Wir
sind zwar Papst, aber keine Weltmeister – zumindest nicht im
Schwierigkeitsklettern. Das wurden nämlich in der Nacht zum Sonntag zu
später Stunde die Österreicherin Angela Eiter und der Tscheche Tomas Mrazek. Bester deutscher Teilnehmer war wieder einmal Timo Preußler,
der sich mit seiner beherzten und unbekümmerten
Vorstellung im Finale nicht nur auf Platz 6, sondern auch in die
Herzen der rund 3.000 Zuschauer klettern konnte.
Dieser Wettkampf der Superlative hatte speziell in der Qualifikation
mit den bis dato nicht gekannten Massen an Teilnehmern zu kämpfen.
Aus über 50 Nationen kamen die 68 Damen und 116 Herren, die unter
sich den Weltmeister im Vorstiegsklettern ausmachen wollten.
Aufgrund
des Umstands, dass alle Wettkämpfer in der ersten Runde zwei
Routen zu klettern hatten, zog sich diese Quali am Freitag
bis Mitternacht. Die letzten Starter hatten bis dahin bis zu 14
(!) Stunden in der Isolation verbracht und waren entsprechend
“weichgekocht”. Auch den Schiedsrichtern und Helfern waren die
Strapazen des ersten Tages deutlich anzumerken.
Unterbrochen wurde die Qualifiaktion am Abend nur durch die offizielle
Eröffnung der Weltmeisterschaften, die einher ging mit dem
beeindruckenden Einmarsch der Nationen, diversen
Eröffnungsreden und einem kleinen Showteil.
Wie bei jedem Wettkampf üblich, so konnten sich auch hier nicht
alle Teilnehmer für das Halbfinale qualifizieren. War die erste
Route noch eher im Bereich eines “Warmups” angesiedelt, ging es doch
bei der zweiten Route entsprechend härter zu. Das
Routenbauerteam rund um den Altmeister Jacky Godoffe, zu dem auch die Schwaben Uli Theinert und Maxi Klaus
zählten, hatten saftige Routen geschraubt, denen auch ein paar
deutsche Teilnehmer(Innen) zum Opfer fielen. Die Qualifikation
bedeutete somit das schon frühe Aus für Nadine Ruh (28.), Lisa Knoche (37.), Andreas Bindhammer (29.) und Daniel Jung (54.)
Am Samstag – dem Tag der Entscheidung – ging es schon wesentlich
entspannter zu Sache, zumindest was den Zeitplan anbelangt. Bei den
Routen wurden hingegen keine Geschenke gemacht und wohl aufgrund der
vielen Ex-Aequos der Quali wollten die Routenbauer nichts anbrennen
lassen. Sie präsentierten den Teilnehmern ein Halbfinale, das ohne
Probleme als Finale durchgegangen wäre. Entsprechend purzelten die
Wettkämpfer aus der Wand. Von den deutschen Teilnehmern rutschte
einzig Timo Preußler mit einer tollen Leistung als Letzter ins Finale.
Für alle anderen deutschen Teilnehmer war im Halbfinale leider Endstation. So fand sich Marietta Uhden am Ende mit 9 anderen Teilnehmerinnen auf Rang 11 wieder, während es für Damaris Knorr für Rang 21 langte. Christian Bindhammer beendete den Wettkampf hingegen als 17. direkt gefolgt von Markus Hoppe auf Rang 18.
Das Finale am Abend, das vor vollem Haus stattfand, startete hinter den Kulissen recht kurios: Der bestplatzierte Spanier Ramon Julian Puigblanque
befand sich nach Schließung der Isolation nicht in selbiger und
durfte nicht im Finale starten. Ein herber Schlag für diesen
Favoriten.
Das Damenfinale gestaltete sich recht kurios, obwohl erwartungsgemäß Angela Eiter
als haushohe Favoritin gewann. Andere hochgehandelte Damen kamen
nämlich mit der Route gar nicht zurecht und verabschiedeten sich
recht unspektakulär recht früh – so etwa die Französin Sandrine Levet oder die Belgierin Muriel Sarkany.
Hingegen wurde die bis dahin noch nicht sonderlich in Erscheinung getretene 19jährige US-Amerikanerin Emily Harrington Vize-Weltmeisterin ebenso überraschend gefolgt von der Japanerin Akiyo Noguchi, die in den vergangenen Jahren überhaupt erst zwei internationale Wettkämpfe bestritten hat.
Bei den Herren hatte man nach dem Halbfinale schon fast auf den richtigen Ausgang des Finales tippen können. Der Tscheche Tomas Mrazek zeigte die wohl beste Vorstellung, gefolgt vom Spanier Patxi Usobiaga und dem Franzosen Alexandre Chabot. Alle drei kletterten die Route TOP und somit entschied in diesem Fall das Ergebnis der Vorrunde.
Alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung, die vom zahlreich
vertretenen Publikum sehr gut angenommen wurde. Am Sonntag (03.07.)
steht noch die Entscheidung im Speedklettern an, während der
Montag und Dienstag ganz dem Bouldern verschrieben ist. Vielleicht
klappt es ja in diesen Disziplinen doch noch mit dem
Weltmeisterschaftstitel. 🙂
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