Verlosung von 3×2 Karten für Albert/Heuber Vortrag beim Kölner Alpintag

KurtDer Kölner Alpintag, der am 21.10.2006 im Forum Leverkusen stattfinden wird, wirft seine Schatten voraus. Climbing.de verlost aus diesem Anlass 3×2 Eintrittskarten für den Vortrag “Fight Gravity” von Kurt Albert und Holger Heuber, den die beiden im Rahmen dieses Alpintags halten werden.

Schick ganz einfach bis zum 10.10.2006 eine E-Mail an webmaster@climbing.de mit dem Betreff “Kölner Alpintag – Vortrag Albert/Heuber” und schreibt eure postalische Adresse rein. Das Los entscheidet – die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt.

Viel Erfolg wünscht

Euer Webmaster Martin

 

KURT ALBERT im Porträt: Der geniale Kletterer und Alpinist kommt zum 5. Kölner AlpinTag

Am 21. Oktober wird Kurt Albert beim 5. Kölner AlpinTag mit seiner Diashow Fight Gravity zu Gast sein. Der Mann mit dem roten Punkt hat Klettergeschichte geschrieben:

Geboren wird Kurt Albert am 28.1.1954 in Nürnberg. Von früher Kindheit an klettert er im inzwischen beliebtesten Klettergebiet Deutschlands, dem Frankenjura. 1973 fährt Kurt ins Elbsandsteingebirge und ist wie elektrisiert. Das Kletterniveau ist hoch und das Freiklettern schon streng reglementiert. Für ihn steht fest: Er muss weg vom technischen Klettern und den Freiklettergedanken ins heimische Frankenjura bringen!

Strenge Regelwerke sind aber nicht seine Sache. Zusammen mit seinen Freunden Rainer Pickl, Norbert Bätz und Flipper Fietz kennzeichnet er frei gekletterte Routen einfach mit einem roten Farbklecks, dem Rotpunkt. Ein ganz neuer Kletterstil und ein damit verbundenes Lebensgefühl werden geboren. Dadurch wird der Klettersport weltweit revolutioniert. Bis heute gilt eine Route erst dann als geschafft, wenn man sie „Rotpunkt“, also nur aus eigener Kraft sturzfrei im Vorstieg, geklettert ist.

KurtKurt Albert bildet mit dem aufstrebenden Klettertalent Wolfgang Güllich eine Seilschaft. Das legendäre Traumteam treibt sich gegenseitig zu immer neuen Höhenflügen an. Doch Kurt packt immer öfter das Reisefieber, auch sind seine Finger der extremen Belastung nicht mehr gewachsen. Am unteren 10. Grad ist für ihn die Grenze erreicht. Statt seiner Kletterschuhe hängt er jedoch den Lehrerberuf an den Nagel und beginnt mit dem Expeditionsbergsteigen. Er will den Rotpunkt-Gedanken auf die großen Wände der entlegensten Berge übertragen. Zahlreiche Erstbegehungen gehen seither auf sein Konto.

Kurt Albert entwickelt eine zweite Leidenschaft: das Kajakfahren. Es folgen Expeditionen nach Grönland, Kanada und Patagonien, immer mit guten Freunden, z. B. Holger Heuber und Stefan Glowacz. Die langweilen sich mit Kurt Albert nie, denn berühmt ist der schon lange für seine häufigste Frage: „Warum muss das ausgerechnet mir passieren…?!“ Da ist eine gute Geschichte nie weit!

Bergsportkollegen schätzen Kurt Albert wohl auch deshalb, weil Freundschaft und sein positives Lebensgefühl bei ihm an erster Stelle kommen. Er lässt sich nicht verbiegen und „macht nur Dinge, die ihn wirklich interessieren, und oft genau das Gegenteil von dem, was gerade von ihm erwartet wird“, so Holger Heuber in Fight Gravity. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder man akzeptiert Kurt so, wie er ist, oder man wird wahnsinnig“.

Telefoninterview vom 08.05.2006 mit Kurt Albert

KurtMW: Kurt, Du bist der Erfinder des Rotpunktkletterns und hast maßgeblich zur Entwicklung des Klettersports beigetragen. Als ein Pionier des Extremkletterns gehen zahlreiche Erstbesteigungen in verschiedensten Ländern der Welt auf Dein Konto. Wie kommt ein ehemaliger Mathematik- und Physiklehrer dazu, das Klettern zu seinem Beruf zu machen?

KA: Das hat sich einfach so ergeben. Ich habe ja Lehramt studiert und bin dann geklettert, in den Ferien viel gereist. Schon während meiner Studienzeit hatte ich mal einen Beratervertrag vom Sporthaus Schuster in München. An der Schule dann waren mir die Ferien irgendwann zu kurz, man braucht ja mehr Zeit am Stück für längere Expeditionen. 1986 hab ich den Lehrberuf an den Nagel gehängt. Alles Weitere hat sich entwickelt.

MW: In der Zeitschrift klettern (Ausgabe September 2005) sagtest Du einmal: „Klettern ist für mich der Sport, der meinem Kopf am nächsten kommt“. Was fasziniert Dich so am Klettern? Schließlich bist Du schon so lange dabei – wird es Dir denn nie langweilig?

