Martin und Florian Riegler klettern "vint ani do" (8a+

Die Tour an der Westwand des Meisules de la Bièsces (2457m) im Sellagebiet ist 350 Meter lang und wurde im August 2004 von den Grödnern Ivo Rabanser und Stefan Comploi in teilweise technischer Kletterei (VII A2) erstbegangen.

Fotostrecke: Martin und Florian Riegler in “vint ani do”

no images were found

Diese wunderbare Wand schwirrte mir schon lange im Kopf herum und vor einem Jahr stieg ich das erste mal mit einem Freund durch die Wand. Wir kletterten den ganzen Tag und mussten die beiden letzten Seillängen ohne Stirnlampe in absoluter Dunkelheit klettern. Danach mussten wir auch noch für 2 Stunden bis zu den Knien im Schnee versinkend bis hinunter zum Auto irren. Das Dach 120 Meter unter dem Gipfel hatte uns alles abverlangt und meine Idee einer freien Begehung schien utopisch.

Trotzdem stehe ich mit meinem ungläubigen Bruder Florian nach einem halben Jahr wieder am Einstieg. Unser Ziel ist es alle Züge dieser 350 Meter langen Wand frei zu versuchen. Am meisten wehrt sich das Dach. Doch nach sorgfältigem Ausbouldern glauben wir, mit 10 äußert boulderigen Zügen den Schlüssel für einen freien Durchstieg dieser Passage gefunden zu haben.

Nach einem kurzen Quergang startet man mit 2 Untergriffen, dann erreicht man mit rechts eine Leiste und mit links das Zweifingerloch. Einen Dynamo und man hat einen relativ guten Griff. Danach wird's spannend. Mit zwei Minileisten in den Händen muss man weit hinauf zum rettenden großen Loch. Anschließend folgen leichtere Züge bis zum Stand. So weit so gut, doch 200 Meter sehr alpine Kletterei bis 7b+ müssen vorher zurückgelegt werden. Dann erst wartet dieses Dach auf einen müden Kletterer.

2. März 2008. Florian und ich stapfen zum Einstieg. 15 Zentimeter Neuschnee! Doch zum Glück trocknet die plattige Wand schnell. Wir sind super motiviert und die ersten Seillängen laufen gut. Auch die technisch schwierige Seillänge (7b+) klettern wir auf Anhieb. Die nächsten etwas brüchigen Längen zehren an unseren Kräften. Später und müder als erhofft erreichen wir das Dach. Wir brauchen eine kurze Pause und unser Körper braucht Zucker… Jetzt noch einmal alles geben!

Wir klettern sehr konzentriert und mobilisieren alle unsere Energie. Geschafft! Unser Plan einer freien Begehung aller 12 Seillängen dieser schönen Wand geht auf. Erschöpft aber zufrieden verschwinden wir bei Sonnenuntergang hinter dem Gipfelplateau. Die Sonne versinkt hinter dem Langkofel und wir steigen glücklich wieder ab.

“vint ani do” ist wahrscheinlich die schwierigste Route im Sella/Langkofel Gebiet. Die Tour bietet feinste Dolomitenakrobatik an Löcher und Leisten und könnte nach Meinung der beiden Brüder vielleicht zu einem Extremklassiker werden. Florian wird unterstützt von Salewa, Scarpa und Grivel.

QuelleFlorian Riegler, Fotos: Moritz Tirler