Neue Bestleistungen am Fels durch Christian Bindhammer

2005
scheint für Christian ein sehr starkes Jahr am Fels zu werden.
Zwischen einem USA Aufenthalt und sehr vielen Wettkampfterminen nahm
der deutsche Ausnahme Kletterer sich die Zeit, dem Fels und dessen
Schwierigkeiten, zu widmen.

Nachdem
ihm bereits im Frühjahr mit “Illuminati” 8c+, “Sakrileg” 8c+
(Video unter www.christian-bindhammer.de) und “Kreuzritter” 8c
(Rottachberg) drei neue Erstbegehungen im Allgäu gelangen, konnte
er im Sommer mit “Peter und der Wolf” (Starzlachklamm) eine weitere 8c
hinzufügen. Nicht nur wegen dieser Touren in den höchsten
Schwierigkeitsgraden hat sich das Allgäu mittlerweile zu einem der
wichtigsten Kletterregionen Deutschlands entwickelt. Das Erscheinen des
brandneue Kletterführer “Allgäu Rock” der Gebrüder
Röker unterstreicht das Ganze noch zusätzlich.

Danach
ging es für Christian ins Basler Jura, zwei Klassiker standen auf
dem Programm, die er schon lange im Visier hatte: “Ravage” und “Enfant
de Boheme”, die wohl bekanntesten Routen der Schweiz. In
rekordverdächtigen 4 Tagen konnte er auch diese Touren, die er
beide gleichermaßen als 8c einschätzt, schnell meistern.
Christian erklärt sich das so: “Die beiden Touren haben Geschichte
und Charakter, da gehe ich noch einmal motivierter ran. Solche Routen
begeistern mich!”

Das Non plus Ultra dürfte aber die Begehung der “Kinematix” sein, Christians vierte und mental schwierigste 9a bisher.
Schon
2001 versuchte sich Christian an der Tour, damals noch im
Projektstatus, und scheiterte nur äußerst knapp, da
Wettkampftermine anstanden.

Die Kinematix lässt sich
folgendermaßen beschreiben: Erst gilt es, sehr steile,
boulderartige Zangenkletterei, 20 Züge, im Schwierigkeitsgrad 8c
zu meistern. Es folgt ein äußerst “pumpiger” Zangen
Rastpunkt. Diesen gilt es zu nützten, was aber erst nach einigen
Tagen Training in der Route wirklich gelingt. Danach folgen weite, sehr
athletische Züge, allesamt dynamisch zu klettern, bis ein schwerer
Sloper Zug auf eine breite Zange die Spreu vom Weizen trennt. Wer hier
noch dran bleibt, kann aber auch jederzeit noch an den nächsten 5
verbleibenden “Moves” leicht abtauchen.

Im
Herbst 2001 konnte sie dann letztlich sein Bruder Andreas erstbegehen
und mittlerweile zählt sie zu einem der härtesten
“Testpieces” der besten Wettkampfkletterer der Welt.
 
Dieses
Jahr wollte es Christian noch einmal wissen und hatte 3 Wochen Zeit
mitgebracht. Kurz unterbrochen werden sollte diese nur durch die
Teilnahme am Rockmaster in Arco.

Hoch
motiviert und gut trainiert konnte Christian sogar schon am ersten Tag
einen Top Versuch hinlegen, und scheiterte erst am 37ten der
durchgehend schweren 42 Züge. Doch die nächsten Tage wurde es
zäh und er konnte den entscheidenden Schlüsselzug nicht mehr
erreichen. In der zweiten Woche erwischte ihn dann auch noch eine
Erkältung, die auch keine gute Ausgangsposition für das
Rockmaster in Arco darstellte, das von Nizza aus, zum Wochenende hin,
angesteuert werden musste. Unterbrechung also von 4 Tagen und mit dem
10. Rang im Gepäck aber durchaus besser auskuriert ging es gleich
Montag gut gelaunt wieder zurück nach Nizza.

Dort
lauerte aber bereits die nächste Überraschung. Das Wetter:
Regen, Gewitter und noch mal Regen mit sinnflutartigen Wassermassen.
Hohe Luftfeuchtigkeit aber wenigstes keine nassen Griffe ließen
zumindest die Möglichkeit einer Begehung offen. So hieß es
also ausharren bis Samstag, ab da wurde besseres Wetter gemeldet und es
schien auch tatsächlich so zu sein. Christian setzte vier Versuche
in der Kinematix, leider allesamt ohne Erfolg.

Es konnte also
nur noch am letzten Tag des Aufenthalts klappen. Der Druck war
groß aber Christian wollte sie knacken. Hochkonzentriert und
motiviert ging er in den ersten Versuch, kletterte den ersten Teil der
Tour im Grad 8c (zum ca. 20.mal) fast mühelos. Nach kurzem
Schütteln ging es Zug um Zug höher, der 37. Zug, angesetzt,
geschafft. “Allez, Allez”, sämtliche anwesenden Kletterer feuerten
an, cool bleiben und noch 5 Dynamos, “klippen”, ein Freudeschrei, und
eine geballte Faust.
Die “Kinematix” – endlich geschafft.

Vorsorglich
schon einmal eingekauft knallte der Champagnerkorken gleich noch am
Fels und alle anwesenden Nationalitäten feierten Christians Erfolg
gleich mit.

Siehe auch:
www.christian-bindhammer.de
www.edelrid.de
www.masterrange.de
www.madrockshoes.com

QuelleText: Melanie Bindhammer, Fotos: Philippe Maurel, Andreas Bindhammer, Wolfgang Ehn