KA: Ich bin schon als Kind in exponierten Positionen gewesen, aus der Dachluke meines Elternhauses geklettert oder habe mich auf dem Kirchturm herumgetrieben – zum Schrecken meiner Mutter! Wenn die das alles gewusst hätte! Oder als Neunjähriger bin ich zusammen mit einem Kumpel den Glückssteig (bekannter Klettersteig in der fränkischen Schweiz) einfach so hinaufgestiegen, da wo heute die Touristen mit Klettersteigset, Helm usw. raufgehen. Klettern ist eine vielseitige und komplexe Sportart, jede Begehung einer Route ist anders. Dazu kommt der kommunikative Aspekt des Reisens, du kannst andere Menschen und Kulturkreise kennen lernen.

MW: Profikletterer begeben sich und geraten immer wieder in Gefahr. Es bleibt einem doch manchmal die Spucke weg, wenn man sieht, was Profis so alles riskieren. Ich denke da an das berühmte Foto von Dir mit Maßkrug, einarmig über dem Abgrund in Devil’s Crack (Frankenjura; 7, Erstbegehung durch Kurt Albert 1977) hängend. Wie gehst Du in schwierigen Situationen mit Deiner Angst um?

KA: Also, ich möchte definitiv nicht sterben! Und solche Bilder wie mit dem Maßkrug, die entstehen nach langer Vorbereitung. Die Route war ich vorher schon mindestens 50 Mal mit Seil gegangen und das Hängen an einem Arm hatte ich ausgiebig trainiert. Beim Free Solo klettern geht es immer um die mentale Seite des Sports. Die Angst kommt vorher, bei dem Gedanken, was man tun möchte, und weniger, wenn man eine Route klettert. Erst bereitet man alles bis ins Kleinste vor und trainiert entsprechend. Ich kenne mich und meinen Körper sehr gut aus jahrelanger Erfahrung, das ist sicher anders als bei Anfängern. Mental ist es immer was Neues – lässt Du beim Klettern einer vertrauten Route das Seil weg, begibst Du Dich einfach auf eine völlig neue Ebene! Es ist und bleibt aber immer eine Gratwanderung.

MW: Viele Bergsteiger und Kletterer kommen früher oder später zum Höhenbergsteigen, Du dagegen bereist ferne Länder mit verschiedensten Reisemitteln – z. B. bist Du in die Antarktis gesegelt – allerdings immer mit dem Ziel, dort zu klettern. Warum hat Dich das Höhenbergsteigen nie interessiert?

KA: Ach ja, es gibt sicher sehr schöne Achttausender. Und auf hohen Bergen, z. B. einem 6000er, bin ich auch schon gewesen. Mir liegt aber die Art der Fortbewegung nicht so sehr. Es ist sicher noch ein Unterschied, ob man sich aus eigener Kraft fortbewegt, so wie Messner und einige andere das machen. Aber in der Regel sind das große Expeditionsstrupps, die da hochgehen. Das ist nicht mein Stil. Mich faszinieren eher die kompakten Big Walls, die großen Wände aus Granit und das gesamte Erlebnis darum. Das sind ja eigentlich konstruierte Abenteuer, die man sich da ausdenkt.

MW: Gerade in den letzten Jahren hast Du mit abenteuerlichen Reisen und Expeditionen z. B. nach Grönland, Patagonien oder in die Antarktis auf Dich aufmerksam gemacht. Was war Dein letztes größeres Projekt und welche Unternehmungen planst Du für die nahe Zukunft?

KA: Geplant war als letztes Projekt Anfang diesen Jahres eine Reise nach Venezuela mit Stefan Glowacz zu einem der Tafelberge. Die Reise konnte dann aber wegen einer Verletzung von Stefan nicht stattfinden. Die Expedition wird aber bald nachgeholt.

MW: Immer wieder wird darüber gesprochen, dass Du eine ganz bestimmte Einstellung zum Klettern hast, und dass Du Deine Klettereien mit fairen Mitteln angest. Könntest Du bitte erklären, was Du damit meinst?

KA: Ausgangspunkt des Ganzen ist sicherlich der Rotpunkt-Begriff. Mitte der Siebziger haben wir die sächsische Freikletterethik in die fränkische Schweiz übertragen. Da ging es darum, Felswände ohne technische Hilfsmittel zu überwinden. Man will die Dinge aus eigener Kraft schaffen und möglichst wenig Spuren hinterlassen, z. B. indem man Klemmkeile verwendet. Auch der Zugang zu den großen Wänden wird mit ortsüblichen Transportmitteln oder zu Fuß zurückgelegt, der Rückweg ebenso. Wir suchen unsere Routen gezielt aus, indem wir der natürlichen Linie des Felsens, z. B. Rissen, folgen, und verzichten auf Nahrungsmittel- oder Technikdepots und Helikopter. Nur nicht auf ein Satellitentelefon! Ich will nicht der „große Held am Berg“ sein, da sind mir in einem Notfall die eigene Sicherheit und die meiner Freunde wichtiger!

