"Bambi des Alpinismus" vom Alpenclub Berggeist an Hermann Magerer vergeben

Der
bekannte Alpinjournalist Hermann Magerer (69) wurde Ende letzten Jahres in
München vom traditionsreichen Alpenklub Berggeist (AKB) als erster
“Berggeist des Jahres” ausgezeichnet. Nach Aussage des Vorsitzenden
Siegfried Weippert “einer der kleinsten Alpenklubs Europas”,
möchte die Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) – in dem
alpine Spitzenathleten wie die beiden Huber-Buam Alexander und Thomas
ebenso vertreten sind wie erfolgreiche Künstler, Fotografen und
Autoren -mit dem neu gestifteten Preis auf Personen aufmerksam machen,
die sich im Sinne der Vereinssatzung besonders um den “idealen Wert des
Bergsteigens” verdient gemacht haben.

Vermutlich alle Besucher, die am vergangenen Samstag zum Festabend des
Alpenklub Berggeist (AKB) auf den Münchner Nockherberg gekommen
waren, verstanden die Worte des Klubvorsitzenden Siegfried Weippert als
rhetorische Frage, als er sagte: “Wie kommt einer der kleinsten
Bergsteigerklubs dazu, eine Art “Bambi” des Alpinismus ins Leben zu
rufen?” Aber “Berggeister” fühlen sich seit eh und je zu
Besonderem verpflichtet: Als eine “etwas andere” Sektion der Deutschen
Alpenvereins hat es sie nie zu Hüttenbesitz oder
Alpengebietserschließung gezogen. “Es wurden zwar von
Berggeistern schwierigste Berge erstmals erstiegen, die wildesten
Wände in Besitz genommen, verrückte Filme gedreht,
berühmte Bücher geschrieben, herrliche Bilder gemalt – und
neuerdings werden von den Berggeistern sogar alle Rekorde im
Schnellklettern geknackt”, bemerkte Weippert, und meinte, dass die
Auszeichnung einer besonderen Person oder Leistung eine logische
Ergänzung sei.

In seiner Laudatio stellte Dr. Helmuth Zebhauser, Ex-Kulturreferent des
DAV, über den Preisträger und Erfinder der beliebten
Bergsteigersendung Bergauf-Bergab (seit 1975 im Bayerischen Fernsehen)
fest: ” Die praktische Wirkung seiner Sendungen übertrifft die der
meisten, ja vielleicht aller Alpin-Publizisten. (…) Magerer hat sich
bei aller Stimmung, die er zu vermitteln vermochte, nie zum
,Gefühlsgärtner’ der Bergsteiger gemacht. Er hat, wie
man (…) nachlesen kann, auch nicht Trivialliteratur fabriziert. Er
war weder Gartenlaube noch Hölderlin des Alpinismus. Er hat
gewusst, was der unterhaltsame Informationsmarkt braucht und hat
dementsprechend mit dem Wasser dieses Marktes gekocht. Vorzüglich
gekocht. Schmackhafte und verdauliche Kost. (…) Mittelmaß hat
Magerer gesagt und gemeint – wohl gemeint! -, nicht Kunst habe er
machen wollen und auch nicht Kitsch. Das ist ihm vorzüglich
gelungen. Magerer und sein Bergauf-Bergab ist heute eine Ikone im
großen Bilder- und Wörtermuseum der alpinen
Publikationen(…).”

Hermann Magerer, der in seinen Filmtexten stets mit geistreichen
Gedanken brilliert hatte, meinte in seiner Erwiderung: “Ein Leben lang
Bergsteigen ist so gut, wie ein Leben lang nur Bergsteigen schlecht
ist.” Und er schloss mit dem Satz: “Verbundenheit ist mehr ist als eine
Seilschaft.”

