Das Hoch Andrea motivierte natürlich auch uns, Stefan Köchl und mich, in die hohen schattigen Wände zu flüchten um dort unser Glück zu versuchen: Am Samstag zog es uns daher ins Lustgefühl im Dachstein und nachdem ich letztes Mal noch 7mal vergeblich versuchte, die Schlüssellänge zu punkten gelang sie mir diesmal gleich mit Schlingeneinhängen rotpunkt. Bewertungsvorschlag 8a. Mit 2 Tagen Pause, Hitzewelle im Tal, ging es dann topmotiviert zu unserem eigentlichen Ziel, der “heiligen Mauer”, der Zinne Nordwand. Genauer gesagt, die Sachsenführe, eine alte Technodiretissima. Ziel war es, zu erfahren, ob diese Tour frei zu klettern war. Informationen gab es ja nur spärliche:
In meinen mittlerweile 18 Zinnentagen sah ich nur einmal eine Seilschaft in der Route und so war die einzig wirkliche Info, die wir hatten, das Tschechentopo von climbweb, das immerhin Freikletterbewertungen aufwies, die aber unrealistisch leicht schienen, zumal die Phantomlänge mit 8+ af (was auch immer das bedeuten soll) angegeben war. Es waren also jede Menge Fragezeichen und wir bereiteten uns psychisch und physisch auf das Schlimmste vor: Das hieß, wir packten ein: Doppel 60, 16 Express, 1 vollen Satz Friends, Sanduhrschlingerln, 1 Satz Keile, 16 Normalhaken mit Opas Hammer, 5 Bolts mit Handbohrer, Biwaksack…. und los ging’s. Nach dem gemeinsamen Einstieg mit der Hasse ging unsere ja gerade weiter und bald wurde uns klar, das die Tschechenbewertungen etwas bizarr waren: bereits die 3. Länge, mit 6+ bewertet, hatte ziemlich kleine Griffe… ich würde sagen 6c+, wahrscheinlich setzten ihre Bewertungen ein a0 Klettern voraus, denn es ging in diesem Ton weiter: Das was mit 7 bewertet war entpuppte sich eher als 7a, 8- als 7b usw… Es kann natürlich sein, dass wir einen schlechten Tag hatten, und uns deswegen so verschätzten, aber bis zur Zusammenkunft mit dem Phantom gelang mir einmal, wenn auch mit Krämpfen, alles on sight. Wir fürchteten uns zwar hin und wieder, doch war es Gott-sei-Dank nicht notwendig die Zwischenhaken zu belasten oder nachzubessern. Die meiste Angst hatten wir zu zweit auf den Ständen wo meist 4 alte Rostgurken hingen…. Zurück zur Tour: Von der Schlüssellänge hatte ich noch vage Erinnerungen, da ich das Phantom 2003 on sight klettern konnte. Ein ziemlicher Fight war diese Überhangquerung damals, doch diesmal war diese Länge im Gegensatz zu damals perfekt geputzt, alle Tritte und Griffe teils mit Fadenkreuz markiert, so dass man kaum einen Fehler machen konnte. Schön wäre, wenn der “Projektierer”, wer auch immer, nach seiner Begehung, wie üblich, die Spuren wieder wegputzen könnte. (In Frankreich wurde ich mal angepöbelt, weil ich einen schlecht sichtbaren Griff markiert habe….) So spielte ich bereits mit dem Gedanken nach Phantom und Alpenliebe (2005) meine dritte große “On-sight-Begehung” in den Nordwänden machen zu können. Blieb doch nur noch eine (laut Tschechen) 7er-Länge und 5 “leichte” Ausstiegslängen. Wir befürchteten bzw. hofften endlich unser mitgebrachtes Material einsetzen zu müssen, dürfen, können… Der 7er entpuppt sich noch als zackige Einzelstelle, wieder in recht gutem Fels. Man muss überhaupt sagen, dass die Sachsen einen guten Blick hatten: zwar sicher noch nicht fürs Freiklettern, aber immerhin für den besten Fels in diesem “überhängenden Schotterhaufen”! Fünftletzte Länge: Plötzlich tauchen alle 2 Meter neue goldene 12mm Bolts auf und verfolgen uns und die Sachsenführe bis zum bitteren Ende, dem Ringband. Echt pervers, neben jedem Normalhaken ein 12er Bolt, und das in der heiligen Nordwand, wo es irgendwann einmal hieß, der Charakter der Routen sollte erhalten bleiben. Schade um dieses alpine Denkmal! Fast enttäuscht, dass wir unser stolz hochtransportiertes tonnenschweres Material nie einsetzten, ging es Richtung Ausstieg. Wenn die alten Sachsen das wüssten, würden sie sich wahrscheinlich im Grab umdrehen! Michael Nedetzky und Stefan Köchl Der Vollständigkeit halber möchte ich noch meine Bewertungsvorschläge ins Netz stellen: Michael Nedetzky Siehe auch: |