Der 10-jährige Tiroler Kletterer Mathias Posch klettert 7b+

Dem Tiroler Winter und den unzähligen Kletterhallenstunden entfliehen und wieder "richtigen" Fels spüren; das ist das Motto unseres Trips nach Frankreich.

Fotostrecke: 10-jährige Tiroler Kletterer Mathias Posch klettert 7b+

Unser diesjähriges Urlaubsziel ist Seynes ca. 30 km nordöstlich von Nimes. Hier gibt es auf einer Länge von mehreren Kilometern in etlichen, nach Süden ausgerichteten Sektoren, alles was das Kletterherz begehrt, von Platten bis zu pressigen Sintern und alles ohne nennenswerten Zustieg.

Bin mal neugierig wie der diesjährige Einstig in das Felsklettern verläuft. Kann ich meine Erwartung in punkto Schwierigkeitsgrad erreichen? Geht's am Fels bis 7c, das konnte ich in "meiner" Kletterhalle in Imst schon beinahe knacken. Alles Fragen, welche mich beim ersten Zustieg zu den Felsen beschäftigen. Schnell eingebunden, Schlingen umgehängt und in leichtem Gelände aufgewärmt. Läuft ja super. So gelingen mir in den ersten Tagen einige 6c und 7a+ Touren on sight und recht locker. Nur das absolute Urlaubshighlight fehlt noch. Dies sollte am letzten Urlaubstag geschehen.

Regen in der Nacht lässt am Hauptsektor "Nouveau Monde" aus sämtlichen Rissen und Sintern das Wasser in Strömen aus dem Fels tropfen. Auch in den anderen Sektoren zeigen die dunklen Wasserflecken schon vom Parkplatz aus kein anderes Bild. Also suchen wir uns einen Bereich der so gut wie möglich trocken ist, um am letzten Tag noch klettern zu können.

Und siehe da, genau in dem Bereich, in welchem mein letztjähriges unvollendetes Projekt liegt, ist es trocken. Ja, letztes Jahr scheiterte ich an dieser 6b+ auf Grund meiner Größe und nun läuft es ohne Probleme. Nun will ich es aber wissen – rechts daneben die 7b+ auch trocken. Zum Abklären, ob nicht doch ein entscheidender Griff nass ist, wird von der Nachbaroute aus im Toprope ein Durchgang gestartet.

Alles Trocken – ready zum Start.

Hier darf nur mehr mein Papa sichern, denn die Hakenabstände, welche bei weitem keinen Kletterhallen Standard mehr aufweisen, lösen doch ein wenig Unbehagen aus. Aber was soll`s. Konzentriert und auf Durchstieg programmiert steige ich ein. Im unteren Teil liegen die Hauptschwierigkeiten für mich; weite Züge und eine Sintersäule, welche ich mit meinen kleinen Händen nur unzureichend umfassen kann, so muss ich immer wieder seitlich in sehr kleine Fingerlöcher ausweichen um nach ca. 15 m am Ende der Sintersäule den rettenden Griff zu erreichen.

Wow, das ging recht locker. Nun wechselt die Tour in eine leistige Platte – meine Stärke. Die gebe ich nicht her, denke ich mir und trete auf kleine Leisten und presse die Finger in Dellen und Löcher. Von unten höre ich immer wieder meinen Papa die Aufforderung zum Klinken rufen. Dieser sieht nur die Hakenabstände und die Folgen eines Sturzes, kann aber nicht erkennen, dass ich mental gestärkt, durch unser Sturztraining in der Halle, überhaupt kein Problem mit den Hakenabständen habe.

Das ist auch gut so, denn dermaßen getrimmt, steige ich die restlichen Meter zum Umlenker empor und mit dem obligatorischen Schrei hake ich die "Monocle" 7b+ ab.

Klettern will ich heute keine Route mehr und liege gedankenverloren auf der Isomatte am Wandfuß und beobachte die dahinziehenden Wolken. Meine Blicke schweifen schon auf mein nächstjähriges Projekt mit der gewaltigen an einen Dinosaurierschwanz ähnelnden Sintersäule – drei Längen 7a+, 8a+ und 8a+ "Dinosaure".

QuelleMathias Posch