Für diese Männer und Frauen ist kein Mast, keine Fassade und kein Baum zu hoch. Wo andere kapitulieren, klettern sie mühelos nach oben – und zwar täglich, denn das ist ihr Job. Industriekletterer sind in vielen Bereichen tätig und legen wie die Freizeitkletterer Wert auf gutes Material. "Doch die Ansprüche sind ganz unterschiedlich", erklärt Außendienstmitarbeiter Christoph Kühnel vom Hersteller Skylotec.
Das Gewerbe legt vor allem Wert auf Sicherheit, Technologie und Bequemlichkeit, während im Sportbereich neben der Sicherheit das Design und Gewicht im Vordergrund stehen. "Wenn sie beispielsweise stundenlang im Baum hängen, muss der Gurt gut sitzen und bequem sein, ansonsten tut ihnen nach dem Arbeitstag alles weh", meint Kühnel. Skylotec aus Neuwied ist Marktführer für Gurte, Seile, Karabinerhaken, Helme, Stirnlampen… – eben das ganze Equipment, das Industriekletterer an persönlicher Schutzausrüstung (PSA) im Alltag brauchen.
Die Firma ist eine der wenigen, die von der Workwear aus in den Sportbereich vorgedrungen sind. Die meisten Hersteller machen es umgekehrt. Auf der OutDoor in Friedrichshafen präsentiert "Skylotec" in den Messehallen Ausrüstungen für den Sportkletterer und draußen Freigelände kann man unter der Anleitung von Christoph Kühnel am Flaschenzug Gurtsysteme für Industriekletterer testen.
Auch der französische Hersteller Petzl hat das komplette Sortiment an PSA für gewerbliche Anwender im Programm: Helme, Auffang- und Haltegurte, Falldämpfer, Abseilgeräte, Seilklemmen oder Stirnlampen – die Produktpalette ist groß. "Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Industrie auch Wert auf Robustheit legt", erzählt Andrea Werner. Diesem Anspruch trägt Petzl etwa mit neuen Stirnlampen Rechnung, die bruch-, explosions- und chemikalienbeständig sind. Für Sportkletterer, die auf der OutDoor für Petzl im Fokus stehen, sind solche Details eher nebensächlich.
Schon anders sieht es mit Rucksäcken, Zelten oder Oberbekleidung aus. Tatonka etwa produziert unter dem Namen "Tasmanian Tiger" seit 1998 weltweit Equipment für Militär und Polizei. So gibt es zum Beispiel für Soldaten Rucksäcke mit einem Fassungsvermögen von 125 Litern für lange Aufenthalte."Speziell für die Truppe haben wir auch einen Rucksack mit Abwurfsystem für den Notfall entworfen", erzählt Verkaufsleiter Heiko Tschipke. Neben den typischen Tarnfarben Khaki und Camouflage müssen auch die Materialien bisweilen andere Anforderungen erfüllen als für die Freizeit.
"So gibt es etwa einen Rucksack, der bei Infrarotlicht nicht weiß leuchtet, sondern verschleiert wird", sagt Tschipke. Hinzu kommen spezielle Erste-Hilfe-Rucksäcke zur medizinischen Erstversorgung. Bekleidung wie Kampfmittelwesten wiederum müssen modular ausbaufähig sein, um Einzelteile verstauen zu können, andererseits sollten sie auch abriebfest sein. Mit der Folge, dass die Atmungsaktivität darunter leidet. Auch geräuscharme Softshell-Jacken hat "Tasmanian Tiger" für Soldaten oder Jäger im Programm, um sich lautlos anschleichen zu können.
Apropos anschleichen. Outdoor-Schuhspezialist Lowa hat in Kooperation mit Elten eine Sicherheitsschuh-Serie für Bereiche wie die Forstwirtschaft entwickelt. Das Know-how für Materialien, Optik, Sohlen und Passform stammt dabei von Lowa, die Sicherheitstechnik von Elten. Das heißt: In vielen Bereichen profitieren die gewerblichen Anwender inzwischen von den Technologien für den Freizeitsport.
Die OutDoor 2011 ist von Donnerstag, 14. bis Sonntag, 17. Juli nur für den Fachhandel geöffnet. Weitere Informationen unter www.outdoor-show.com.