Sicher auf Skitour: Der Alpenverein empfiehlt Entlastungsabstände von 10 Metern beim Aufstieg in Steilhängen (über 30°). Das reduziert nicht nur die Belastung auf die Schneedecke, sondern steigert auch den Komfort bei Spitzkehren (c) Österreichischer Alpenverein
Sicher auf Skitour: Der Alpenverein empfiehlt Entlastungsabstände von 10 Metern beim Aufstieg in Steilhängen (über 30°). Das reduziert nicht nur die Belastung auf die Schneedecke, sondern steigert auch den Komfort bei Spitzkehren (c) Österreichischer Alpenverein

Niemand wurde dabei verletzt. Dennoch droht den ehrenamtlichen Tourenführern nun ein Strafverfahren wegen Gemeingefährdung. Der Alpenverein (ÖAV) erkennt die begangenen Fehler und appelliert gleichzeitig zur objektiven Aufarbeitung.

Aufklärung nach “Shitstorm” in den Medien

“Die Bilder von der Skitour im Gesäuse haben sich in den sozialen Medien rasant verbreitet, das war beinahe schon ein Shitstorm gegen die veranstaltende Alpenvereinssektion. Für jeden Betrachter war klar: Fehlverhalten, Massenauftrieb, Lebensgefahr! Hinterfragt wurde die Situation nicht, auch die Beteiligten kamen nicht zu Wort”, kritisiert Michael Larcher, Bergführer und Leiter der Bergsport-Abteilung im Alpenverein.

“Es ist ganz klar, dass hier Fehler begangen wurden – an den Pranger stellen möchten wir die Sektion trotzdem nicht. Die betroffenen 10 Tourenführer gestehen ein, dass eine Aufteilung der Teilnehmer auf Kleingruppen notwendig gewesen wäre. Auch die Einhaltung der empfohlenen Sicherheitsabstände (10 Meter bei Hangneigungen über 30 Grad) wäre in diesem Fall richtig gewesen”, erklärt Larcher nach einem Gespräch mit den Verantwortlichen in der Sektion.

“Menschen machen Fehler, wie die Vorfälle in diesem Winter dramatisch gezeigt haben. Im aktuellen Fall ist glücklicherweise nichts passiert. Wir können nur alles in unserer Macht stehende tun, um Tourengeher und Bergsteiger entsprechend auszubilden, und unsere Sicherheitsstandards immer wieder in Erinnerung zu rufen”, so der Alpenvereins-Experte.

Mit der Gruppengröße steigt das Risiko – das Naturerlebnis schwindet

Ganz klar spricht sich der Alpenverein gegen Massenveranstaltungen am Berg aus: “Auch wenn gerade alle heiß auf Schnee sind: Kleine Gruppen sind auf Skitouren nachweislich einem geringeren Risiko ausgesetzt. Daher empfiehlt der Alpenverein bei Führungstouren eine Obergrenze von acht Teilnehmern. In größeren Gruppen droht das Chaos durch erschwerte Kommunikation, fehlende Übersicht und zunehmende Trägheit. Doch es geht nicht nur um Sicherheit: Auch das Naturerlebnis leidet, wenn man sich zu Dutzenden auf dieselbe Tour begibt”, betont Michael Larcher.

Hohe Verantwortung für Tourenführer

Die fortwährend angespannte Lawinensituation in diesem Winter erfordert eine sorgfältige Tourenplanung und viel Erfahrung im Gelände. “Wer an einer geführten Skitour teilnimmt, verlässt sich dabei auf die Erfahrung des Tourenführers. Und dieser muss oft auch die Konsequenzen tragen, wenn auf seiner Skitour etwas passiert – eine große Verantwortung, die auf den Schultern unserer ehrenamtlichen Führer lastet”, so Larcher. Denn wie die bisherige Saison gezeigt habe, seien auch die Erfahrensten – auch Bergretter und Profibergführer – vor Fehlern nicht gefeit.

Einer kritischen Auseinandersetzung mit Fehlern am Berg steht Österreichs größter Alpinverein sehr offen gegenüber. “Bedenklich finden wir es allerdings, wenn diese Aufarbeitung zuallererst über die Sozialen Medien passiert – was jede differenzierte Betrachtung bereits im Keim erstickt”, so Michael Larcher abschließend.

Tourenführer: Qualifikation für das Leiten von Alpenvereinsgruppen

Die 4.500 ehrenamtlichen Tourenführerinnen und Tourenführer im Alpenverein sind verantwortlich für das Bergsport-Programm der Sektionen: sie übernehmen die Planung und Durchführung von Führungstouren und Ausbildungskursen für Alpenvereinsmitglieder. Die Tätigkeit als Tourenführer ist an eine entsprechende Alpinausbildung geknüpft: Neben langjähriger Erfahrung und hohem Eigenkönnen ist für Tourenführer der erfolgreiche Abschluss eines Ausbildungslehrgangs zum Übungsleiter oder Instruktor oder eine äquivalente bzw. höherwertige Ausbildung vorausgesetzt. Auch regelmäßige Fortbildungen sind für die Tourenführer verpflichtend. Sie sind auf ihren Touren in ihrer Freizeit und ehrenamtlich tätig.

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QuelleMonika Melcher, Foto: Österreichischer Alpenverein