Ausnahmsweise, kann man fast sagen, ist "Monster Maze" keine Kieselkletterei, sondern in den grifflosen, abweisenden Kalkplatten im Gebiet "Neues Tiefenbach" zu Hause.
Fotostrecke: Christian Bindhammer in “Monster Maze” (9a/+)
Dementsprechend kompromisslos geht es auch am Fels zur Sache: Drei oder Zweifingersteller als Seit-, Unter- oder Schultergriffe gepaart mit abschüssigen Tritten hinterlassen schon einmal den ersten Eindruck – aber das besonders tückische bietet die Tour erst im letzten Part der 30 Züge: ohne Rastmöglichkeit wird es noch einmal athletisch aber leider an kleinsten Griffen die nur bei guten Bedingungen ausreichend Kräfte aufnehmen lassen, um dem Ziel, dem Durchstieg, näher zu kommen.
Und so war das Ziel auch greifbar nahe, mehrere periodisch Versuchssessions über die letzten 2 Jahre, die immer wieder durch entweder Nässe oder zu warme und auch mal zu frostige Temperaturen jäh unterbrochen wurden, ließen den Aspiranten ein ums andere mal verzweifeln und von neuem beginnen, meist in den ersten Tagen mit äußerst mäßigem Erfolg und damit psychologisch eher wenig motivationsfördernd.
Wenigstens ist der Winter in unseren Breitengraden lang, und es steigt die Lust, endlich von den großen runden zu den kleinen scharfen Griffen zu wechseln. Ein traumhafter, zumindest aus Kletterersicht, extrem trockener April, eine gute Basis für einen erneuten Anlauf!
Mühsam aber stetig steigernd, die Versuche in den ersten 3 Tagen sind schon vielversprechend – die Bedingungen optimal! Am 4. Tag dann wieder eine kleine Durststrecke ich falle bei den drei Versuchen schon an der ersten richtig harten Passage knapp über der Mitte der Tour. Ist es zu warm, weht kein Wind oder bin ich zu unkonzentriert. Was ist los? Gibt es doch noch einen "Headcrash"?
Der nächste Tag bringt mich dem Erfolg wieder näher: 2 gute Versuche im Bereich der letzten 3 Züge. Es heißt dranbleiben. Der 6. Tag dieser "Versuchsreihe" am Projekt. Gemütlich aufwärmen, die Bedingungen sind noch nicht wirklich einzuschätzen, aber ich fühle mich gut… gleich im ersten Anlauf klappt alles optimal, guter Flow, präzise Bewegungen. Ich schnappe auf den 3. letzten Griff. Endlich kann ich ihn das erste Mal von unten durchziehen…
In letzter Sekunde rutschten die Finger ab, die Rasiermesserleiste schabt fast bis auf den Knochen des oberen ersten Fingergliedes die Haut ab. Wenigstens kein Cut auf der Fingerunterseite. Aber es tropft in roter Farbe aus 20 m Höhe den Abhang hinab.
Wie auch immer, der "Go" war gut, jetzt erst einmal Pause und die Blutung mit etwas "Flüssigchalk" stillen – eine gute Schmerzverlagerung – weg von den Fingerkuppen.
Etwas mehr Wind kommt auf, wieder stehe ich mit geschnürten Schuhen am Einstieg, wieder "laufe" ich die ersten Züge hoch, möglichst ruhig atmen, exakt die richtige Intensität für jeden Zug geben, nicht zu viel, nicht zu wenig, die Kunst, ganz oben noch Luft zu haben. Die mittlere Passage an der schon viel zu oft der abschüssige Tritt nicht gehalten hat, klappt. Weit überstreckt geht es in den Untergriff, dort noch einmal nachchalken.
Nun gilt es wieder: Jeder Zug muss treffen: vom Rasiermesser links in das flache Dreifingerkuppenloch rechts – ein dynamischer Zug mit ungünstiger Trittstellung, Treffer! Nun sanft dynamisch und doch Vollgas auf den scharfen 3 Fingerbündler. Noch ist nichts gewonnen, ich halte mit der rechten Hand die nächsten abschüssigen Zäckchen für die Fingerkuppen in der Hand. Langsam und sauber den kleinen Leistentritt angeln und vorsichtig nach links zum flachen Zwischensloper. Jetzt noch den Fuß etwas höher und der erlösende Zug zum rettenden Henkel.
"Monster Maze" ist geschafft, in jeglicher Hinsicht eine Route die ein ganz persönliches Highlight ist und nebenbei aber auch, die bis dato schwierigste Route im Allgäu darstellt. 9a oder 9a/a+, es ist schwer zu sagen, liegen doch Routen wie "Action Directe", "Kinematix" oder "Hades" schon wieder einige Zeit zurück um hier Vergleichsmöglichkeiten heranzuziehen.
Sollen Versuche weiterer Wiederholer zeigen…. eben der Satz, der bei jeder neuen Route im Highend Bereich steht – potentielle Aspiranten sind natürlich gern gesehene Gäste!