Drei Zinnen, drei Meilensteine, drei Routen: So feierte Hochpustertal seine Bergsteiger-Pioniere

Die Drei Zinnen sind das wohl bekannteste Wahrzeichen im Panorama der Dolomiten und nicht nur beliebter Anziehungspunkt für Touristen, sondern auch seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Schauplatz spektakulärer bergsportlicher Leistungen. Anlässlich des Jahrestags von gleich drei unvergessenen Erstbesteigungen lud das Hochpustertal vom 18. bis 22. September zu verschiedenen Events rund um das Thema Alpinismus an den Drei Zinnen.

Die Erstbegeher der Direttissima vor den imposanten Drei Zinnen mit Bene Benedikt Gefeiert wurden Hans Dülfer mit seiner Durchsteigung der Westwand vor 100 Jahren, Emilio Comici mit seiner Route über die Nordwand vor 80 Jahren sowie das Trio Reiner Kauschke, Peter Siegert und Gerd Uhner mit ihrer Winterbesteigung der Großen Zinne vor 50 Jahren.

Extrem steile bis überhängende Nordwände in Kombination mit der besonderen Griffigkeit des porösen Dolomitgesteins verführen Bergsteiger damals wie heute zu immer neuen, immer extremeren Routen an den Drei Zinnen. Was 1969 mit Paul Grohmann begann und von Michel und Hans Innerkofler weitergeführt wurde, wurde bald zu einem Wettlauf um die Ehre, als erster eine bis dahin unbekannte Route zu bezwingen. So gelang Hans Dülfer vor 100 Jahren die Ersteigung der Großen Zinne an der Verschneidung mit dem bekannten "Dülferkamin".

Emilio Comici erklomm 1933 als erster die "haltlose" Nordwand der Großen Zinne, welche noch heute aufgrund ihrer Überhänge als extrem schwierig gilt. Die Comici-Route gilt seither als "Extremklassiker". Die Sachsen Reiner Kauschke, Gerd Uhner und Peter Siegert folgten im Winter 1963 bei klirrender Kälte der Linie des fallenden Tropfens an der Nordwand der Großen Zinne und erstiegen in 17 Tagen die "Superdirettissima".

Um diese Meilensteine und den Verdienst der Bergsteiger-Pioniere für den Alpinismus im Hochpustertal zu würdigen, wurden die Jubiläen der Drei Zinnen- Besteigungen in diesem Jahr erstmals groß gefeiert. Initiiert von den Bergführern Erwin Steiner und Kurt Stauder und organisiert von den Tourimusvereinen Toblach, Sexten und Auronzo fanden vom 18. bis 22. September zahlreiche Vorträge und Veranstaltungen rund ums Thema statt.

Den Anfang machte Mittwochabend in Sexten Kurt Diemberger, mit seinem Vortrag "Unterwegs zwischen Null und Achttausend". Freitagabend ging es in Auronzo weiter, mit einer Filmvorführung zum 50jährigen Jubiläum der Erstbesteigung der "Gelben Kante", gefolgt von Bergsteigerlegende Alexander Huber am Samstag, der an den Drei Zinnen vor allem durch seine Free-Solo-Besteigungen von sich reden machte. Für ihn ist das Freiklettern ohne Haken und nur unter Verwendung der natürlich vorhandenen Griffe die Paradedisziplin des Kletterns in den Dolomiten.

Um das Thema "Spiel oder Lebenskunst" ging es auch am Sonntag bei einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Alpin-Chefredakteur Bene Benedikt und Initiator Kurt Stauder an der Drei Zinnen Hütte. Bei strahlendem Sonnenschein und vor der beeindruckenden Kulisse der majestätischen Drei Zinnen redeten "alte" und "junge" Bergsteigergrößen von Reiner Kauschke über Alexander Huber bis hin zu Simon Gietl und Hannes Pfeifhofer über Ethik am Berg und das kalkulierte Spiel mit dem Risiko.

Sie blickten zurück auf vergangene Leistungen, verglichen die technische Ausstattung von gestern und heute und verrieten ihre persönlichen Vorbilder wie Hermann Buhl und Karl Preuß. Und sie betonten, dass bei allen Erstbesteigungen der Schutz der Natur und des eigenen Lebens im Vordergrund stehen muss. Passend dazu schloss Kurt Diemberger die Diskussion mit den Worten "Wer langsam geht, geht gut; wer gut geht, geht weit".

Am Sonntagabend standen schließlich die Pioniere von 1963, Kauschke, Siegert und Uhner, im Mittelpunkt – bei einer Filmvorführung "Superdirettissima" von Lothar Brandler und einer anschließenden Ehrung ihrer Verdienste. Hier war auch endlich Zeit, die Hintergründe um ihre beeindruckende Winterbesteigung zu beleuchten und einen Einblick zu erhalten, in ihren Alltag an der eisigen Nordwand. Nicht nur einmal kam damals bei bis zu Minus 30 Grad Celsius der Gedanke des Abstiegs auf, doch die Zeit war knapp und es galt der Konkurrenz zuvorzukommen. Trotz aller Strapazen sind die drei auch heute noch "begeistert vom Bergsteigen".

Hintergrund:

Biken, Wandern, Skifahren – mitten in den Dolomiten. Das Hochpustertal in Südtirol bietet abwechslungsreichen Urlaub sowohl im Sommer als auch im Winter. Das Tal mit den Orten Sexten, Innichen, Toblach, Niederdorf und Prags liegt im Herzen der Dolomiten, die seit Juni 2009 zum UNESCO Weltnaturerbe gehören. Aktiv-Urlaub vor atemberaubender hochalpiner Kulisse bieten die bestens präparierten Pisten, erstklassigen Loipen und Schneeschuhwandertouren im Winter – im Sommer begeistert das malerische Tal mit spektakulären Bike-Touren und anspruchsvollen Kletterrouten rund um die Drei Zinnen.

Aber auch weniger Aktive genießen im Hochpustertal einen traumhaften Aufenthalt auf zahlreichen Wanderwegen. Wellness-Angebote, kulinarische Highlights und kulturelle Events wie beispielsweise die Gustav Mahler Musikwochen, locken Schöngeister. Familien dagegen entdecken das kinderliebe Hochpustertal mit dem Erlebnisbad Acquafun oder dem Wildpark in Toblach. Das Unterkunftsangebot der Region reicht von luxuriösen Hotels über gemütliche Pensionen und Ferienwohnungen bis hin zu einem traditionellen Aufenthalt auf dem Bauernhof. Campingfreunde finden erstklassige Campingplätze.

QuelleMartha Rothe, Foto: Christian Tschurtschenthaler