Lena Herrmann in
Lena Herrmann in "Klondike Cat" (11-) (c) Rico Haase

Lena Herrmann berichtet über ihre Begehung von “Klondike Cat” (11-):

Ich bin der Meinung, dass Schwierigkeitsgrade im Klettersport nicht immer die erste Geige spielen sollten. Oft werden Linie und Spaß außer Acht gelassen. Trotzdem war der 11. Grad für mich eine art magische Grenze wo ich mir einige Male die Frage stellte, ob ich ihn jemals erreichen werde. Es geht um die Herausforderung mit sich selbst.

Obwohl ich immer mit Leidenschaft beim Klettern geblieben bin und mich stetig verbessern konnte, war ich mir oft nicht sicher, wie weit ich noch kommen werde. Es erschien mir damals schon so abstrakt, nahezu unrealistisch, als mein Papi mir einst sagte, er habe eine 9+ gefunden, die ich vielleicht schaffe.

Fotostrecke: Lena Herrmann in “Klondike Cat” (11-)



Damit entfachte er bildlich eine Zündkerze und ich begann, mir kleine Projekte zu suchen, immer weiterzukommen und meine Leistungen zu hinterfragen. Von dem beschriebenen Zeitpunkt an, hat es sechs Jahre gedauert, wo ich immer dichter an meine magische Grenze kam und mich über jede Begehung freute, die irgendwie dazu beitrug, sowie über jeden Menschen, der mich inspirierte weiterzumachen.

Letzendlich war es mein Trainer Ralf, der mir von “Klondike Cat” an der Bärenschlucht erzählte. Ich hab die Linie schon oft bestaunt und schließlich war ich super motiviert sie mal an zu testen im letzten Winter. Ich habe zwei, drei Tage an der Route verbracht und schnelle Fortschritte machen können aber die Saison neigte sich dem Ende zu und ich fing an zu trainieren.

Der Trainingswinter war anders als andere. Ich habe in Grenoble und Briancon trainiert und war in ständiger Begleitung meines Freundes und seiner fitten Kumpels, wodurch ich unglaublich motiviert war, ständig alles zu geben und neue Dinge zu probieren. ich habe in dieser Zeit vieles richtig gemacht, das Training in Frankreich war unglaublich inspirierend und ich konnte in guter Form zum Projekt zurück kehren.

Acht Klettertage später habe ich die Umlenker clippen können, im Beisein meiner engen Freunde vom Felskader Norddeutschland. Normalerweise fühle ich mich unglaublich beflügelt und glücklich nach einer harten Begehung, aber dieses Mal bin ich mit gemischten Gefühlen am Ausstieg angekommen. Es war wohl das erste Mal dass mir am Umlenker die Tränen kamen und zwar nicht zu kurz.

Die magische Grenze war geknackt und nicht unwesentlich durch den Willen, meinem Vater davon zu erzählen und zum letzten Mal den Stolz in seinen Augen zu sehen, denn dieser Tag war die letzte Möglichkeit dazu. In der Zeit habe ich gelernt, welche Emotionen und Ängste die persönliche Leistung beeinflussen können.

Mein Papa war derjenige, der mich zum Klettern gebracht hat und die Leidenschaft in mir wecken konnte, an meine Grenzen zu gehen. Daher wird mir die Begehung von Klondike Cat immer als einer der emotionalsten Momente in Erinnerung bleiben. Ich bin unglaublich dankbar für die Unterstützung all meiner Freunde, die in dieser Zeit dabei waren.

Freude, sowie auch Zweifel oder Enttäuschung mit ihnen zu erleben und zu teilen, ist eigentlich das beste an dem Sport. Ganz egal wo die magische Grenze liegt.

QuelleLena Herrmann, Fotos: Rico Haase