50 Jahre OeAV-Bergsteigerschule

Wastl Mariner, dessen Name vor allem mit der Wegbereitung des modernen Bergrettungswesens verbunden ist, war damals auch "Sachwalter für Bergsteigen" im Alpenverein. In dieser Funktion galt sein Bemühen einer adäquaten Alpin-Ausbildung für Alpenvereins-Mitglieder. Hier sah er dringenden Handlungsbedarf und ein Versäumnis des Alpenvereins damals.

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Fotos: © OeAV Bergsteigerschule/M. Melcher

In einer Rede zur "bergsteigerischen Ausbildung im Alpenverein" formuliert es Mariner 1968 sehr direkt: "Vorweg muss tatsächlich festgestellt werden, daß die bergsteigerische Aus- und Fortbildung unserer Mitglieder mit der allgemeinen bergsteigerischen Entwicklung, vor allem aber mit dem sprunghaften Ansteigen der Mitgliederzahlen nicht Schritt gehalten hat."

Das war also die Vision von Wastl Mariner: Möglichst viele Mitglieder "nach und nach zum selbständigen Bergsteigen zu erziehen". Und dieses Ziel verfolgt die Bergsteigerschule bis heute, wenngleich sich der Verein und das gesamt alpine Umfeld sehr stark gewandelt haben. Gab es 1963 in ganz Österreich gerade mal zwei Alpinschulen, so sind es heute viele Dutzend.Und gab es ´63 nur einzelne OeAV-Sektionen, die ihren Mitgliedern Ausbildungsmöglichkeiten boten, so sind es heute rund 200 Sektionen, in denen knapp 4.000 TourenführerInnen – "Übungsleiter" und "Instruktoren" – hochwertige Kurse anbieten. Und erst der Mitgliederstand: der verdreifachte sich beinahe, von 160.000 auf mehr als 460.000 heute.

Wenngleich hinter dem Ausbildungs-Motiv ("Bergsteigerschule") klar auf Platz zwei, so doch immer auch zentral für die Bergsteigerschule war das Ziel, Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, sich alpine Träume zu verwirklichen – also klassische Führungstätigkeit anzubieten und sich dem "Seil des Führers" anzuvertrauen. Mit dem Slogan "Ausbildung und Führung in Topqualität" wirbt die Bergsteigerschule auch heute um Kunden – auch außerhalb der Vereinsgrenzen. Mit der Anmeldung als Reisebüro stehen die Programme nun allen Bergsportbegeisterten offen.

Ein Merkmal der Alpenverein-Bergsteigerschule verdient besondere Beachtung: Während z.B. der Deutsche Alpenverein (DAV) seinen "Summit Club" als eigenständige Gesellschaft führt und diesen zu einem der weltweit größten Outdoor-Veranstalter entwickelte, blieb man im OeAV bescheiden.Nach wie vor ist die Bergsteigerschule Teil des Vereins und wird bewusst als kleine, feine Bergsteigerschule geführt – ohne Gewinnabsicht und mit minimaler personeller Ausstattung: Gabi Pfeifer als Organisatorin und Bergführer Robert Schellander, der für die Programmgestaltung verantwortlich ist, "schupfen" den Laden und herausragende Bergführer-Persönlichkeiten setzen dieses um. Treu dem scheinbar zeitlosen Motto: "Ausbildung und Führung in Topqualität. In den Alpen – die sind groß genug."

Abriss

  • 1962
    Beschlussfassung zur Gründung einer "Bergsteigerschule"
  • 1963
    erstes Programm
  • 1972 – 1997
    Leitung der Bergsteigerschule durch Hansjörg Köchler (bis 1972 ehrenamtliche Leitung durch Mariner)
  • 1998 – 2006
    Leitung der Bergsteigerschule durch Walter Zörer, Einführung eines Weltweit-Programms unter dem Namen "Globetrek"
  • 2007
    Leitung der Bergsteigerschule durch Hansjörg Pfaundler
  • 2008 bis 2011
    Eingliederung der Alpenverein-Bergsteigerschule in die Abteilung Bergsport unter der Leitung von Michael Larcher.
    Ausstieg aus dem Weltweit-Programm – "die Alpen sind groß genug."
  • Seit 2012
    Eingliederung der Alpenverein-Bergsteigerschule in die Alpenverein-Akademie.
QuelleMonika Melcher (OeAV)