Jakob Schubert (c) Erich Spiess
Jakob Schubert (c) Erich Spiess

Nach einem intensiven Jahr standen Aktivitäten wie Skifahren, Tennis und regenerative Maßnahmen auf dem Programm. Außerdem wurde individuell mit den AthletInnen eine Saisonanalyse durchgeführt und die wichtigsten Eckpunkte für das kommende Jahr festgelegt. Die gemeinsame Zeit wurde auch dazu genutzt um ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr 2018 gemeinsam Revue passieren zu lassen und den Blick auf 2019 und die anstehende Qualifikation für Tokio 2020 zu richten.

Das Jahr 2018 wird im österreichischen Klettersport zweifellos als das Jahr der Heim-WM in Innsbruck in Erinnerung bleiben. Eine gelungene Organisation in Kooperation mit dem Österreichischen Alpenverein, zahlreiche Zuschauer bei den Bewerben, eine starke und positive Medienresonanz sowie herausragende sportliche Leistungen des KVÖ-Aufgebots um Jakob Schubert (ÖAV Innsbruck, TIR) und Jessica Pilz (ÖAV Haag, NÖ) sorgten für eine perfekte WM.

Die Qualifikationsrunden im Vorstieg und Bouldern fanden im Kletterzentrum Innsbruck und KVÖ-Bundesleistungszentrum statt. Die Finalrunden gingen in der Innsbrucker Olympiaworld über die Bühne. Der Marktplatz, im Herzen Innsbrucks, war Schauplatz für Opening Ceremony, Siegerehrungen sowie das Rahmenprogramm. Insgesamt kamen knapp 60.000 Zuschauer zu den WM-Bewerben, fast doppelt so viele wie erhofft.

Jakob Schubert und Jessica Pilz holen zusammen vier WM-Medaillen

Jakob Schubert (c) Moritz Liebhaber
Jakob Schubert (c) Moritz Liebhaber

Aus österreichischer Sicht gelang ein WM-Auftakt nach Maß: Jessica Pilz und Jakob Schubert kletterten beide zu Gold im Vorstieg. Hannah Schubert (ÖAV Innsbruck, TIR) stand bei den Damen ebenfalls im Finale und wurde starke Achte. Max Rudigier (ÖAV Radstadt, SLBG) und Christine Schranz (ÖAV Landeck, TIR) verpassten nur knapp die Top Ten. Für Jakob Schubert war es nach 2012 der zweite WM-Titel, Jessica Pilz wurde zum ersten Mal Weltmeisterin. Im Bouldern holte sich die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin Rang vier.

Berit Schwaiger (ÖAV Innsbruck, TIR) verpasste das Boulder-Finale auf Platz sieben um Haaresbreite. Am zweiten WM-Wochenende schlugen die KVÖ-Erfolgsgaranten erneut zu: In der erstmals ausgetragenen olympischen Kombination gewann Schubert sein zweites WM-Gold, Pilz holte Bronze. Unterm Strich bedeutete dies 3 x WM-Gold und 1 x WM-Silber für den KVÖ und somit erstmals in der Geschichte Platz eins im Medaillenspiegel einer Kletter-WM.

Auch im Weltcup überzeugten Pilz und Schubert

Jakob Schubert macht seinem Ruf als konstantester und wohl vielseitigster Athlet im Weltcup-Zirkus heuer alle Ehre. Im Vorstieg und in der Kombination gewann der Innsbrucker den Gesamtweltcup. Jessica Pilz musste sich im Vorstieg nur Janja Garnbret geschlagen geben und wurde Gesamtzweite. Pilz feierte in Chamonix (FRA) ihren ersten Weltcupsieg und bestätigte die Leistung in Xiamen (CHN), wo sie ebenfalls gewann.

Hannah Schubert wurde Siebte im Vorstieg-Gesamtweltcup. In Kranj (SLO) kletterte sie zum ersten Mal in ihrer Karriere auf das Podest, als sie Dritte wurde. Katharina Posch (ÖAV Imst-Oberland) und Christine Schranz meldeten sich von ihren Verletzungspausen 2017 eindrucksvoll zurück: beide schafften Finaleinzüge im Weltcup. Die starken Leistungen des KVÖ-Teams sorgten auch dafür, dass Österreich die Nationenwertung im Vorstieg gewann.

Im Bouldern schaffte es Jakob Schubert unter die ersten Zehn im Gesamtweltcup. Beim Weltcup in München (GER) wurde er Dritter und stand damit zum ersten Mal seit vier Jahren wieder auf dem Podest. Die erst 16-jährige Sandra Lettner (ÖAV Vöcklabruck, OÖ) ließ bei ihrem Weltcup-Debüt in Meiringen (SUI) mit Platz vier aufhorchen. Mit Jessica Pilz und Johanna Färber (ÖAV Graz, STMK) feierten zwei weitere Athletinnen ihr Finaldebüt in einem Boulder-Weltcup.

