Länder ohne Kletterfelsen fielen also gnadenlos durch. 6 Monate unbezahlter (Kletter-)Urlaub, nochmals vielen Dank an unsere Chefs, die uns dies ermöglichten! 2 Jahre gespart, geplant und vorbereitet, um ein halbes Jahr dem Alltagstrubel zu entkommen, klasse! Doch es kam ein wenig anders…
Oktober 2010 -Thailand
Am 4. Oktober 2010 gings los. Alles wie geplant, Urlaubsfeeling pur! Warmes Wetter, tolle Landschaft, Kletterfelsen, viel Zeit. Kein Wunder, dass einem dabei Auswandergedanken durch den Köpf spuken. Hielten immer wieder Ausschau nach neuen Klettergebieten, um "irgendwann irgendwo irgendwas mit Klettern" zu machen.
November 2010 -Laos
In Vang Vieng in Laos (2. Station) kreisten beim Anblick der grandiosen Landschaft und der phantastischen Kletterfelsen unsere Gedanken immer stärker in diese Richtung… . Aus "vielleicht irgendwann" wurde "warum nicht schon bald?". Wäre doch in 1 bis 2 Jahren machbar…
Kaum aber waren wir in Thakhek, wurden wir gequält von diesen Gedanken. Machten uns -natürlich -direkt auf zum Klettergebiet. Schon der Hinweg zum Spot aufm Moped war atemberaubend. Umgeben von wunderschönen Karstbergen, angenehmer Temperatur in der Morgensonne und der Ruhe fühlten wir uns direkt heimisch. Vorbei an kleinen Bambushütten, Schweinen, Kühen, Hühnern und Ziegen, dann der, ganz nach dem Geschmack der lauffaulen Sportkletterer, "Zustieg" von ca. 20 Metern. Rundherum Felsen, was will man mehr? Die ersten Routen geklettert, nur ein kurzer Austausch von Blicken: Hier muss es sein. Und das schon sehr bald!
Fotostrecke: Green Climbers Home in Laos
Unsere Idee: ein Klettercamp, direkt vor den Felsen. Kleine Bungalows, ein chilliges Restaurant. Ein Ort, wo sich Kletterer, ob Anfänger oder Könner, aus der ganzen Welt treffen und ein paar entspannte Tage verbringen können.
Außerdem könnten wir den Sommer immer in Deutschland verbringen. Während der laotischen Regenzeit kann man hier dann sowieso nichts tun, da ist Land unter. Super Idee…bloss wo anfangen und wie umsetzen? Beim bloßen Grübeln, was das alles nach sich zöge, wurde uns schon ganz schwindelig.
Was nun in den nächsten 2 Wochen folgte war ziemlich schräg. Oft saßen wir uns in der Zeit nur grinsend gegenüber und fanden gar keine Worte.
Wir wußten, dass das Gebiet von Volker und Isabelle Schöffel mit einer Truppe von 17 Leuten erschlossen wurde. Unter anderem war auch Kurt Albert unter der Gruppe der Erschliesser. Wandten uns also an Volker, um herauszufinden, ob es überhaupt möglich wäre, hier so etwas aufzubauen. Hat uns geraten, dass wir uns an die Adventurefirma Green Discovery (in Laos ganz groß in Sachen Trekking, Kayaking, Rafting…) wenden sollten.
Zwischendurch über unsere Guesthouse-Betreiberin den Besitzer des Grundstückes ausfindig gemacht und ihm von unserer Idee "erzählt". Bedeutet: Sitzen im Schneidersitz in einer kargen Bambushütte, trinken warmes Bier auf Eis und haben als "Übersetzer" den hiesigen Mopedverleiher dabei, der ein paar Brocken Englisch spricht. Wie wir herausfanden hat der Besitzer nichts einzuwenden und wäre bereit uns Land zu verpachten. Waren daraufhin in 3 verschiedenen ämtern in Thakek, mal mit Übersetzer, mal ohne. Zumindest Tee gabs reichlich.
