Kletterer störten brütendes Falkenpaar – Jäger erheben schwere Vorwürfe
POTTENSTEIN (tw) – Schwere Vorwürfe gegen Behörden und
Verbände sowie gegen Kletterer erheben Jagdaufseher Georg Herlitz
und Jäger Markus Bayer wegen eines brütenden Wanderfalken in
der «Püttlacher Wand» nahe der
«Bärenschlucht» an der B 470.
Behörden wie Verbände hätten zu spät reagiert, der
Vogel sei durch zwei bisher unbekannte Kletterer gestört worden,
und erst auf Initiative von Markus Bayer wurde das Felsmassiv am
letzten Wochenende von der Bergwacht Pottenstein gesperrt. In der
Zwischenzeit marschierten Behördenvertreter, Mitarbeiter des
Landesbund für Vogelschutz, Naturschützer und Vertreter der
IG-Klettern auf.
«Ich habe nichts gegen die Kletterer, schließlich leben in
der Fränkischen Schweiz viele vom Tourismus», sagt Markus
Bayer vom Campingplatz «Bärenschlucht». Ihn und
Jagdaufseher Georg Herlitz von der Haßlacher Jagd hat aber
maßlos geärgert, dass zehn Meter neben dem Falkenhorst
Kletterer in der Wand hingen, obwohl das Felsmassiv kurz vorher von der
Bergwacht Pottenstein wegen der Vogelbrut gesperrt worden war.
Letzteres bestätigte Bergwacht-Bereitschaftsführer Roland
Haber, der als «Schnelllösung» einen Hinweis
angebracht hatte, dass dort der Falke brütet. Wie Haber jedoch
erklärte, könne die Bergwacht keine offiziellen
Verbotsschilder aufstellen. Da von den Behörden am Wochenende
niemand zu erreichen war, hatten Herlitz und Bayer den
Gößweinsteiner Vogelschützer Reinhard Brendel
alarmiert, der dann auch mit dem Uhu-Beauftragten der Fränkischen
Schweiz, Alfons Förstel, vor Ort war und die beiden Kletterer zur
Rede stellte. Wie Brendel erklärte, seien die beiden dort
geklettert, obwohl bei seinem Eintreffen bereits das offizielle
Verbotsschild der Zone I angebracht war.
Bayer und Herlitz behaupten außerdem, dass Kletterverbotsschilder
manipuliert und entfernt wurden. So sei ein Aufkleber der Zone I
(absolutes Kletterverbot) von einem offiziellen Schild heruntergekratzt
worden. Auch sei Wolfgang Geißner vom Naturpark lange vorher
informiert worden, sagen Bayer und Herlitz, doch habe er nichts
unternommen. «Alle schauten nur untätig zu»,
ärgert sich Herlitz und betont, dass die Jäger beim Erstellen
des Pottensteiner Kletterkonzepts nicht gefragt wurden. So seien jetzt
Felsen gesperrt, in denen kein Vogel brütet, und Felsen, in denen
Uhus oder Wanderfalken Junge haben, zum Klettern freigegeben.
Ganz anderes sah dies gestern Sven König von der IG Klettern, der
jedoch einräumte, dass von den beiden Kletterern Fehler gemacht
wurden. «Schwarze Schafe gibt es überall», so
König. Allerdings sei kurz vor der Sperrung die Püttlacher
Wand als Zone III (Klettern erlaubt) ausgewiesen gewesen. Die
offiziellen Schilder seien aber von unautorisierten Naturschützern
mit Zone I überklebt worden. «Fehler wurden in diesem Fall
von allen Parteien gemacht, doch insgesamt ist man mit den
Kletterkonzepten auf einem konstruktiven Weg», zog König
Resümee, der nun die Pottensteiner Jäger mit einbeziehen will.
«An Haaren herbeigezogen»
Auch Geißner wies gestern Vorwürfe, er hätte sich nicht
darum gekümmert, entschieden zurück. Dass es bei der
Bärenschlucht ein Wanderfalkenpaar gibt, sei schon länger
bekannt, sagt Geißner. Deshalb sei umgehend die
gegenüberliegende «Ringler-Wand» für Kletterer
gesperrt worden, weil zunächst vermutet wurde, dass die Tiere dort
brüten. Dass das gesamte Pottensteiner Kletterkonzept nun aber
deswegen in Frage gestellt wird, hielt Geißner für «an
den Haaren herbeigezogen».
Aufgestellt wurde das Konzept noch, als Dieter Bauernschmitt
Pottensteiner Bürgermeister war. Offensichtlich habe es damals
Kommunikationsprobleme zwischen der Stadt und den Jägern gegeben,
meint Geißner. «Ich muss mich darauf verlassen können,
dass die jeweiligen Gemeinden zur Konzepterstellung alle Beteiligten
mit einbinden», sagte Geißner.
Wie der Beauftragte des Artenhilfsprogramms für Wanderfalken im
Landesbund für Vogelschutz (LBV), Edmund Abel aus Forchheim, zu
dem Vorfall erklärte, wusste er bis vergangenen Samstag noch
nicht, dass der Wanderfalke in der Püttlachwand brütet.
«Die Schuld nur auf die Kletterer zurückzuführen, ist
zu billig.»
Der Vorsitzende der IG Klettern, Dr. Jürgen Kollert, meinte
gestern via Handy aus Kroatien, dass in diesem speziellen Fall der
Informationsfluss wohl nicht richtig funktioniert hat. Er
bestätigte, dass offizielle Schilder «verbotenerweise
verändert wurden». Bereits vergangenen Sonntag sei die
Püttlachwand auch im Internet umgehend als gesperrt gemeldet
worden.
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