MW: Bei Deinen Expeditionen bist Du oft mit Freunden unterwegs, z. B. mit Stefan Glowacz und Holger Heuber, letzterer wird auch bei Deinem Vortrag am 5. Kölner AlpinTag dabei sein. Welche Eigenschaften bringt jemand mit, der mit Dir auf eine Expedition geht?

KA: Am wichtigsten ist die Freundschaft, dass da der Funke überspringt und es menschlich passt. Streit am Berg, das ist gar nicht mein Ding. Dann muss jeder natürlich seinen Aufgabenbereich gut lösen können, z. B. muss der Kameramann gut filmen, aber auch klettern können. Die Stimmung muss gut sein. Und vor allem muss sich jeder in dem bestätigt fühlen, was er tut, auch wenn er beispielsweise nicht direkt am Erklettern der wichtigsten Routen beteiligt ist.

MW: In den letzten Jahren hat das Klettern sehr geboomt und inzwischen kann eigentlich jeder Tourist auf große und gefährliche Berge steigen. Geht Dir als „altem Hasen“ diese rasante Entwicklung des Bergsports nicht manchmal auf die Nerven?

KA: (Lacht) Ich finde immer meine Nischen! Wir tragen als Profikletterer ja auch durch unsere Vorträge zu diesem Boom bei. Es gibt Mittel und Wege, dies zu kanalisieren und Verbände, die sich hier super engagieren. Problematisch sind immer die Felssperrungen, die durch falsches Verhalten der Kletterer verursacht werden.

MW: Kommen wir zu Deinem Buch Fight Gravity. Darin schilderst Du die Entwicklung des Klettersports in Deutschland, ausgehend von der Kletterbewegung in der fränkischen Schweiz. Wie ist das Buch entstanden und wer sollte es lesen?

KA: Das war ein längerfristiges Projekt und mit der Idee zum Buch hat es vor 10 Jahren angefangen. Es gab zum Schluss noch mal ca. zwei Jahre ganz konkrete Arbeit daran, dann wurde es endlich im letzten Jahr fertig. Das ist auf jeden Fall ein Buch für Spezialisten, für Menschen, die sich fürs Klettern und Klettergeschichte im Besonderen interessieren. Deshalb auch die kleine Auflage von ca. 5.000 Stück – inzwischen hat auch eigentlich jeder das Buch, den es wirklich interessiert. Reich werde ich damit wirklich nicht! (lacht)

MW: Da kann ich mir dem Traum vom Reichwerden mit einem eigenen Kletterbuch wohl abschminken! Spaß beiseite, es gibt auch eine Fight Gravity CD, die man separat erwerben kann. Was kann man darauf sehen?

KA: Da sind uralte Filmaufnahmen darauf, solche, die es vorher noch nicht zu sehen gab. Von Klettergrößen wie Flipper Fietz oder Wolfgang Güllich und Sepp Gschwendtner. Es gibt auch ausgiebige Kommentare von mir.

MW: Fight Gravity heißt auch Deine Multivsionsshow, die Du beim 5. Kölner AlpinTag vorstellen wirst. Du bist ja bekannt dafür, dass Du während Deiner Vorträge immer mal wieder spontan neue und überraschende Geschichten aus dem Hut zauberst. Trotzdem – könntest Du uns einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, was uns erwartet?

KA: Ja, sicher. Es geht um alle wesentlichen Aspekte des Kletterns, z. B., wie der Freiklettergedanke aus dem Elbsandsteingebirge in die fränkische Schweiz kam, es geht um den Rotpunkt-Gedanken, um Regeln und Stilformeln des Kletterns. Aber das ist längst nicht alles. Es geht auch um die ganz großen Wände, um Episoden aus Expeditionen in ferne Länder, um die schönsten Reiseerlebnisse, z. B. in der Antarktis.

MW: Klingt aufregend! Was war denn z. B. so ein Erlebnis in der Antarktis?

KA: Ja, da war viel! Erst mal diese schaukelige Fahrt mit dem Segelboot, eine Woche – das war nicht immer angenehm – aber dann die Belohnung: diese unglaubliche einsame Landschaft! Nur Schnee und Eis und höchstens mal eine Forschungsstation. Die Tiere dort, die waren ganz zahm und kamen nahe an uns heran, z. B. ein Seehund. Wir haben noch Scherze gemacht, weil der aussah wie tot. Der lag ganz friedlich da und nahe bei uns. Das hat mich bewegt.

MW: Kurt, ich denke, wir dürfen uns alle sehr auf einen spannenden Vortrag freuen! Ich danke Dir ganz herzlich für das Gespräch.

Das Interview wurde von Marion Welkener (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für den Kölner AlpinTag) per Telefon am 8. Mai 2006 geführt.

Siehe auch:
Reinhold Messner kommt zum 5. Kölner AlpinTag am 21. Oktober 2006
www.dav-koeln.de/alpintag.htm

QuelleText: Marion Welkener, Martin Joisten, Fotos: Archiv Albert, Martin Joisten