Alexander Wenner im Gespräch mit dem Pfälzer Kletterpionier Hans Laub

Im heimatlichen Sandstein und den Nordvogesen hat Hans Laub in vielen Jahren weit über 1000 neue Kletterwege eröffnet. Darüber hinaus wurde von ihm Neuland in über 250 Routen in den Südvogesen, Luxemburg und im Battert erschlossen. Alex Wenner hatte Gelegenheit, sich mit Hans Laub zu unterhalten.

Hans Laub klettert des Nasenquergang im Totenkirchl Westwand/Wilder KaiserDann kam der Pfälzer Hakenstreit – Ringe wurden von Fanatikern abgesägt, Touren mit Kachelfett zugeschmiert, zb Superlative von Nöltner/Güllich durch Karl-Heinz Dahler aus Berlin, und nur weil sie wegen den neuen weiten Ringabständen die Touren technisch nicht mehr hochkamen. Wie hast du die Sache zu der Zeit gesehen und beurteilt?

Ich habe beim Hakenstreit nicht mitgemacht. Die Entwicklung war nicht aufzuhalten, habe die Berichterstattung nicht für gut empfunden, vieles wurde verschwiegen bei den Freiklettertouren, zb dass einige mit Schwebe geklettert wurden, dies aber nicht gesagt wurde. Die Berichterstattung war oft nicht seriös. Die Entwicklung des Freiklettergedankens und fixe Ringe, als auch die Öffnung der alten Welzenbach-Skala nach oben hab ich aber schon als Fortschritt betrachtet und befürwortet, der 6.Grad war Vergangenheit und neue Grade hielten Einzug, obwohl es den siebten Grad wie wir heute wissen ohnehin schon viel früher gab.

Du sagtest in dem damals neuen Kletter-Magazin "Boulder" 1982 -das die Themen und Fakten im Heft mehr überzeugten als alle Streitereien um die "Neuen Zeiten" – wie sahen die Neuen Zeiten faktisch aus?

Ringe wurden abgesägt, das hat uns auch von den anderen Gebietsexperten in den Mittelgebirgen, aber auch in den Alpengebieten in Mißcredit gebracht, die Pfalz wurde belächelt. Für die Pfalz war es eher ein Rückschritt und heute betrachtet Hinterwäldlerisch. Kubin schrieb: "Schilda liegt in Schindhardt, damit war alles gesagt" Ich bin heute froh darüber, dass ich da nicht mitgemacht habe – das war ein Segen für mich.

Du warst der damaligen Klettergeneration an jungen Sportkletterern, den "Outsiders", denen Nöltner, Güllich und Kubin angehörte, trotzdem sehr neutral und offen gegenüber gestanden, hast den neuen Blickwinkel des Freikletterns toleriert und für gut befunden. Warum, da du ja die ältere Generation, die nachwievor die ganz extremen Touren technisch klettern wollten, vertreten hast und für Akzeptanz und Toleranz aller älteren Kletterer, auch die der anders Denkenden appeliert hast?

Beide Stilrichtungen können miteinander auskommen. Wichtig ist dabei die gegenseitige Anerkennung. Dies gelingt nur, wenn man die jeweiligen Leistungen in ihrer Zeit sieht. In anderen Sportarten gab es auch stetige Bewegung, eine starke Dynamik bringt Veränderungen, man sollte das Alte nur nicht als altmodisch betrachten . Trotzdem bin ich verschiedenen Traditionen wie zb handschriftlich Biefe schreiben, wenn ich heute Dietrich Hasse schreibe, neulich unterhielten wir uns über die extreme Neutour mit 14! Ringen auf 60m von 2012 im Elbsandstein, (da gab es wohl auch Veränderungen .) treu geblieben. Es ist mir wichtig alte Werte auch den Jungen noch zu vermitteln, war aber auch immer offen gewesen für das Neue.

Du führst seit eh und je ein Neutourenarchiv über die Pfälzer Klettertouren, wobei du akribisch jeden Ring zählst, wovon andere Führerautoren wie Daigger/Cron oder Richter profitieren konnten. Was gefällt dir daran, die Pfalz auf dem aktuellen Stand zu dokumentieren?

Ich möchte die Erschliessungsgeschichte, die ich als junger Bub schon verfolgt habe, lückenlos weiterführen. Ich habe Udo Daigger selbstlos meine Datenbank in dieser Genauigkeit weitergegeben und das hat mich bis heute nicht losgelassen – sie ist heute nicht mehr ganz aktuell, die ganz neuen schweren Touren von 2012 hab ich noch nicht gelistet.

Du hattest neulich festgestellt, dass im Führer von Jens Richter nicht zwischen Gesamringanzahl und dabei nachträglich gesetzten Haken unterschieden wird. In einer deiner alten Touren wurden z.b 2 nachträgliche Ringe gesetzt, und die im aktuellen Führer nicht als NH (nachträgliche Haken) aufgelistet . Im Daigger/Cron stehen diese Haken als NH drin.

Für mich ist die Überlieferung wichtig und wenn ich 3 Ringe gesetzt habe und im Führer 5 Ringe drin steht und 2 davon nachträglich sind, sollte das auch so weiterhin dokumentiert sein. Ich bin nicht gegen die nachträglichen Haken, und begrüße Sanierungen und NH in Touren, die objektiv gefährlich sind.

Du hast so ziemlich alle Epochen der Kletterentwicklung miterlebt-vom Eroberungsalpinismus, über das Direttissima-Zeitalter bis zur moderen Sportkletterroute. Wie siehst du dich in diesem Rad der Zeit?

Alle Epochen ware für Ihre Zeit richtungsweisend und haben mir Spass gemacht.

Heute gibt es Leute wie Westphal, Ondra, Sharma, Kinder, die bis 9b+ (12-) klettern – Interessiert es dich nachwievor, was in der Kletterwelt abseits der Pfalz passiert?

Ja selbstverständlich. Ich bewundere die Leistungen der Jungen, aber auch was ein Glowacz, Güllich, später die Huber Brüder geklettert haben, zb das Alex Solo an der Zinne finde ich beachtlich.

Was würdest du jungen Kletterern raten, wenn sie neu im Klettersport sind?

Vergiss erstmal die Zahlen und geniesse die Natur. Wenn man die Schwierigkeiten beherrscht gewinnt man Freude. Klettern ist ein Sport ohne Zuschauer und ohne Stoppuhr. Klettern war für mich immer Selbstüberwindung und Auseinandersetzung mit Fels und Landschaft. Das ist wichtiger.

Der neueste Pfälzer Quacken heisst "Kufenberg" – den gibts noch nicht mal in der PK Tourendatenbank. An dem hat es ausser einer 6+, paar 10er Wege, paar Achter und eins, zwei Neuner, kennst du den?

Klar kenn ich den, die ganz Rechte, "Dicke Klunker", hab ich letztes Jahr im Toprope gemacht! AlexW: Was, das Dach rechts ist glatt 8 und das mit 83? Hans: Alex, in meinem Alter darf man an der Schlüsselstelle schon die Leiter einhängen-mit der gings dann! Hans ich wünsche dir von ganzem Herzen noch viele schöne Klettererlebnisse und Gesundheit. Danke für das tolle Interview.

Vormerken – Event im März 2013
Diavortrag von Hans Laub am 9.3.2013 um 19:30 Uhr am Bärenbrunnerhof – "Abenteuer Fels – Alte Routen"

Im Fokus des Vortrags stehen Bilder von seinen Erstbegehungen. Das sollte man definitiv nicht verpassen meine Damen & Herren.

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QuelleAlex Wenner, Fotos: lvaro Forrero, Archiv Laub