Christina Huber und Caroline North auf dem Gipfel des Cerro Torre (c) Caroline North
Christina Huber und Caroline North auf dem Gipfel des Cerro Torre (c) Caroline North

Die einzige andere Begehung des Cerro Torre einer weiblichen Seilschaft erfolgte im Jahr 2005 durch Monika Kambic und Tanja Grmovsek über die Compressor Route. Während ihres Anstiegs wurde Monika Kambic jedoch von herunterfallendem Eis getroffen, weshalb die beiden Frauen den Gipfel nur durch Fixseile in der Crux erreichen konnten.

Nach ihrer Rückkehr aus Patagonien erzählt Christina von ihrer Reise und den Erlebnissen am Cerro Torre:

“Nachdem ich schon im Sommer mit Caro darüber gesprochen hatte zusammen nach Patagonien (El Chalten) zu reisen, buchten wir schließlich im Oktober die Flüge. Von Anfang an war uns klar, dass wir wahnsinniges Wetterglück brauchen würden, um in der kurzen Zeit die mir blieb eine Chance auf einen Gipfel zu bekommen. Ich hatte aufgrund meines Studiums leider nur maximal drei Wochen Zeit.

Am 14.02. trat ich dann meinen letzten Tag mit Anwesenheitspflicht in der Fachhochschule an und machte mich am Tag darauf voller Vorfreude direkt auf den Weg nach Argentinien. In El Chalten angekommen, konnte ich es kaum fassen: nach wenigen Tagen im Ort näherte sich schon das erste Wetterfenster. Caro und ich beschlossen es direkt zu nützen. Wir entschieden uns den Zustieg etwas länger zu gestalten, dafür aber mit weniger Auf- und Ab. Am Mittwoch den 18.02. gingen wir am Nachmittag in Richtung Passo Marconi los, wobei wir kurz vor Beginn des Gletschers unser Zelt aufbauten.

Fotostrecke: Christina Huber und Caroline North am Cerro Torre



Am zweiten Tag ging es weiter über den Pass und das Inlandeis bis zum Circo de los Altares, wo wir eine weitere Nacht verbrachten. Der Freitag war dann eher gemütlich. Wir stiegen noch zum Biwakplatz unterhalb des Elmos auf und trafen unterwegs im Col de la Esperenza auf eine Slowenische Seilschaft bestehend aus Luka Lindic, Luka Krajnc und Tadej Krišelj, welche von der Adela Überschreitung kamen und am nächsten Tag auch die Ragni Route klettern wollten.

Am frühen Abend saßen Caro und ich zusammen mit den Slowenen im Biwak unter dem Elmo. Nicht dass es schon der Wahnsinn gewesen wäre bei Sonnenschein in Patagonien in der Ragni Route zu biwakieren – nein, wir hatten sogar noch Musik, weil die Slowenische Seilschaft doch tatsächlich kleine Boxen dabei hatte.

Um 2.30 Uhr klingelten auch schon unsere Wecker. Nach dem Frühstücken, Schnee schmelzen, Zelt abbauen und Verbuddeln unserer Sachen im Schnee startete Caro pünktlich um 4 Uhr mit der Kletterei vom Biwakplatz weg. Nach der ersten Seillänge bis unter den Elmo war es an mir die Elmo Seillänge in Angriff zu nehmen. Wie wir bereits von anderen Seilschaften wussten, war die Seillänge diese Saison nicht zu unterschätzen.

Im teilweise grundlosen Schnee kämpfte ich mich über einen kurzen, leicht überhängenden Abschnitt in eine Art Schnee-Eis-Rinne die sich aber dann wieder gut absichern lies. Immer noch im Dunkeln kletterten wir die folgenden zwei Mixed-Seillängen, die dritte Mixed-Seillänge konnte ich dann schon bei Tageslicht klettern. Der Ausblick um diese Uhrzeit war einfach wahnsinnig schön.

Aber viel Zeit zum Genießen blieb nicht wir arbeiteten uns weiter vor zur Headwall, die sich unerwarteter Weise einfacher klettern lies als zu Beginn gedacht – auch gut! Im Anschluss folgten noch insgesamt drei lange und eine kurze Seillänge durch natürliche Schnee-Eis-Tunnel, Rime-Ice, Schnee und Eis, die volle Palette.

Um ca. 14.00 Uhr war es dann so weit: Caro meisterste die letzte Seillänge mit Bravour und stand auf dem Gipfel des Cerro Torre. Oben angekommen ergab sich uns ein atemberaubender Blick über das Inlandeis sowie in Richtung Cerro Fitz Roy, Aguja Poincenot und in Richtung Chalten. Ein gewaltiger 360° Grad Blick, den ich so schnell nicht vergessen werde. Mann, waren wir überglücklich!

Aber der Gipfel war nun mal nur die halbe Miete… Zuerst seilten wir uns zu unserem letzten Biwakplatz ab, um dort die eingegraben Sachen mitzunehmen. Anschließend folgten ein paar weitere Abseilmeter und wir stiegen bis zum Circo de Los Altares ab – so weit so gut. Bereits gegen Ende unseres Abstiegs ging die Sonne unter und wir beschlossen nach diesem langen Tag noch kurz unser Zelt aufzubauen, um etwas zu Essen und ganze zwei Stunden zu schlafen. Am Sonntag liefen wir sehr früh los. Der ganze Tag war ein Kampf mit dem Wind und nach einem 20-stündigen Marsch erreichten wir El Chalten, todmüde aber immer noch mit einem Lächeln im Gesicht.

An dieser Stelle möchte ich mich noch bei Rolando Garibotti für die unglaublich hilfreichen Tipps und die Unterstützung während unseres ganzen Aufenthalts bedanken. Außerdem gilt meinen Sponsoren und meiner Familie ein großes Dankeschön.”

Über Marmot

Seit 1974 überzeugt Marmot mit hochwertiger und funktioneller Bekleidung und Ausrüstung für Bergsportler, Outdoor-Enthusiasten und Extremalpinisten. Entstanden aus einem kleinen, umtriebigen Kletterclub US-amerikanischer Studenten, lebt Marmot seit seiner Gründung die Leidenschaft für den Outdoor-Sport und setzte sich von Beginn an das Ziel, die beste Outdoor-Bekleidung und -Ausrüstung der Welt herzustellen. Mehr denn je lässt sich Marmot von professionellen Bergführern und Athleten wie Stefan Glowacz inspirieren, um Produkte zu entwickeln, die allen Herausforderungen der Natur gewachsen sind.

Weitere Informationen: www.marmot.eu

QuelleJulia Baumann, Fotos: Caroline North, Christina Huber, Luka Lindic