Juliane Wurm (Wuppertal) und Thomas Tauporn (Schwäbisch-Gmünd) hatten sich beide mit starken Leistungen für die Runde der besten sechs qualifiziert – Juliane Wurm holte sich dabei mit dem dritten Platz nach zahlreichen vierten und fünften Plätzen endlich ihr verdientes erstes Podium in dieser Saison. Damit erklettert sich die Wuppertalerin nach EM-Silber im vergangenen Jahr nun auch bei der Weltmeisterschaft eine Medaille.
Fotostrecke: Jule Wurm und Thomas Tauporn bei der WM 2011
Für die deutsche Serienmeisterin wäre sogar noch mehr drin gewesen: Nach dem Halbfinale führte sie das Feld an und durfte somit als letzte Starterin an die Wände. Neben ihr hatten noch Akiyo Noguchi (JAP), Anna Stöhr (AUT), Sasha Digiulian (USA), Yana Chereshneva und Olga Bibik (beide RUS) das Finale erreicht. Wurm behielt zunächst mit einem Flash an Boulder eins die Führung, konnte dann aber Boulder zwei nicht klettern und musste Stöhr, Digiulian und Chereshneva vorbei ziehen lassen.
An Problem drei konnte dann aber Wurm mit einem Flash auftrumpfen und setzte sich wieder hinter Stöhr und Überraschungsfrau Digiulian auf den dritten Platz. Boulder Nummer vier, ein weiter Doppel-Dynamo mit Schwung-Weiterleitung, war dann wie gemacht für Anna Stöhr, die bereits alle Boulder zuvor im ersten Versuch geklettert hatte: Nur die sprungstarke Österreicherin bewältigte die koordinativ anspruchsvolle Sequenz und holte sich damit mit vier Tops nach Aviles 2007 ihren zweiten Weltmeistertitel.
Der Rest des Feldes musste hier leider passen – mit einem Top hätte sich Wurm als letzte Starterin noch die Silbermedaille sichern können. Am Ende reichte es aber nicht ganz für Platz zwei – Sasha Digiulian sicherte sich mit zwei Tops und vier Versuchen weniger an den Bonuswertungen gleich bei ihrer ersten WM den Vizeweltmeistertitel. Aber auch mit Platz drei kann Juliane Wurm zufrieden sein – damit fügt sie ihrer bereits jetzt schon sehr erfolgreichen Karriere ein weiteres Highlight hinzu und beschert dem DAV seit 14 Jahren die erste WM-Medaille (Marietta Uhden holte 1997 im Lead Bronze in Paris)! Hinter Wurm landeten Yana Chereshneva, Akiyo Noguchi und Olga Bibik auf den weiteren Plätzen.
Shorty marschiert durch ins Finale
Auch bei den Herren gab es Grund zur Freude: Thomas “Shorty” Tauporn, der im Bouldern eigentlich nur angetreten war, weil er im Overall-Ranking (Lead, Boulder, Speed) einen guten Platz anvisierte, schaffte es zuerst als einziger der deutschen Herren, ins Halbfinale der besten Zwanzig einzuziehen. Hier zeigte er dann erneut eine sehr starke Vorstellung und konnte sich als Fünfter für das Finale qualifizieren. Dessen Besetzung versprach Bouldern vom Feinsten: Neben Shorty hatten sich noch Gesamt-Weltcupsieger Kilian Fischhuber (AUT), Europameister Cedric Lachat (SUI), Adam Ondra (CZE) sowie Rustam Gelmanov und Dmitry Sharafutdinov (beide RUS) qualifizieren können.
Im Halbfinale hatte Sharafutdinov bereits gezeigt, wo seine Ambitionen liegen: Als einziger hatte er alle vier Halbfinalboulder klettern können und auch im Finale sollte Sharafutdinov, der unter minimalistischsten Bedingungen in Jekaterinenburg trainieren muss, die Oberhand behalten. Zwar konnten Landsmann Gelmanov und der wohl beste Kletterer derzeit, Adam Ondra, ebenfalls alle vier Finalboulder klettern – Sharafutdinov benötigte dafür aber die wenigsten Versuche und holte sich nach 2007 erneut den Weltmeistertitel.Das dürfte Balsam auf die Seele des Sportstudenten vom Ural gewesen sein, der zuletzt im Rennen um den Gesamtweltcupsieg nicht mehr eingreifen konnte, weil er kein Visum für den Weltcup in Sheffield bekommen hatte. Stark auch die Leistung des neuen Vizeweltmeisters Ondra, der nach langer Wettkampfabstinenz sofort wieder um den Sieg mitklettern konnte.
Hinter dem Drittplatzierten Gelmanov folgte Kilian Fischhuber auf dem undankbaren vierten Platz – damit schafft es der Gesamt-Weltcupsieger erneut nicht, bei einer großen Meisterschaft einen Titel zu gewinnen – sowohl WM- als auch EM- Siege sind das einzige, was ihm noch in seiner Sammlung fehlt. Auch wenn es am Ende für Thomas Tauporn “nur” für den sechsten Platz hinter Cedric Lachat reichte: Der Schwäbisch-Gmünder gab eine hervorragende Figur ab und zeigte, dass auch ein Lead-Spezialist ganz nach vorne bouldern kann. Im Rennen um den Overall-Weltmeistertitel wird sich Tauporn aber nun mit sehr starken Konkurrenten wie Ondra oder Lachat messen müssen, die nun ebenfalls beim Bouldern ordentlich Punkte kassiert haben.
Shorty dürfte von den besagten Kandidaten allerdings des beste Speedkletterer sein, so dass er hier etwas an Boden gutmachen könnte. Außerdem dürfte “Shorty” nun auch gewaltzig Selbstbewußtsein für den Lead-Wettkampf am kommenden Wochenende getankt haben.
Ernüchterung beim Herren-Boulderkader: Keiner im Halbfinale
Während es bei Tauporn wie am Schnürchen lief, hatten die Spezialisten vom Boulderkader keinen guten Lauf. Zuletzt hatten die DAV-Boulderer eigentlich regelmäßig zumindest das Halbfinale erreicht, diesmal mussten sie jedoch geschlossen bereits nach der Qualifikation die Segel streichen. In der knüppelharten Qualifikation (nur 50 von 134 Startern konnten überhaupt einen Boulder klettern!) schafften Mathias Conrad (Zweibrücken, Platz 31) und Jonas Baumann (Wuppertal, Platz 39) zumindest noch einen Boulder, Stefan Danker (Landshut, Platz 41) und Jan Hojer (Frankfurt, Platz 46) gingen in der Boulder-Arena von Arco komplett leer aus.
Weiter geht es in Arco bereits am heutigen Montag mit der Paraclimbing-Weltmeisterschaft, wo mit Günther Grausam (Passau), Alexander Biermann (Wuppertal) und Sebastian Richter (München) drei DAV-Starter antreten werden.