"Wings for life" - Neutour auf Telendos

Wir helfen der Nachbarinsel von Kalymnos, mit dem Klettersport den Tourismus anzukurbeln. Red Bull verleiht indessen uns Flügel. Denn falls jetzt jemand glaubt, dies sei ein Ferienjob, darf er gerne mal mitkommen und uns dabei unterstützen, Felsbrocken aus der Wand zu räumen, Löcher zu bohren und Stachelsträucher aus der Wand zu schneiden. Viel Zeit zum Klettern bleibt da nicht, aber dafür haben wir auch gar keine Kraft mehr. Am Samstag ist der Klettersektor IROX fertig eingerichtet.

Fotostrecke: “Wings for life” – Neutour auf Telendos

Fotos: © Urs Odermatt

Giannis, unser Kapitän, hat schon am Montag angekündigt, dass wir das heute Abend feiern werden. Von Abend kann keine Rede mehr sein, als wir gegen 5 Uhr früh unser Boot erreichen. Vielleicht liegt es daran, dass Giannis unterwegs seine Uhr verloren hatte? Egal, das Handy verliert er, als er vom Steg ins Wasser fällt, und als er es endlich ins Boot schafft, tritt er auf seine Sonnenbrille. Der Weg zurück von Kalymnos nach Telendos, etwa 700 m, schaffen wir gerade noch dank der Unterstützung von Hilfskapitän Padelis, der das Café Navtikos in Telendos betreibt und die Kletterer mit den neuesten Infos, Früchtejoghurts und heissem Honigschnaps versorgt.

Ein Jahr später, gleicher Ort. IROX wurde zum Renner. Giannis hat sich ein neues Speedboot angeschafft, mit dem er die Kletterer für wenig Geld in nur gerade 2 Minuten mit rund 58 Knoten direkt unters Klettergebiet fährt. Die Wand erfreut sich so grosser Beliebtheit, dass wir auch dieses Jahr, unterstützt von IROX und MAMMUT, zum Routenbohren herkommen. Nach den Anstrengungen des letzten Jahres wollen wir es nun etwas ruhiger angehen.

Auf der Südseite der Insel steht eine riesige, rund 200 m hohe Wand. Hier wollen wir eine schöne Genussroute eröffnen. Easy Work für Ruhetage. Völlig klar, dass wir uns irrten. Rund 11 Seillängen braucht es, um dieser fantastischen Wand ihre erste Route abzuringen. Mit gerade mal 14 Bohrhaken klettern wir die Tour zuerst im Alpinstil, um zu sehen, ob sich die Erschliessung überhaupt lohnt. Auf dem Gipfel angelangt, wäre der alpine Teil abgeschlossen, die Arbeit, die folgt, lässt alle Hoffnungen auf einen ruhigen Aufenthalt fahren. 250 Klettermeter müssen geputzt und abgesichert werden.

Echte Alpinisten werden jetzt einwenden, dass es unethisch ist, die Tour nachträglich mit so vielen Bohrhaken abzusichern. Aber um es gleich vorwegzunehmen: In der Ägäis gibt es keine Bergrettung. Die Bergung eines Verletzten aus dieser freundlichen Südwand wäre bei Weitem komplizierter als eine Rettung aus der Eigernordwand. Aus diesem Grund rüsten wir die Tour mit 100 Bohrhaken perfekt ein. Dazu gehört für uns auch, alle gefährlichen Blöcke aus der Wand zu lösen, lose Steine zu entfernen und schlussendlich mit einer Abwaschbürste den Dreck von den Griffen zu putzen. Hört sich irgendwie lächerlich an, ist aber wahr.

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überwww.telendos.net
QuelleUrs Odermatt