schmerzempfindlich. Kletterschuhe für Kinder dürfen keinesfalls zu eng gewählt werden, da sie die Enge noch nicht richtig wahrnehmen und einschätzen können. Beim Kauf sollte noch ein Fingerbreit “Luft” im Schuh sein. Eine regelmäßige Überprüfung der Passform ist unbedingt empfohlen.

QuelleJens Kleinholz, Zeichnung: Kletterschuhe.de