Reclimbing the Classics: “The Face” (8a+)

Das Gesicht ist ein Spiegel der Seele - sagte einmal ein kluger Mensch. Ob das Gesicht, das sich in den lichten Wäldern des Altmu?hltals versteckt, die Seele des su?dlichen Frankenjuras widerspiegelt? Zumindest beobachten die beiden Augen schon seit vielen Jahrtausenden das Treiben im Tal.

MAMMUT Pro Team Athletin Babsy Bacher (c) Rainer Eder
Interview MAMMUT Pro Team Athletin Babsy Bacher:

Wie wu?rdest du “The Face” charakterisieren? Vor allem im Vergleich zu den derzeit “aktuellen” schweren Routen?
Es ist eine schöne, technisch anspruchsvolle Wandkletterei an positiven Löchern und Leisten und mit ausgesprochen schlechten Tritten. In der heutigen Zeit geht es oft nur noch um “extrem und schwierig”; da wird eine X- manchmal belächelt. Aber ganz ehrlich – da braucht sich “The Face” nicht zu verstecken, an dieser Route kann man sich ganz schnell mal die Zähne ausbeißen.

Jerry hat die Route damals mit X- bewertet, was einer soliden 8a+ gleichkommt; was meinst Du dazu?
Ich glaube, in den 1980ern hat man die Routen lieber härter als zu leicht bewertet. Aber das ist immer Ansichtssache – fu?r mich ist es eine schwierige Route, und ich bin mit Sicherheit schon leichtere X- geklettert!

Auf Grund des schlechten Wetters bist du “The Face” nur mit Ruhen geklettert; kommst du nochmals zuru?ck, um die Route rotpunkt zu machen?
Ja, ich möchte die Route gern heuer nochmals versuchen und auch klettern. Ab 1. Juli ist es wieder erlaubt, an diesem Fels zu klettern. Ich weiß noch nicht genau, wann ich das Altmu?hltal wieder besuchen werde. Auf jeden Fall werde ich es mit den Wetterbedingungen und den Weltcupterminen abstimmen mu?ssen. Und bei um die Null Grad bleibe ich das nächste mal zu Hause!

Warum willst Du die Route rotpunkt machen? Was ist das Besondere an dieser Route?
Das ist eine gute Frage die du locker jedem Kletterer stellen kannst. Wenn mir eine Route gefällt und sie sich fu?r mich kletterbar anfu?hlt, dann ist es ganz einfach – dann will man das Ding einfach machen um das eigene Limit zu pushen. Und dann ist “The Face” fu?r mich ein Stu?ck Klettergeschichte, das als schlafendes Dornröschen darauf wartet, geweckt beziehungsweise geklettert zu werden.

Was hältst du als junge Sportkletterin von der alten angloamerikanischen Taktik des “JoJo” Stils?
Ja, das ist schon ein bisschen lustig. Jerry hat es mir erst einmal erklären mu?ssen. Aber was ein richtiges on sight und wirklich rotpunkt in der heutigen Zeit ist, daru?ber kann man ja immer noch philosophieren 😉

Was hat Dich an Jerry, den Du in England getroffen hast, am meisten beeindruckt?
Ja, da hört man ja immer so Storys. Auf alle Fälle ist er ein sehr ehrgeiziger Mensch, der genau weiß, was er will. Und er ist ein verdammt lustiger Typ! Ich finde es ein bisschen schade, dass er nicht mehr klettert.

Hattest Du vor dem Mammut Projekt “Reclimbing the Classics” schon von “The Face” gehört? Welchen Stellenwert hatte diese Tour fu?r Dich?
Ich hatte zwar schon mal von der Route gehört, aber wenn ich ganz ehrlich bin, so habe ich nach der Einladung zu “The Face” zuerst mal gegoogelt. Fu?r mich ist diese Route eine Herausforderung, die ich gerne annehme, denn sie ist ein Meilenstein in der Geschichte des Klettern.

1
2
3
QuelleAndreas Kubin, Fotos: Rainer Eder