Berg Heil! Aktuelle Sonderausstellung im Alpinen Museum des DAV

Die Ausstellung mit mehr als 200 Bildern, Objekten, Fotografien und Dokumenten ist ein Ergebnis des gleichnamigen Forschungsprojekts der Alpenvereine in Deutschland (DAV), Österreich (OeAV) und Südtirol (AVS). Ein Team von Historikern, Volkskundlern und Pädagogen hat gemeinsam und wissenschaftlich fundiert die Geschichte der Vereine vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges aufgearbeitet.

Fotostrecke: Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen 1918 – 1945

no images were found

Fotos: © Deutscher Alpenverein

Die Leitung des drei Jahre dauernden Projekts hatten die Historiker Martin Achrainer (OeAV) und Florian Trojer (AVS) sowie die Kunsthistorikerin und Leiterin des Geschäftsbereichs Kultur im DAV, Friederike Kaiser, inne. Begleitet wurden die Arbeiten von einem Wissenschaftlichen Beirat mit Vertretern der Universitäten München, Potsdam, Salzburg und Innsbruck.

Der Titel des Forschungs-, Ausstellungs- und Buchprojekts ist ganz bewusst gewählt: "Berg Heil!" steht nicht nur für einen traditionellen alpinen Gruß, sondern auch für Bergbegeisterung, gemeinsame Erlebnisse und alpinistische Leistungen, aber auch für die Nähe von Alpinismus und deutschnationalen Ideologien. All diese Aspekte spiegeln sich auch in der Ausstellung wider.

Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung des Bergsteigens und des Alpinismus in den 1920-er und 1930-er Jahren. Ein mit Bergsteiger-Ausrüstung voll beladenes Fahrrad und ein BMW-Motorrad zeigen, wie Bergvagabund Hans Ertl und Extrembergsteiger Leo Maduschka in die Berge gelangten. Einblicke bergsteigerische Expeditionen, die Ende der 1920-er Jahre an Bedeutung gewannen, ermöglichen unter anderem alpine Ausrüstungsgegenstände und Postkarten. Tagebucheinträge und Fotografien geben eine Vorstellung davon, welche Risiko- und Todesbereitschaft die Spitzenalpinisten dieser Zeit bei ihren Erstbegehungen und Wiederholungen schwieriger Routen eingingen. Lohn ihrer Mühen: Sie wurden – vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs – als "Helden" gefeiert.

Prägend für die Zwischenkriegszeit war aber auch die große Zahl der Menschen, die die Berge als Ausflugs- und Reiseziel für sich entdeckten. Beispielhaft für diese Entwicklung steht in der Ausstellung unter anderem ein Teil des Matratzenlagers aus der Höllentalangerhütte, die in dieser Zeit großzügig erweitert wurde. Kataloge aus Münchner Sportgeschäften und Ausschnitte aus Filmen von Arnold Fanck dokumentieren ebenfalls, wie sich der Bergsport langsam, aber stetig zum Breitensport entwickelte.

Die Ausstellung widmet sich aber auch der politischen Geschichte des Alpenvereins: Erste antisemitische Tendenzen gab es bereits um die Jahrhundertwende, in den 1920er Jahren führte der Antisemitismus zu einer Zerreißprobe im Verein, die mit dem Ausschluss der jüdischen Sektion Donauland endete. Zudem wurde dem Alpenverein insbesondere wegen seiner Rolle als staatenübergreifender Verband in der Zeit des Nationalsozialismus eine besondere Bedeutung zugemessen. 1938 wurde er komplett in die staatlichen Organisationen eingegliedert. Eine Wolldecke mit dem Schriftzug "Hermann Göring-Haus" und ein Schild mit der Aufschrift "Juden unerwünscht" zeigen, wie eng eine vermeintlich apolitische Freizeitbeschäftigung und die politische Geschichte verknüpft waren.

Die Ausstellung "Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen 1918 – 1945" wird vom 24. November 2011 bis 24. Juni 2012 im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins gezeigt. Das Alpine Museum auf der Praterinsel 5 in München ist dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr geöffnet sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Zum Forschungsprojekt ist im Böhlau-Verlag außerdem das 635-seitige Buch "Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen von 1918 bis 1945" erschienen. Das Buch ist im Buchhandel zum Preis von 43,50 Euro (Österreich: 44,90 Euro) erhältlich.

Alpenvereinsmitglieder erhalten es zum Preis von 34,90 Euro im Alpinen Museum und über die Internetseiten und Verkaufsstellen der drei Vereine, beispielsweise: www.dav-shop.de.

überwww.dav-shop.de
QuelleRuth Schedlbauer, Fotos: Archiv DAV