Runout mit der Bohrmaschine

Hansjörg Mair, Teamkletterer bei AustriAlpin, bewies in der letzten Woche Nerven. Seine Mixedroute, die nur spärlich abgesichert werden konnte, forderte von ihm und Kletterpartner Joggl ganzen Einsatz.

Fotostrecke: Erstbegehung von Runout (WI6/M7)

Fotos: © Austrialpin

Hier der Bericht von Hansjörg:

"Diese Eisline ist mir im Spätherbst beim Zustieg zu anderen Projekten aufgefallen. Am 16. Jänner war die Zeit reif für einen Versuch. Als Geheimwaffe hatte ich eine kleine, kompakte, 3,2 Kilogramm leichte Bohrmaschine dabei, die uns dann auch eine moralische Stütze war. Mit ihr setzten wir drei Bohrhaken. Sonst konnten wir die 370 Meter lange Tour meist nur mit Elf – Zentimeter – Schrauben und Friends absichern.

In der dritten Seillänge konnte Joggl erst nach 15 Metern – und die waren bei Gott nicht einfach – die erste halbwegs solide Eisschraube setzten. Am dritten Standplatz entschied ich mich dann, nach rechts, über einen heiklen Quergang in die benachbarte Eisspur, zu wechseln. Der direkte Weg erschien mir aufgrund des extrem spröden und selten mehr als fünf Zentimeter dicken Eises als zu gefährlich. Nach der Querung ging es 40 Meter, etwa 75 Grad steil auf dünnem Eis hinauf.

Manche mögen denken, dass das Eisklettern bei diesen steilen Verhältnissen nicht besonders anspruchsvoll ist, aber wenn man einmal 35 Meter über der letzten Sicherung auf einer Eisglasur steht, die sich nach zwei bis drei Schlägen komplett vom Fels verabschiedet, kommt einen schon der eine oder andere Gedanke…

Nach diesem Runout ging es einen steilen Gully weiter bis auf ein Podest unterhalb von einem Dach. Der Weiterweg schien versperrt und ich dachte schon ans Aufgeben. Doch dann fiel mir ein, dass Joggl beim Zustieg ein Foto von der Wand gemacht hatte. Das sahen wir uns dann auf dem Bildschirm der kleinen Kamera genauer an.

Fazit: Ich muss nur dem Dach entlang nach links queren, bis zur Kante, dort sollte sich die Wand zurücklehnen und nur noch ein letzter Eisaufschwung auf uns warten.

Gesagt getan! Der Plan ging auf und wir erreichten nach ca. 7 Std. den Ausstieg."

Routeninfo

  • Name: Runout
  • Lage: Zillertal – etwa 2 Kilometer vor Ginzling; Gasthaus Karlsteg
  • Zustieg: 30 – 45 min
  • Schwierigkeit: je nach Eismenge bis WI6/M7
QuelleCaroline Opp