Sind Kletterer nicht kontrollierbare und süchtige Zerstörer?

Am 16.10.2014 erschien in den Pegnitz Zeitung der Artikel "Felsbiotope wurden zerstört - Pflanzenschützer Johannes Wagenknecht hält Kletterer für nicht kontrollierbar". Die Vielzahl von Kletterern sei schuld an der Vernichtung wichtiger Biotope im Frankenjura und deshalb müsse man die Felsen für Kletterer viel öfter komplett sperren, so die Meinung des Pflanzenschützers. Ein entsprechendes Schreiben sei bereits an das Bayerische Umweltministerium geschickt worden.

Werner Thon im Bayerischen Wald 1999 (c) Martin Joisten Bereits auf der Titelseite der Tageszeitung "Pegnitz Zeitung" (kurz PZ) war am 16.10.2014 die Frage "Zerstörung durch Kletterer?" fett gedruckt zu lesen. Für die befragten Pflanzenschützer eine rhetorische Frage, denn darunter wurde gleich ihr Standpunkt klar gemacht: Es seien die vielen Kletterer, die für die Zerstörung der Felsbiotope verantwortlich sind, und deshalb müsse man mehr Felsen im Frankenjura für Kletterer sperren.

Auf Seite 16 der PZ konnte man dann das Interview mit Johannes Wagenknecht, Vorsitzender des Vereins zur Erforschung der Flora des Regnitzgebietes, lesen. Herr Wagenknecht beklagt dort, dass eine "gewaltige Masse an Kletterern" unterwegs sei, die parke wo sie wolle und auch noch jede Menge Dreck hinterlassen würde.

Die Kletterer würden die Natur schädigen, indem sie insbesondere die Flora an den Felsfüßen zerstören würde. Pflanzen würden weggetreten oder an den Felsen einfach weggeputzt werden, und die "angeblich so harmlosen Boulderer" würden "mit ihren Matten alles platt" machen, wie sich Herr Wagenknecht ausdrückte. Außerdem würden die Kletterer die Tiere verdrängen.

Die Kletterkonzepte für den Frankenjura und das Fichtelgebirge seien juristisch nicht bindend, womit sie eigentlich keinen Wert hätten. Es würde zwar guter Wille hinter den Kletterkonzepten stecken, sie seien aber nicht durchführ- und kontrollierbar, so Herr Wagenknecht weiter. Es seien einfach viel zu viele Kletterer unterwegs. Zudem würden Kletterer immer neue Felsen erkunden und daran klettern wollen, sie seien danach quasi süchtig.

Naturverträgliche Kletterkonzepte bestehen nach Ansicht von Herrn Wagenknecht deshalb darin, die Felsen mit seltener Flora und Fauna viel öfter im Ganzen zu sperren. Man müsse wesentlich "strenger und rigoroser" sein, so wie es bereits im Elbsandstein und im Donautal praktiziert werde.

Um die Kletterkonzepte dahingehend zu verändern – also hin zur Totalsperrung, wie wir es empfinden – hat Herr Wagenknecht bzw. der Verein zur Erforschung der Flora des Regnitzgebietes, bereits vor drei Wochen seine Position gegenüber dem Bayerischen Umweltministerium und den Naturschutzämtern in einem Schreiben deutlich gemacht. Wie es weiter gehen wird, wird sich nach Eingang der Antworten zeigen, so Herr Wagenknecht in dem Interview.

Es ist sehr bedauerlich, dass hier nicht erkannt wurde, dass es gerade "die Kletterer" sind, die Natur und Sport in Einklang bringen wollen und sich dafür sogar selbst reglementieren – rein aus einem Selbstverständnis heraus. So wurden in mühsamer Kleinarbeit komplexe Kletterkonzepte erarbeitet, die europaweit Vorbildfunktion einnehmen – ohne rechtlich verpflichtenden Charakter, und das ist auch gut so.

An dieser Stelle möchten wir daher dem Deutschen Alpenverein und der IG Klettern für ihren fortwährenden Einsatz für naturverträgliches Klettern und die Verhinderung von willkürlichen und unsinnigen Sperrungen danken und es nicht versäumen, auf die einschlägigen Broschüren des Deutschen Alpenvereins hinzuweisen, die diesem Artikel weiter unten beigefügt sind.

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QuelleAnja Joisten, Foto: Martin Joisten