Andreas Bindhammer und Florian Behnke wiederholen "Hotel Supramonte"

Durch sie verläuft – neben einigen noch nicht frei gekletterten Projekten – die Route “Hotel Supramonte”, eine der schwierigsten und berühmtesten Mehrseillängenrouten der Welt. 10 Seillängen, zwei davon im Schwierigkeitsgrad 8b, eine im Grad 8a+, keine leichter als 7b. Obligatorische Schwierigkeit: etwa 7c+.

Fotostrecke: Andreas Bindhammer und Florian Behnke wiederholen “Hotel Supramonte”

Eine echte Herausforderung also für den deutschen Spitzenkletterer Andreas Bindhammer  (Team VAUDE/EDELRID) – sein Metier bisher eher extreme Sportkletterrouten – und Florian Behnke (Team MAMMUT), einen der derzeit stärksten deutschen Alpinkletterer.

Nach einer Woche Vorbereitung in den sardischen Sportklettergebieten und einem gescheiterten onsight-Versuch, schafft es Andreas am 03.05.08 alle Seillängen der Route zu punkten. Drei Tage später, am 06.05.08, wird das scharfe Seilende getauscht und Florian gelingt der Rotpunktdurchstieg – und die wohl “erste Regenbegehung” der Route.

Interview zum deutschen Doppelerfolg in “Hotel Supramonte”:

Gratulation zu Euren erfolgreichen Begehungen! – Was hat Euch an der Route besonders fasziniert? – Es erfordert doch bestimmt eine enorme Motivation, so etwas in Angriff zu nehmen…

Andreas: Flo hatte sich ja vor einigen Jahren schon einmal die ersten 3 Seillängen  der Route angeschaut und war von da ab begeistert von dieser Route. Nach der erfolgreichen Begehung durch meinen Bruder Christian vergangenes Jahr, versuchte Flo mich hartnäckig zu überzeugen, zusammen mit ihm nochmals in die Route zu gehen und vielleicht einen onsight-Versuch zu wagen. Und wenn man sich dann überreden lässt und irgendwann tatsächlich vor dieser beeindruckenden Wand steht, kommt die Motivation wie von selbst…

Florian: Als ich damals die Route versuchte, musste ich mir einfach eingestehen, dass ich von meinem Kletterniveau einfach nicht in der Lage gewesen wäre 3 Seillängen im 10ten Grad aneinanderzureihen. Dazu kam die Tatsache, dass ich einfach mehr Zeit benötigt hätte, wenn ich die Route hätte klettern wollen. Noch dazu war ich mir nicht sicher, ob es in meiner damaligen Form überhaupt möglich gewesen wäre. Dazu kommt, dass ich den anderen Urlaubsfreuden wie Strand etc. nicht gerade abgeneigt bin. – Und manchmal muss man eben ehrlich zu sich selbst sein. Scheitern gehört dazu. Zum Glück hat sich die Arbeit – vor allem an meiner Maximalkraft – ausgezahlt.

Andreas, Deine onsight-Begehung ist ja gescheitert – woran lag es Deiner Meinung nach?

Andreas: Ursprünglich dachte ich, schweres Sportklettern sei als Vorbereitung ausreichend, und ich konnte in den Sportklettergebieten auf Sardinien zuvor auch noch einige schnelle Wiederholungen von Routen bis 8c verbuchen – aber den technisch anspruchsvollen Boulderstellen mit extrem weiten Griffabständen war ich ohne vorherige Kenntnis des Routenverlaufs einfach nicht gewachsen. Ich hatte nicht erwartet, dass in einer so überhängenden Wand die Schlüsselstellen eher technische Plattenkletterei sein würden.

Ich hatte auch unterschätzt, wie belastend es sein kann, in einem Schlingenstand zu hängen… –  Wir waren zudem die erste Seilschaft in der Route dieses Jahr – und so waren Griffe und Tritte speziell in den weiter oben liegenden Seillängen kaum mehr als solche erkennbar und mussten erst mühsam von den Spuren der winterlichen Nässe befreit werden. So kamen wir an unserem ersten Tag in der Route nur bis ins “Hotel”, einer kleinen Plattform nach der siebten Seillänge. Beim Rückmarsch in der Dunkelheit war ich um die Erkenntnis reicher, dass die Herausforderung größer sein würde, als angenommen – keineswegs vergleichbar mit 8b beim Sportklettern.

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QuelleAndreas Bindhammer, Florian Behnke (Text & Fotos)