Ueli Steck: Mehr ist nicht immer besser

Ueli Stecks Enthusiasmus war gross nach der Mount Everest Expedition. Er war motiviert, fühlte sich gut als er nach zwei langen Monten im Himalaja zurückkehrte in die Schweiz. Im Gegensatz zum letzten Jahr fühlte sich Ueli nicht ausgebrannt.

Ueli Steck am Shisha Pangma Ueli Steck schreibt:

Ich wusste was ich wollte, nämlich laufen! Der Jungfraumarathon, der New York Marathon, der K78 am Swiss Alpine in Davos: Alle diese Läufe standen auf meinem Programm. Sehr schnell konnte ich meine Intensität im Training hochfahren.

Ich wurde besser und schneller. Das Lauftraining hatte mich so richtig gepackt. Mein Ziel war und ist es, besser zu laufen, effizienter, ergonomischer, schneller. Ich bin viel gelaufen in den letzten Wochen, zu viel. Immer wieder hatte ich Schmerzen im Vorfuss. Ich dachte mir, dass das vom Laufen im Flachen Gelände käme. So habe ich auf Bergläufe gewechselt bis der Schmerz weg war. Das ging zwar einigermassen gut, aber der Schmerz kam immer wieder. Bis ich am Morgen kaum mehr zum Bett aussteigen konnte. Nach einer halben Stunde ging der Schmerz wieder vorbei. Beim Laufen war es dasselbe: Die ersten 10 Minuten hatte ich etwas Schmerzen, danach war es gut. Bis vor knapp einer Woche.

Mein Physiotherapeut und Trainer Simon Trachsel ahnte böses. Leider hatte er recht: Mein ganzer Vorfuss ist überlastet und entzündet. Die Diagnose bedeutet für mich eine Zwangspause. Die nächsten 4-6 Wochen muss ich mich komplett schonen. Es gibt kein laufen und auch kein klettern. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Bis jetzt konnte ich immer trainieren. Nie hatte ich ernsthafte Probleme. Doch jetzt auf einmal sagt mein Körper Stop. Eine neue Grenzerfahrung. Bis jetzt war es immer der Berg, der die Grenzen setzte.

Wenn man so trainiert, ist die körperliche Überlastung die grösste Gefahr. Mehr ist nicht immer besser. Vielleicht war es utopisch zu glauben, ich könnte alle diese Läufe machen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als diese Tatsache zu akzeptieren. Im Moment kann ich daran nichts ändern. Ich werde mein Bestes geben, so dass sich dieser Zustand baldmöglichst wieder ändert und ich hoffentlich bald wieder trainieren kann.

Bis dahin muss ich wohl etwas Ruhen. Das ist vielleicht auch nicht schlecht.

Herzliche Grüsse

Ueli Steck

QuelleUeli Steck