Jessica Pilz (c) Johann Groder
Jessica Pilz (c) Johann Groder

Rot-weiß-roter Festtag beim Olympischen Debüt in Buenos Aires (ARG)

Im Oktober feierte Sportklettern bei den Youth Olympic Games in Buenos Aires (ARG) Premiere. Je 20 Athleten und Athletinnen kämpften um die ersten olympischen Medaillen im Klettersport. Aus österreichischer Sicht verlief die Premier sehr erfolgreich: Sandra Lettner und Laura Lammer (ÖAV Graz, STMK) zeigten sehr starke Leistungen und standen am Ende gemeinsam am Podest: Lettner mit Gold und Lammer mit Bronze. Nicolai Uznik (SV St. Johann i.R.), der sich als einziger österreichischer Bursche qualifiziert hatte, wurde 15.

Medaillenregen auch für den Kletter-Nachwuchs: Vier mal EM- und WM-Silber für Thomas Podolan (U16), EM-Gold im Vorstieg für Sandra Lettner

Bei der Heim-EM im Vorstieg in Imst holte Sandra Lettner (U18) Gold. Thomas Podolan (U16, NFÖ Salzburg, SLBG) und Mathias Posch (Junioren, ÖAV Hohe Munde, TIR) kletterten zu Silber, während Louis Gundolf (U18, ÖAV Imst-Oberland, TIR) Bronze gewann. Bei der Junioren-EM im Bouldern in Brüssel gewann Julia Lotz (U16, ÖAV Hohe Munde, TIR) Silber. Sandra Lettner (U18) sicherte sich Bronze.

Thomas Podolan holte auch im Bouldern EM-Silber. Der junge Salzburger holte kurz vorher auch bei der Jugend-WM in Moskau in beiden Disziplinen Silber. Sandra Lettner kletterte bei der Jugend-WM zu Bronze im Vorstieg. Wenig überraschend gewann Thomas Podolan im September den Jugendsportpreis der Österreichischen Sporthilfe.

Vier von sechs Nachwuchs-EM-Titel gehen in der Kombination nach Österreich

In der Kombination stellt Österreich mit Laura Stöckler (ÖAV Haag) und Sandra Lettner aktuell zwei von sechs Nachwuchs-Weltmeistern. Auch bei der EM überzeugten die KVÖ-NachwuchsathletInnen in der olympischen Disziplin und holten vier von sechs Titeln: In der U16 holten Thomas Podolan und Julia Lotz die Titel. In der U18 gewann Sandra Lettner, während bei den Juniorinnen Laura Stöckler die Nase vorn hatte. Rang drei ging bei den Juniorinnen an Eva Hammelmüller (ÖAV Haag). Bei der U18 wurde Laura Lammer Dritte.

Katharina Saurwein und Anna Stöhr verabschieden sich von der internationalen Bühne

Im Jahr 2018 haben sich die zwei Grandes Dames des österreichischen Boulderns verabschiedet. Anna Stöhr und Katharina Saurwein (beide ÖAV Innsbruck) waren beide mehr als 15 Jahre lang im KVÖ-Nationalteam. Die zweifache Weltmeisterin Anna Stöhr musste im Juli aufgrund einer Rückenverletzung ihren Rücktritt bekanntgeben. Katharina Saurwein verabschiedete sich im Halbfinale der Heim-WM vom internationalen Geschehen. Das Nationalteam verliert damit zwei absolute Ausnahmeerscheinungen. Dem Kletterverband bleiben sie jedoch in anderer Funktion erhalten: Anna Stöhr wird weiterhin als Schriftführerin im Vorstand fungieren. Katharina Saurwein ist ab Jänner Bundesnachwuchskoordinatorin.

Positives Fazit von KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm

“Ende 2018 dürfen wir wieder als auf ein spannendes aber auch intensives Jahr zurückblicken. Im Jänner haben wir drei neue internationale Trainer geholt, deren Aufgabe es war, unsere Athleten und Athletinnen für das Saisonhighlight, die Heim-WM, optimal vorzubereiten, was auch eindrucksvoll gelungen ist. Weiters bestritten wir erstmals eine komplette Saison im Bundesleistungszentrum. Dies hat einerseits viel Planung und Koordination erfordert und andererseits große Vorteile gehabt. Zum Durchschnaufen bleibt nicht viel Zeit, da mit der Olympiaqualifikation im nächsten Jahr eine große Herausforderung auf uns wartet”, so Heiko Wilhelm.

QuelleBen Lepesant, Fotos: Spiess, Liebhaber, Groder