Zuvor hatte Tauporn im Speed die schnellste Zeit der Lead-Spezialisten hingelegt und hatte hauchdünn das Lead-Finale als Neunter verpasst. Im Halbfinale war der Schwäbisch-Gmünder etwas unglücklich in einer Dachpassage mit den Füßen voraus gestürzt, sonst wäre er wie bereits im Bouldern auch im Lead ins Finale eingezogen.
Fotostrecke: WM 2011 in Arco: Thomas Tauporn
Am Ende fehlte ihm lediglich eine “Gehalten”-Wertung zum Finaleinzug. Und auch im außerhalb der offiziellen WM-Wettkämpfe ausgetragenen Dull-Wettkampf, bei dem die 16 bestplatzierten Leadkletterer in identischen Routen gegeneinander antraten, konnte Shorty noch einmal abräumen:
Mit einer sehr starken Vorstellung arbeitete er sich Runde um Runde weiter nach vorne, bis er schließlich im Finale gegen Adam Ondra antrat. In der 7c-Route hatte er dann allerdings gleich zu Beginn einen kleinen Hänger beim Clippen des Seils, den er gegen den schnellen Ondra nicht mehr wettmachen konnte. Damit blieb Tauporn Platz zwei im Duell und eine weitere verdiente Ehrung seiner großartigen Leistung in Arco. Der Schechinger gehört damit definitiv zur absoluten Weltspitze im Klettern und kann hoffentlich im Laufe der weiteren Saison noch einen großen Wurf bei den Lead-Weltcups landen.
Ramon hält als einziger den Topgriff
Der Titel im Leadklettern ging bei den Herren nach 2007 erneut an den Spanier Ramon Julian Puigblanque, der als einziger die lange Finalroute top klettern konnte. Der Österreicher Jakob Schubert scheiterte am Sprung zum Topgriff und wurde aufgrund des besseren Halbfinalergebnisses Zweiter vor Adam Ondra, der ebenfalls an diesem Zug die Reise nach unten antreten musste.Stark auch das Abschneiden von Evgeny Ovchinnikov (RUS) als Siebter: Der mittlerweile Vierzigjährige erreichte zwanzig Jahre (!) nach seinem WM-Debut erneut das Finale und hält sich nun bereits seit zwei Dekaden kontinuierlich unter den besten Lead-Athleten der Welt.
Der dritte WM-Titel für Angela Eiter
Der Titel bei den Damen ging ebenfalls an die Titelträgerin von 2007: Angela Eiter (AUT) holte sich in Arco nun schon zum dritten Mal den Weltmeistertitel und ist damit nach langer Verletzungspause wieder voll an die Weltspitze zurückgekehrt. Nur Eiter schaffte es, im Finale einen weiten Seitdynamo mit einer statischen Methode zu lösen – alle anderen Finalistinnen fielen an diesem Zug, so dass das Ranking aus dem Halbfinale über die Platzierungen entscheiden musste. So wurde hinter Eiter Jain Kim (KOR) Vizeweltmeisterin vor Magdalena Röck (AUT). Sehr stark war das Auftreten der österreichischen Damenmannschaft: Insgesamt fünf von acht Finalistinnen stammten aus Österreich – eine solche Dominanz einer Nation in einem WM-Finale hatte es zuvor noch nie gegeben.
Neuer Speed-Weltrekord durch Quixin Zhong
Bei den Speed-Wettkämpfen war das deutsche Team leider nicht in den Endrunden vertreten: Beim Mixed-Relay-Team-Speed konnte das DAV-Team um Isabell Haag, Maximilian Porscha und Fabian Bosler (alle Sektion Schwaben) aber noch den achtbaren zehnten Platz erreichen, bei den Einzelwettkämpfen landeten Isabell Haag auf dem 23. Platz, Fabian Bosler auf Platz 22, Simon Bosler auf Platz 25, Maximilian Porscha wurde 47. Die Titel gingen bei den Herren in neuer Weltrekordzeit von 6.26 sec an den Chinesen Quixin Zhong und bei den Damen an die Überraschungssiegerin Maria Krasavina (RUS). Auf Platz zwei folgten Stansilav Kokorin (RUS) bzw. Anna Tsyganova (RUS) vor Danylo Boldyrev (UKR) und Tamara Kuznetsova (KAZ).
Overall-Ranking: Ondra und Digiulian nicht zu schlagen, Tauporn starker Zweiter
In der Gesamtwertung aller drei Disziplinen (Bouldern, Lead, Speed) holten sich mit sicherem Vorsprung jeweils Sasha Digiulian (USA) und Adam Ondra (CZE) die Titel des Overall-Weltmeisters. Beide waren sowohl im Lead als auch im Bouldern in den Finals vertreten und konnten hier ein dickes Punktekonto mitnehmen, so dass ein eher mäßiges Abschneiden im Speed nicht mehr ins Gewicht fiel.Thomas Tauporn sicherte sich mit der stärksten Speedleistung aller Konkurrenten Rang zwei knapp vor Cedric Lachat (SUI). Bei den Damen ging eine weitere Medaille an die starke Truppe aus Österreich: Anna Stöhr holte sich hier Silber von Mina Markovic (SLO).
Rock-Master Trophy: Duell-Wettkampf beschließt die WM-Woche
Nachdem alle offiziellen Wettkämpfe beendet waren, gab es noch ein Schmankerl für die Zuschauer: Der Duell-Wettkampf, zu dem jeweils die 16 besten Damen und Herren der Lead-Konkurrenz zugelassen waren. Sowohl die Damen als auch die Herren mussten hier in zwei identischen 7c-Routen auf Zeit gegeneinander antreten, der jeweils schnellere kam im KO-System eine Runde weiter.Thomas Tauporn, der als schneller und präziser Kletterer bekannt ist, konnte hier noch einmal all seine Stärken ausspielen und schaffte es souverän ins Finale, wo er dann allerdings gegen Adam Ondra nach einem anfänglichen Clip-Problem keine Chance mehr hatte, den Rückstand wieder aufzuholen. Platz drei ging an Jakob Schubert (AUT). Bei den Damen holte sich Yana Chereshneva (RUS) den Sieg vor Johanna Ernst (AUT) und Sasha Digiulian.
Erfolgreiches Abschneiden für den DAV bei der WM in Arco
Damit ging für den DAV eine sehr erfolgreiche WM zu Ende: Juliane Wurm holt Bronze im Bouldern, Thomas Tauporn wird hier Sechster, verpasst als Neunter hauchdünn das Lead-Finale und wird Vizeweltmeister im Overall-Ranking. Dazu gab es einen kompletten Medaillensatz für die Paraclimber Sebastian Richter, Günther Grausam und Alexander Biermann. Mit dieser Bilanz gab es seit der Bronzemedaille von Mariette Uhden 1997 erstmals überhaupt wieder Edelmetall für den DAV bei einer Senioren-Weltmeisterschaft.