Thomas Franze startete nur unter Protest

Thomas Franze (Freising), eigentlich ein reiner Boulderer hatte seine Chancen für den Oberlandcup wie folgt berechnet: Gutes Ergebnis im CLIMB FREE (1. Platz) und gutes Ergebnis in Gilching (nur eine Route/2. Platz) ergibt den Sieg bei einem Streichergebnis unter drei Wettkämpfen (die Qualifikation entscheidet sich auf der Münchener Stadtmeisterschaft meist an den zwei Routen, also nichts für reine Boulderer).Das Reglement besagt jedoch schon immer, dass den Oberlandcup nur gewinnt, wer an der Münchener Stadtmeisterschaft teilnimmt und dessen Ergebnis kann auch nicht gestrichen werden (bei Gleichstand zählt das Münchener Ergebnis).

Das Reglement wurde jedoch erst 3 Wochen vor der Stadtmeisterschaft im Internet eingestellt. Sofort legte Thomas Franze bei der Wettkampfleitung vorsorglich Beschwerde ein, die jedoch abgewiesen wurde. So meldete er sich gezwungener Maßen und nur unter erklärtem Protest zur Stadtmeisterschaft an.Dort gelang ihm (als Drittplazierter nach der Quali) ein lockerer Einzug ins Finale. Jetzt ging es “nur” noch darum, im Finale weiter als der starke Markus Grünebach zu klettern, dann hätte Thomas Franze den Oberlandcup und die damit verbundenen Siegpreise (Einkaufsgutschein über 100,- vom Sporthaus Schuster) in der Tasche.

Herrenfinale – spannend bis zuletzt

Der Burghausener Rainer Hallmann startete als Erster mit dem obligatorischen Startsprung, unterstütz durch die traditionelle “Ola” des Publikums. Er musste sich nach 2/3 der Traverse geschlagen geben. Das anspruchsvolle, kleingriffige Brett mit einem Wechsel aus Pressing, Dynamisieren und Schleichen konnte auch durch Constantin Wagner ein Neuzugang in München, der danach fast so weit kletterte wie Rainer,  nicht bezwungen werden.Nun kam Thomas Franze zum Zug. Ihm gelang, wie Jacob Nibler der zweite Versuch am besten und er konnte bis weit ins letzte Drittel des Boulderproblems vorstoßen. Das Publikum war begeistert. Darauf startete Nicolai Buhl, ehemaliges Mitglied im NRW-Jugendkader und Trainer des neu gegründeten Wettkampfkader 3 des Kletterteams München & Oberland.

Nico hatte sich allerdings drei Tage zuvor eine schmerzhafte Knieverletzung am rechten Bein bei einem Hook zugezogen. Den Schmerz steckte er entschlossen weg und zog bis vier Griffe hinter Thomas Franze. Somit war es Aufgabe des Favoriten des Abends, Markus Grünebach, den Sack zuzumachen. Im ersten Versuch kam Markus genau so weit wie Thomas Franze.Dann bewahrheitete sich jedoch die Regel, dass im Finale der Münchener Meisterschaft meist der erste Versuch der Beste ist. Nach einem technisch vorbildlich ausgeführten Sloapertaucher (das hat nichts mit dem Regen zu tun) mit integriertem Hinterscheren, dockte Markus über eine sensibel ausgeführte Schwungmitnahme an eine schleimige, nur scheinbar positive Leiste an.

Die Leiste hatte ihm schon im ersten Versuch einiges an Fingerstrom abverlangt, das hatte er eventuell im Kletterfluß gar nicht so ganz genau realisiert. Im zweiten Versuch riss ihm diese Unachtsamkeit in der Anschlußbewegung (nach dem Andocken) eine Hand irreversibel aus der Leiste, und Markus landete auf der Matte.Auch der fünfte und letzte Hattrickkandidat hatte seine Chance vertan. Thomas Franze wurde neuer Münchener Meister 2010 vor Markus und Nico. Fast identisch die Besetzung auf dem Oberlandcuppodest: Thomas (1.) vor Markus (2.). Rainer Hallmann konnte sich nach seinem 2. Platz auf dem CLIMB FREE 2010 den 3. Platz in der Oberlandgesamtwertung sichern.

Preise über 4500,- und Nervenkitzel mit Hansjörg Auer

An die Finalisten und eine Vielzahl an Kindern wurden Preise im Gesamtwert von 4500,- vergeben. Besonders spendabel zeigten sich bei der Münchener Stadtmeisterschaft das Sporthaus Schuster, Salewa und die ISPO. Weitere Preise spendeten: Kletterland Tirol, Lapis, Metolius, Gore, Climb X, Gibbon, Martin Lochner Verlag, Core. Vielen Dank!Den Ausklang des Abends bildete ein Multivisionsvortrag des Klettershootingstar Hansjörg Auer. Der sympathische Tiroler hat mit der Free Solo Flash Begehung einer extrem schwierigen 800 m – Route in den Dolomiten (Weg durch den Fisch, 9-) auf sich aufmerksam gemacht.

Nach dem Motto “Anschauen, aber nicht nachmachen” konnten die Zuschauer den Nervenkitzel von “viel Luft unter den Sohlen” gefahrlos nachempfinden. Erst kurz vor Mitternacht verließen die letzten Gäste nach einem erlebnisreichen Tag das Kletterzentrum.Sollte im kommenden Jahr das Wetter ähnlich schlecht eingestellt sein und eventuell noch mehr Besucher nach Thalkirchen kommen, so wird das niemanden schrecken, denn… dann ist das Kletterzentrum doppelt so groß wie heute. U.a. mit einer neuen Boulderarea wird viel, viel Platz geboten um die größte Stadtmeisterschaft ever auszurichten. Man sieht sich!

Anmerkung vom Webmaster: Besser spät, als nie online gestellt 😉

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überFotogalerie von Nick Stand
QuelleNils Schützenberger, Fotos: Nick Stand