Eine ganze Menge Attraktionen waren dabei am vergangenen Wochenende rund um das DAV Kletter- und Boulderzentrum in München-Thalkirchen geboten. Deti Fliegl hat einen gelungenen Film gedreht, der die Stimmung perfekt wiedergibt.
Fotostrecke: Muenchner Stadtmeisterschaften 2013
Das DAV Boulder- und Kletterzentrum als idealer Austragungsort
Eröffnet wurde die offene Münchner Stadtmeisterschaft im Klettern am Samstag von Frau Hacker als Vertretung von Schirmherrin Frau Strobl (2. Bürgermeisterin). Die Veranstaltung wird seit 11 Jahren von der Alpenvereinssektion Oberland mit Unterstützung der Alpenvereinssektion München abgehalten. Einige hundert Teilnehmer und Zuschauer griffen ab 9:30 Uhr ans Plastik, um ihr Bestes zu geben. Der Wettkampf zeichnet sich durch viele Startklassen (Kinder, Jugend, Erwachsene und 40+, jeweils männlich und weiblich) und einen bunten Mix aus verschiedenen Disziplinen wie Bouldern, Routen, Aktionsstationen, High Jump, Boulderfinale etc. aus.
Es gibt bundesweit keine größere Veranstaltung dieser Art. Der sich daraus ergebende hochsportliche Anspruch erfordert einen außergewöhnlichen Austragungsort und ein hochprofessionelles, zahlenmäßig starkes Helferteam. Die weltgrößte Kletteranlage, das DAV Kletter- und Boulderzentrum in München-Thalkirchen, und das Helferteam der DAV-Sektionen München & Oberland bieten dabei alles, was für den anspruchsvollsten aller deutschen Regionalwettkämpfe notwendig ist.
Professionelles Schrauberteam setzt Maßstäbe
Die Qualifikation wurde dieses Mal eine halbe Stunde länger angesetzt, und die meisten Boulder waren optimal über das weitläufige Gelände verteilt. Optimistische Wettkampfatmosphäre verbreitete sich während der Qualifikationsrunde am Vormittag. Ein Top-Schrauberteam war im Einsatz. Stuart Hardy, seines Zeichens Chefroutenbauer in Thalkirchen, leitete Bene Hirschmann, Chiara Clostermann, Julius Kerscher und Florian Wientjes an. Unterstützung kam noch vom "Thalkirchenchef" Mark Eisele höchstpersönlich, der sich um einige der Qualirouten "kümmerte".Somit wurden Kletter- und Boulderprobleme vom Feinsten geboten, die nach übereinstimmender Rückmeldung alles abfragten, was derzeit beim Klettern "angesagt” ist: Komplexe Sprünge, Gleichgewichtsprobleme, Kraftboulder, technische Raffinessen, Wettkampfprobleme, Schwungmitnahmen, Multi-Tasking-Aufgaben, Platten usw. – der Wettkampf forderte enstprechend sehr "breit" aufgestellte Teilnehmer.
Spaß und Fairness für die Kinder
Wie schon seit 11 Jahren Tradition, waren auch wieder die beliebten Kinderstationen geboten. Für die Bierkastenstation ist ein guter Gleichgewichtssinn nötig, um 15 Kisten zu einem Turm zu stapeln und sich zuletzt oben drauf zu stellen ohne dabei umzukippen. Die über 20 m langen Hangelleitern und die 10-m-Slackline waren eine weitere Hürde, die es in der Kinderklasse zu bewältigen galt.Im Umfeld der Kletteranlage boten die Alpenvereinssektionen München & Oberland zusätzlich noch Klettern am Turm und die Kletterscheibe an. Viele lachende Kindergesichter bestätigten wieder einmal das kinder- und jugendfreundliche Konzept der Stadtmeisterschaft. Gegen Mittag stiegen die Temperaturen auf Werte um die 30°, und viele Kletterer kamen ins Schwitzen. Der hitzige Kampf an garstigen Boulderproblemen brachte dabei einige Herren dazu, oberkörperfrei anzutreten.
Hohe Temperaturen schrecken vom Fels ab
Heisser Fels ergibt schlechte Reibungswerte. Einige alpiner gestimmte Gemüter verbrachten diesen Tag sicherlich an kühlen Nordwänden über 1500 m Meereshöhe. Die harten Sportkletterer und Boulderer aber waren wegen der hohen Temperaturen vom Bewegen am Fels abgeschreckt. So ergab es sich, dass fast alle High-End-Kletterer der Region auf der 11. Münchner Stadtmeisterschaft am Start waren.
Stadtmeisterschaft ist Abschluss und Höhepunkt des Oberlandcups
Natürlich war die Stadtmeisterschaft auch wieder der Abschluss und Höhepunkt des Oberlandcups. Dem Reglement entsprechend werden dabei die Sieger in der Gesamtwertung dieser Kletter- und Boulderwettkampfserie ermittelt. Der Oberlandcup setzt sich aktuell aus vier Wettkämpfen zusammen: CLIMB FREE auf der Messe F.re.e., der Gilchinger Meisterschaft sowie der Tölzer und der Münchner Stadtmeisterschaft.Nur wer bei der Münchner Stadtmeisterschaft antritt und dort im Finale mitmischt, hat eine Chance auf den Gesamtsieg. Nichtsdestotrotz schätzen gerade im Kinder- und Jugendbereich viele Nachwuchskletterer, die (noch) keine Chance auf das Finale haben, die fairen und zugleich abwechslungsreichen Bedingungen der Münchner Stadtmeisterschaft.
