Urige Gemütlichkeit und umweltgerechte Bewirtschaftung: Das zeichnet die Alpenvereinshütten aus. Im Bild: die Franz-Fischer-Hütte im Lungau. (c) Alpenverein/Monika Melcher
Urige Gemütlichkeit und umweltgerechte Bewirtschaftung: Das zeichnet die Alpenvereinshütten aus. Im Bild: die Franz-Fischer-Hütte im Lungau. (c) Alpenverein/Monika Melcher

Für den Sommer- und Wintertourismus lassen sich daraus einige markante Trends ablesen.

Trend 1: Einfachheit statt Luxus: Hütten immer beliebter

Perlen im Netz der Wanderwege

Wie eine aktuelle Studie[1] zeigt, planen 30 Prozent der Österreicher, ihren Sommerurlaub 2016 in Österreich zu verbringen. Der Trend, der sich über die letzten Jahre bereits abgezeichnet hat, ist auch auf den 234 Alpenvereinshütten (417 inkl. jenen des DAV) zu spüren. 72,5 Prozent der Wanderer kehren im Zuge ihrer Bergtouren zumindest gelegentlich bei einer Hütte ein, rund 10 Prozent übernachten auch dort.

Mit 13.000 Schlafplätzen (und einer Million Besucher bzw. 300.000 Nächtigungen pro Jahr) könnte man die Hütten des ÖAV als größten Beherbergungsbetrieb Österreichs bezeichnen. Doch der Anspruch an die Schutzhütten ist ein anderer, so Alpenvereinspräsident Dr. Andreas Ermacora: “Unsere Hütten sind die Perlen im Netz der Wanderwege. Sie sind in Österreich so gestreut, dass man als Wanderer ein sicheres Dach über dem Kopf findet, eine Rast einlegen und sich stärken kann. Die Anzahl ist gerade ausreichend, um bei Gebirgsdurchquerungen einen Stützpunkt zu finden. In den 90er Jahren haben die Alpenvereine die Erschließung der Alpen für beendet erklärt und sich darauf geeinigt, keine weiteren Hütten und Wege mehr neu zu errichten.”

Urige Gemütlichkeit

Das Bekenntnis zu Schlichtheit und Einfachheit ist dem Alpenverein nach wie vor ein Anliegen: “Die Ansprüche der Gäste steigen, und so mancher Wanderer wünscht sich etwa bei einer Übernachtung auch eine heiße Dusche oder eine tadellose WLAN-Verbindung. Doch das lässt sich nicht auf jeder Hütte verwirklichen, nicht selten müssen die Wirte mit Strom und Wasser haushalten. Wo es geht, bieten wir einige Grund-Annehmlichkeiten an, aber auf vielen Hütten wird es auch in Zukunft nur ein Mindestmaß an Komfort geben. Fließend Wasser im Waschraum, ein Platz im Bettenlager und ein Hüttenschlafsack statt Bettwäsche – das hat für die meisten unserer Gäste einen besonderen Charme und ist oft sogar der Grund für einen Besuch. Mit Gemütlichkeit und Einfachheit auf unseren Hütten sind wir bisher gut gefahren und der Alpenverein wird in den Bergen sicher auch weiterhin keine Luxushotels errichten”, betont Ermacora.

Umweltgerechte Bewirtschaftung

Weiterentwickeln werden sich die Alpenvereinshütten dennoch, und zwar in Hinblick auf einen umweltgerechten und energieeffizienten Betrieb. “Viele unserer Hütten beziehen ihren Strom bereits aus eigenen, umweltfreundlichen Kleinkraftwerken. Neben der naturverträglichen Energiegewinnung sind fachgerechte Trinkwasseraufbereitung und Abfallvermeidung sowie Energie- und Wassersparmaßnahmen Voraussetzungen, um das Umweltgütesiegel des Alpenvereins zu erhalten”, so der Alpenvereinspräsident. Bereits 111 Hütten tragen das begehrte Emblem und Jahr für Jahr kommen weitere Häuser hinzu, die die strengen Vorgaben erfüllen.

Auch die Verarbeitung von regionalen Produkten und Lebensmitteln sowie die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben vor Ort ist eine Entwicklung, die der Alpenverein auch auf seinen Hütten forciert.

Alpenvereinsgruppe auf dem Weg zum Gipfel des Großglockners (c) Alpenverein/Norbert Freudenthaler
Alpenvereinsgruppe auf dem Weg zum Gipfel des Großglockners (c) Alpenverein/Norbert Freudenthaler
Trend 2: Einsatz für die Natur

Besucherlenkung gegen Nutzungskonflikte

“Da es immer mehr Menschen in die Berge zieht, bedarf es auch entsprechender Initiativen, um die Besucherströme zu lenken. Das ist eine sehr große Verantwortung, die wir als alpiner Verein wahrnehmen”, betont MMag. Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Alpenverein. Als Erhalter von 26.000 Kilometern an Wegen ist der Alpenverein maßgeblich an der Streuung der Bergsportler beteiligt. “Spezielle Lenkungsmaßnahmen an ‚Hot Spots‘ wie im Tiroler Sellraintal, in dem etwa sehr viele Skitourengeher unterwegs sind, sollen zu einem naturverträglichen Miteinander im alpinen Raum beitragen”, so Dagostin.