Der Höhepunkt war, als wir im Amt für 'Planing and Investment' versucht haben mit Händen und Füßen darzustellen, was unsere Idee ist. Kann man sich so vorstellen: Macht komische Luftkletterbewegungen und steht mit hoffnungsvollem Nicken vor fragenden Blicken. Keine Ahnung ob der Beamte irgendwas verstanden hat. Aber sehr freundlich war er, wie er uns abwechselnd angelächelt und hilfesuchend seine Kollegen angeschaut hat.
So wie wir bei unserem Büro-Hopping aber zumindest herausfanden, ist von Seiten des Regierung nichts einzuwenden. Eher im Gegenteil: die Kletterei soll gefördert werden. Mehr Touristen-mehr Devisen!
Zwischendurch besorgten wir uns Schreibblock, Bleistift und Radiergummi, um Pläne von den Bungalows und dem Haupthaus mit Restaurant und eigenem Wohnbereich zu entwerfen.
Damit wir uns sicher waren, dass die Proportionen stimmten, rissen wir die Pläne mit einer 1m-Bandschlinge im Maßstab 1:1 auf einem Acker auf. Hier die Wand zwischen Küche und Restaurant, passt! Die Zeichnungen fungierten unter auch als "Businessplan", den wir dem Besitzer des Grundstückes dann vorzeigten sollten.
Gemeinsam am Klettergebiet zeigten wir ihm dann unser Wunschareal: Mr. Keo schnappte sich seine Frau und ein 5m-Maßband womit er das Gebiet absteckte. Krumm und schief versteht sich, aber wurscht.
Diesmal versuchte sich der Neffe von Mr. Keo als "Übersetzer". Konnte aber nur etwa 3 Worte Englisch. Konversation war also etwas zäh. Mr. Keo würde uns morgen über seinen Neffen per Mail ein Angebot senden. Wir waren gespannt.
Der Kontakt zu Green Discovery war schnell hergestellt. Die Firma hatte schon länger vor, Klettern in Thakhek voranzutreiben. Sind also wieder zurück nach Vientiane und haben uns dort mit Vianney, dem Managing Director der Firma getroffen. Er war direkt Feuer und Flamme und legte uns nahe, sobald wie möglich mit der Planung zu beginnen, um die nächste Saison schon mitnehmen zu können. Green Discovery, dessen Inhaber ein Laote (Inthy) ist, wäre dann unser Partner, mit dem wir Kosten und Einnahmen teilen würden. Über die Firma besäßen wir den Status als Angestellte, Visum und Arbeitserlaubnis wären also kein Problem.
Es folgte eine schlaflose Nacht, wir mussten uns also schnell entscheiden, da es am kommenden Tag schon weiter nach Vietnam ging. Nun zugreifen und loslegen? Bedeutet, wir müssen unsere Reisepläne ändern und die restlichen 3 Monate unseres Urlaubs schon an dem Projekt arbeiten, oder absagen und diese Chance verstreichen lassen? Eigentlich stand die Antwort schon lange fest, dennoch brauchten wir wenigstens ein paar Stunden um diese grundlegende Entscheidung sacken zu lassen.
In der Zwischenzeit kam das Angebot von Mr. Keo: 6000 Dollar pro Jahr, das 5fache von dem was wir erwartet hatten. Kurze Mail von uns zurück: wir bieten 1200 Dollar pro Jahr. Seine prompte Antwort: "ok". Das war einfach!
Am nächsten Morgen wieder zu Vianney und ein entschiedenes "ja, wir machen das" ausgesprochen. Als es raus war, ist eine grosse Last von uns abgefallen!
Ab nun hieß es warten: Warten auf die Zustimmung von Inthy und warten darauf, dass Inthy und Vianney sich die Situation in Thakhek selbst anschauen und schon mal alles Bürokratische erledigen. Unterdessen fing Tanja mit Hilfe eines Laotisch-Audio-Lernprogrammes an diese wundersame Sprache näher kennenzulernen. Ist übrigens ein prima Schlafmittel.