Seit
1998 beobachtet Magerer die Bergsteigerszene aus dem Ruhestand, wobei
es ihm häufig gelingt, sich als Gleitschirmpilot einen besonders
weiten Horizont zu verschaffen. Anstelle einer Urkunde erhielt Magerer
ein Gemälde des Berggeistes Sepp Eichinger, das den Berggeistturm
im Wettersteinmassiv zeigt. Das Preisgeld von 500 EURO will Magerer der
Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks stiften.

Hintergrundinformation zum Alpenklub Berggeist
Der Alpenklub Berggeist, der gemäß einer Satzungsbestimmung
nicht mehr als 100 Mitglieder haben soll, spielt seit jeher eine
Sonderrolle unter den 354 Sektionen des Deutschen Alpenvereins. Dies
zeigt sich etwa bei der Bestimmung, wonach nur beitreten kann, “wer von
zwei Mitgliedern des Vereins vorgeschlagen wird”. Erst 1996 konnten
sich die “Berggeister” -als absolute Nachzügler – dazu
entschließen, Frauen aufzunehmen! Mittlerweile ist es drei
mutigen Frauen gelungen, in den Männerkreis vorzustoßen!

Bergsteigerische Leistungen haben zwar seit jeher eine elementare
Bedeutung für das Selbstverständnis des AKB, aber
ausdrücklich erwähnt die Satzung als Vereinszweck auch “die
Vermittlung des Erlebens am Berg durch Wort, Schrift oder sonst
künstlerische Gestaltung sowie die Unterstützung alpiner
wissenschaftlicher Arbeiten”. Nie trachteten die Vereinsmitglieder nach
Hüttenbesitz oder ähnlichen “Bürden” anderer Sektionen.

Die “etwas anderen” Regeln haben den Klub zu einem teilweise
elitären Kreis gemacht. Der Alpinschriftsteller Walter Pause,
selbst mehrere Jahre Vorsitzender, merkte einmal an, dass man aus den
“100 Individualisten” zwar “im besten Fall ein interessantes Irrenhaus,
doch nie und nimmer einen Verein machen” könne.”
Spitzenbergsteiger aus allen Epochen des Alpinismus nach dem Zweiten
Weltkrieg gehören noch heute dazu: der bekannte Filmemacher Martin
Schließler etwa, dem in den 50er Jahren aufsehenerregende
Klettertouren gelangen; die beiden sächsischen Kletterer Herbert
Wünsche oder Dieter Hasse, die viele ihrer leistungsstarken
Freunde in den Verein brachten; Günter Sturm, erfolgreicher
8000er-Mann und über Jahrzehnte Chef des Summit Club, stieß
1962 dazu, und zwei Jahre später Pit Schubert, jahrelang
“Sicherheits-Papst” der Bergsteiger; in der “Mediziner-Abteilung”
finden sich Prof. Dr. Erwin Hipp gelegentlich Seilpartner von
Schließler, später u.a. Teamarzt der deutschen
Eishockey-Nationalmannschaft, der Herzspezialist Prof. Dr. Hans Borst –
gleichfalls zu Zeiten von Schließler und Hipp im Oberreintal
unterwegs – und Wolfgang Schaffert, jahrelang Chef der deutschen Berg-
und Höhenmediziner;

das “name dropping” bei Berggeist schließt Deutschlands
renommiertesten Bergfilmer Gerhard Baur ebenso ein wie den Fotografen
Jürgen Winkler, den TV-Redakteur Michael Pause, die Reiseautorin
Carmen Rohrbach sowie den Autor und Filmemacher Malte Roeper. Nach der
Wende fand der sächsische Ausnahmekletterer Bernd Arnold zum AKB,
und 1997 auch die beiden heutigen Alpin-Stars Alexander und Thomas
Huber; last but not least gehört auch Hüttenwirt und
Allround-Künstler Charly Wehrle zu dem ungewöhnlichen Kreis.

Download:
Wortlaut der Laudatio Hermann Magerer (PDF)
Erläuterungen zum “Berggeist des Jahres” (PDF)

Siehe auch:
www.alpenklub-berggeist.de

QuelleText & Fotos: Alpenclub Berggeist