Unberührte Naturräume als bedrohtes Gut

Der Stellenwert des Alpenvereins als Naturschutzorganisation und “Anwalt der Alpen” steigt fortwährend. Schon in seiner Satzung hat sich der Verein dem Erhalt der Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt verschrieben – und das schon seit 1927. “Unsere 500.000 Mitglieder nehmen die unberührte Natur durchaus als bedrohtes Gut wahr. Wir können in dieser Hinsicht auf einen starken Rückhalt in der Bevölkerung bauen. Unsere Aktivitäten im Natur- und Umweltschutzbereich haben in den letzten Jahren definitiv zugenommen und es ist zu erwarten, dass die zukünftigen Entwicklungen diesen Trend noch weiter verstärken”, so Liliana Dagostin.

Handfester Einsatz bei Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten

Die Bereitschaft der Alpenvereinsmitglieder, mit anzupacken, äußert sich in der regen Beteiligung an den Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten des Alpenvereins. Wege befestigen und Abschneider sanieren, Erosionsstellen begrünen, Bäume pflanzen oder bei Bergbauern aushelfen: Jeweils wochenweise arbeiten Freiwillige ab einem Alter von 16 Jahren mit vollem Einsatz für die Natur. Unterkunft und Verpflegung sind kostenlos. 2015 wurden österreichweit 17 Umweltbaustellen und 16 Bergwaldprojekte organisiert.

Bewusstseinsbildung

Eine weitere Initiative zur Bewusstseinsbildung ist das Projekt “Vielfalt bewegt! Alpenverein”. Dabei bildet der Verein derzeit ein Team aus Naturbeobachtern aus, die künftig die Tier- und Pflanzenarten über der Waldgrenze unter die Lupe nehmen werden. “Ziel von ‚Vielfalt bewegt! Alpenverein‘ ist es, mithilfe unserer ohnehin bergaffinen Mitglieder das Biodiversitätsmonitoring über der Waldgrenze zu systematisieren. Die gesammelten Daten sollen dazu beitragen, Bewusstsein für die Vielfalt unserer Natur zu schaffen und Lebensräume für gefährdete Arten zu sichern.”

Trend 3: Bergsport: Sicherheit und Gesundheitsbewusstsein

Unfallprävention & Sicherheitsinitiativen

“Es ist erfreulich, dass angesichts der vielen Bergsportbegeisterten nicht auch ein Anstieg an Alpinunfällen zu beklagen ist. Doch unsere Präventionsmaßnahmen scheinen zu greifen”, freut sich Mag. Michael Larcher, Bergführer und Leiter der Bergsport-Abteilung im Alpenverein. Dennoch, so Larcher, darf man sich mit jährlich 300 Alpintoten in Österreich nicht zufrieden geben. “Wir brauchen neue, originelle Initiativen, müssen die Online-Medien noch besser nützen und auch die Zusammenarbeit zwischen den alpinen Organisationen gehört verstärkt.”

Eine groß angelegte Sicherheitsinitiative unter dem Motto “SicherAmBerg” ist bereits angelaufen und wird sich in den kommenden Monaten weiter ausdehnen. So haben allein in der ersten Jahreshälfte mehr als 200 Kletterer an den kostenlosen “Sicher Klettern”-Workshops des Alpenvereins in Westösterreich teilgenommen. Im Herbst wird die Aktion in den ostösterreichischen Kletterhallen fortgesetzt.

Ausbildung von Multiplikatoren

Mehr als 5.000 (exakt: 5.188) Bergsteigerinnen und Bergsteiger engagieren sich in den “Alpinteams” der 196 Alpenvereinssektionen und geben ihr Wissen und die aktuelle Lehrmeinung in Form von Kletterkursen, Wanderungen oder Skitouren an die Alpenvereinsmitglieder weiter. In die Aus- und Fortbildung seiner ehrenamtlich tätigen Tourenführerinnen und Tourenführer investiert der Alpenverein jährlich mehrere hunderttausend Euro. Allein im Jahr 2015 wurden von der Alpenverein-Akademie 186 Fortbildungsveranstaltungen für diese Funktionärsgruppe durchgeführt.

Studienergebnisse beim Fachsymposium

Die gesundheitsfördernde Wirkung des Bergsports steht außer Frage. Um dies auch mit Zahlen zu belegen, arbeitet der Alpenverein derzeit gemeinsam mit den Universitäten in Innsbruck und Salzburg an einem Forschungsprojekt, um die “Effekte des Bergsports auf Lebensqualität und Gesundheit” wissenschaftlich zu untersuchen. Die Ergebnisse werden im November 2016 beim “Fachsymposium Bergsport & Gesundheit” in Wien präsentiert.

Tourenplanung zunehmend digital

Als Betreiber eines eigenen Tourenportals ist der Alpenverein rechtzeitig auf einen weiteren Trend im Bergsport aufgesprungen: Die Tourenplanung erfolgt zunehmend digital. Immer mehr Menschen nehmen Online-Tourentipps und -Karten sowie Infos zur öffentlichen Anreise zu Hilfe, wenn es um die individuelle Planung ihrer Wanderungen, Skitouren oder Mountainbike-Ausflüge geht. Das untermauern die Zahlen aus dem Portal www.alpenvereinaktiv.com: Die Nutzerzahlen steigen Jahr für Jahr um 50 Prozent (derzeit 6.000 Unique User pro Tag) und mit 354.000 Downloads ist die dazugehörige App eine der erfolgreichsten Touren-Apps überhaupt. 4.454 der gelisteten Touren auf alpenvereinaktiv.com sind derzeit als Top-Touren des Alpenvereins deklariert, Tendenz steigend.

Jahresbericht des Alpenvereins:

Sämtliche Fakten zur Jahresbilanz des Österreichischen Alpenvereins finden Sie im Jahresbericht unter bit.ly/oeav-jahresbericht-2015.

www.alpenverein.at

QuelleÖAV, Fotos: Monika Melcher, Norbert Freudenthaler