Victor Funk und Afra Hönig gewinnen den High Jump
Nach der Qualifikation steht der High-Jump-Wettbewerb (wer springt an der Wand am höchsten) an. Dazu werden zwei Startgriffe an der Wand fixiert und schräg darüber – mit gehörigem Abstand – ein großer Zielgriff, den es anzuspringen und festzuhalten gilt. Um die 50 Teilnehmer wollten wissen, wer von ihnen am höchsten springen kann. Bei jedem Durchgang wird der Griff ein weiteres Schraubloch höher gesetzt, bis nur noch ganz wenige übrigbleiben. Münchner High-Jump-Meister wurden dieses Mal Victor Funk, seines Zeichens Trainer bei München & Oberland, und die starke Afra Hönig aus Landshut. Sie gewannen jeweils einen zweitägigen Kletterurlaub in Tirol mit Hotelübernachtung für zwei Personen.
Hitzeschlacht im Finale
Zum Start des Finales ließen sich die Bedingungen an der Finalwand im Betonaußenwandbereich nur noch mit tropisch umschreiben. Echte Wettkampfkletterer müssen allerdings mit Unpässlichkeiten locker umgehen können, denn es gibt keine Wettkämpfe, bei denen alles nach Plan läuft. Die Besten Teilnehmer sind daher oft die, die sich durch nichts aus ihrem inneren Konzept bringen lassen.
So qualifizierten sich, bis auf wenige Ausnahmen (s.u.), die Favoriten problemlos für das Finale von Stadtmeisterschaft und Oberlandcup – freilich waren zwei Favoriten erst gar nicht angetreten: Romy Fuchs (M & O / Jugend) und Thomas Stallinger (Wettkampftrainer bei München & Oberland/ Herren 40+) hatten sich in den Wochen zuvor Knieverletzungen zugezogen, die eine Teilnahme ausschlossen. Der Finalmodus schreibt zwei Boulder vor. Beim ersten Boulder starten die ersten fünf Besten jeder Klasse (bei Doppelplatzierungen können das auch mehr sein). Die daraus hervorgehenden drei Besten treten wiederum im zweiten Boulder gegeneinander an.
Weibliches Kinderfinale mit Top-Nachwuchstalenten
Die weibliche Kinderklasse trat so stark an wie nie zuvor. Charlotte Hahn (7./Bamberg), Anna Lechner (8./Wettkampfkader 3/ M & O) sowie Eva Perwitzschky (9./Erlangen) zählten durchaus zum Kreis der Finalanwärterinnen, konnten sich dann aber letztlich nicht qualifizieren. Mit Lisa Pollinger, Lara Lechner (beide Sichtungskader M&O) und Kathi Haimerl (Wettkampfkader M&O) zogen drei Münchnerinnen ins Finale ein.
Die anderen drei Konkurrentinnen waren jedoch "Auswärtige, die nicht von hier stammten", wie es der Urmünchner Karl Valentin umschrieben hätte: Ida Söldner aus Bamberg wurde 3., die Salzburgerin Christina Wittauer – die schon bei CLIMB FREE und Tölzer Stadtmeisterschaft stark aufzeigte – wurde zweite. Münchner Meisterin in der weiblichen Kinderklasse wurde Frederike Fell, ein großes Nachwuchstalent aus Freising, die auch Siegerin in der Oberlandcup-Gesamtwertung vor Christina und der entschlossen aufkletternden Kathi Haimerl wurde.
Nur Nachwuchs von München & Oberland im männlichen Kinderfinale
Bei den Kindern stießen "die üblichen Verdächtigen" bis ins Finale vor. Felix Hecht (Sichtungskader/M&O) konnte nach dem CLIMB FREE erneut in ein Finale klettern. Dieses Mal machte er Platz 5 und wurde 4. in der Gesamtwertung des Oberlandcups. Den Rest machten vier Kletterer vom Wettkampfkader 3 von München & Oberland unter sich aus, drei davon hatten Chancen auf den Gesamtsieg. Elias "Spiri" Heinemann (1.) bestätigte seine Topform und wurde mit einem Flash im zweiten Boulder (9 UIAA) souverän Münchner Meister in der Kinderklasse.
Korbinian "Bini" Fischer (2.) wurde Vizemeister vor dem erst 11-jährigen Luis Funk (3.) und Philipp Götschel (4.) Die ersten drei Plätze in der Gesamtwertung Oberlandcup waren identisch. In beiden Durchgängen hatten die Schrauber meisterhafte Boulderprobleme kreiert, die eindrucksvoll demonstrierten, was die "kleinen" Nachwuchskletterer heutzutage können müssen. Sogar die meisten der erwachsenen Zuschauer waren sich sicher, dass sie in diesem Kinderfinale keine Chance gehabt hätten.
Leonie Lochner wird Oberlandcup-Siegerin bei den Mädels
Bei der weiblichen Jugend trat Romy Fuchs, die eigentlich zu den Favoriten zählte, wegen einer Knieverletzung, die sie sich auf dem deutschen Jugendbouldercup zuvor in Auerbach zugezogen hatte, nicht an. So siegte Luisa Brumma (Wettkampfkader 2/M&O) mit hochkonzentriertem Einsatz verdient, nachdem sie noch auf der Gilchinger Meisterschaft über ihren damaligen 4. Platz sehr unzufrieden war.
Zweite wurde Louisas Kaderkollegin Leonie Lochner (2.), die raffiniert aufkletterte, sich aber angesichts der pressigen Finalboulder nicht durchsetzen konnte. Elisabeth Binder aus Gangkofen wurde Dritte. Zu Gast aus Tschechien errang Klara Halmo Platz 4 vor Julia Kressierer (5./Sichtungskader/M&O). Die Oberlandcup-Gesamtwertung fiel dagegen anders aus: Hier lag Leonie (1.) mit zwei zweiten Plätzen vor Elisabeth (2.) und Louisa (3.), der der besagte 4. Platz in Gilching einen Strich durch die Rechnung machte.