Kiku. International Mountain Summit 2014: Berge für alle – Handicap und Outdoor

Mit dem Rollstuhl auf die Alm oder Skifahren trotz Beinamputation? Sollen Menschen trotz ihrer Behinderungen alle Möglichkeiten unserer Berglandschaft nutzen können? Ob das geht oder nicht, hängt vielfach von der Beschaffenheit der Umwelt und den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln ab.

PK Berge für alle: Robert Hillebrand, Alex Ploner, Stefan Hofer, Michel Stampfer, Markus Kompatscher, Markus Gaiser (c) IMS Was es dazu braucht bzw. was beim Erleben unserer Bergwelt hilfreich sein kann, damit befasst sich beim Kiku. International Mountain Summit am 17. Oktober ein Kongress und am 19. Oktober ein Hilfsmitteltesttag. Michael Stampfer ist seit einem Arbeitsunfall querschnittsgelähmt. Er sitzt im Rollstuhl, sagt man im üblichen Sprachgebrauch. Er ist aber auch Sportler und bergbegeisterter Südtiroler. Lassen sich seine Behinderung und sein Wunsch, möglichst ohne Einschränkungen in unserer Umwelt Erholung und Spaß zu erfahren, in Einklang bringen?"Berge kann man nicht platt machen. Aber man kann mutig sein und ausprobieren, wie hoch hinauf der Berg einen Rollstuhl fahren lässt" sagt Michael Stampfer selbstbewusst. In seinem Vortrag im Rahmen des Kongresses "Berge für alle – Outdoor und Handicap" wird Stampfer erklären, was er schon alles erlebt hat und wie wichtig Sport und die Bergwelt für seine Rehabilitation waren.

Der Kiku. International Mountain Summit ist seit Jahren ein fixer Bestandteil der Berg- und Sportlerwelt. Er bringt dabei eine Vielzahl von interessierten Menschen aus der ganzen Welt nach Brixen, welche gemeinsam die bewegenden Themen des Sektors diskutieren. Alex Ploner und Markus Gaiser, die Organisatoren des IMS, betonen: "Wir haben seit jeher ein besonders offenes Ohr für den Bereich Menschen mit Behinderung. So waren bereits in der Vergangenheit verschiedene einschlägige Organisationen und Protagonisten aus dem In- und Ausland am Kongress beteiligt."

In diesem Jahr steht der IMS unter dem Motto "Willenskraft". Dabei wird Willenskraft aus verschieden Blickwinkeln betrachtet. Die Hindernisse können dabei ein 8.000m hoher Berg oder auch ein schwerer Unfall sein. Ganz besonders bietet sich durch dieses Thema eine weiterreichende Zusammenarbeit mit den hiesigen Sozialorganisationen an. Vom Motto und der Plattform des IMS überzeugt, hat sich die Sozialgenossenschaft HandiCar, in Zusammenarbeit mit der Sportgruppe für Körperbehinderte Südtirols, an die Organisation des Kongresses gemacht.

Auch Landesrätin Martha Stocker wird ihre Meinung zum Thema am 17. Oktober einbringen. Sie ist Gast der hochrangig besetzen Diskussionsrunde im Rahmen des Kongresses. Als Bergbegeisterte ist es ihr ein besonderes Anliegen, wo immer möglich, die Umwelt so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich ist."Als politische Vertreter sind wir für alle Menschen in unserem Land da und wir setzen uns ein, dass möglichst alle die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Wo es Möglichkeiten gibt, unsere wunderbaren Berge auch für Menschen mit Behinderung erfahrbar zu machen, müssen wir darüber informieren und jene unterstützen, die sich für den Ausbau dieser Möglichkeiten einsetzen," bezieht Landesrätin Stocker klar Stellung.

Der Hauptreferent Mark Inglis aus Neuseeland wird die Zuhörer mit seiner besonderen Geschichte fesseln. Mark Inglis erklärt:"Ich war 23 Jahre alt, als ich 14 Tage in einer Eishöhle auf der Spitze des höchsten Bergs Neuseelands eingeschlossen war, weil ein Schneesturm die Temperaturen unter null sinken ließ. Ich war am verhungern und wäre fast vor Kälte gestorben. Als ich aufwachte, war ich im Krankenhaus und musste erkennen, dass meine Beine unterhalb des Knies wegen Erfrierung amputiert werden mussten."Inglis hat überlebt. Er hat wieder zurück ins Leben gefunden und sein Ehrgeiz wurde sogar noch größer: als erster beinamputierter Mensch stand er 2006 auf dem Gipfel des Mount Everest. In seinem Vortrag wird er von seiner Motivation berichten und ganz offen über seine eigenen Grenzen sprechen.

Auf die Überwindung von Grenzen zielt auch der am Sonntag, den 19.10.2014, stattfindende Produkttest- und Bergtag IMS Walk Day by GORE-TEX ab. Die führenden Hersteller von bergtauglichen Hilfsmitteln und Fahrzeugen werden ihre Produkte vorstellen und zum Testen dieser einladen. Das Rahmenprogramm der Veranstaltung wird der IMS Walk Day bilden. Ein Erlebnis der besonderen Art sind dabei die Gipfelgespräche mit Peter Habeler und Hervé Barmasse.

"Einen Kongress wie den hier beschriebenen hat es weder im In- noch im angrenzenden Ausland in den letzten Jahren gegeben. Dementsprechend sehen wir es sinnvoll, unser Vorhaben mit aller Kraft voranzutreiben. Als ONLUS Organisationen, aber vor allem als Organisationen, welche von Menschen mit Behinderung gegründet wurden und geführt werden, sehen wir es als unsere Pflicht, überall dort zu sensibilisieren, wo unseren Themen noch nicht ausreichend Gehör geschenkt wird.

Die Frage "Gibt es ein Recht auf Berge??" gibt provokant den Ansatz unseres Vorhabens wieder," fasst Stefan Hofer, Obmann der Sozialgenossenschaft HandiCar zusammen. Die Tagung und der Hilfsmitteltesttag richten sich vor allem an Menschen mit Behinderungen, deren Angehörige und Freunde, Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialwesen sowie alle interessierten Menschen.

QuelleGiada Vesentini (IMS), Foto: IMS